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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Kinflufs des Mondes und der Sonne auf die nördlichen Passatwinde. 
Der Einfluls des Mondes und der Sonne auf die nördlichen 
Passatwinde. 
Dafs der Mond einen BEinflufs. auf die Witterung hat, ist ein weit ver- 
breiteter Volksglaube; alle bisher angestellten Versuche, denselben wissenschaft- 
lich zu erklären und nachzuweisen, haben jedoch zu keinem Erfolge geführt, 
Neuerdings vun hat Herr M. A. Poincare, Chef-Ingenieur des Ponts et 
Chaussges, die Untersuchungen wieder aufgenommen und aus denselben ein 
den Glauben bestätigendes Resultat abgeleitet, jedoch mit der Einschräukung, 
dafs nicht die Mondphasen es sind, welchen, wie bisher festgehalten wurde, 
Einflüsse auf die Vorgänge in der Atmosphäre zuzuschreiben sind, dafs die- 
zelben vielmehr zusammenhängen mit der Deklination des Mondes, wobei gloich- 
zeitig der entgegengesetzten Wirkung der Sonne Rechnung getragen werden 
muß, Herr Poincare hat seine umfangreiche, diesen Gegenstand behandelnde 
Arbeit der Pariser Akademie der Wissenschaften . vorgelegt, und einem über 
dieselbe von Herrn Mascart Seiteobs der zur Prüfung eingesetzten Kommission 
erstatteten Bericht ‘) entnehinen wir das Folgende: 
Die Wirkung des Mondes auf die Erde ist eine allgemeine, welche sich 
an einem bestimmten Örte, wo dieselbe durch lokale Einflüsse verdeckt sein 
kantı, schwer wahrnehmen und bestimmen läfst, Es mufste daher zur Lösung 
der Frage zunächst der Charakter der allgemeinen Lufteirkulation für jeden 
Tag bestimmt werden, Herr Poincare hat hierzu die täglichen Wetterberichte 
des Signal-Ofüce der Vereinigten Staaten von Amerika benutzt, welche die 
gleichzeitigen Beobachtungen auf einer grofsen Anzahl von Landstationen und 
von Schiffen auf See enthalten, Auf den diese Berichte begleitenden Karten 
der Nordhemisphäre ist eine Kurve gezeichnet, welche die Gegend der aus 
aördlicher Richtung dem Aequator zu wehenden Winde umfalst, und weiche als 
Grenzlinie des Passatgebietes angesehen werden kann, und sus welcher sich für 
letzteres angenähert eine mittlere Breite bestimmen läfst. Kg ist nur eine Periode 
von zwölf Mondsumläufen vom 10. Dezember 1882 bis zum 13. Dezember 1883 
der Betrachtung unterzogen. Die so erhaltene Kurve, welch& die Breite der 
Passatzone darstellt, zeigt im Laufe des Jahres allerdings viele Unregelmäßig- 
keiten, läßt jedoch eine Anzahl bemerkenswerther Beziehungen in Betreff des 
Monds- und Sonneneinflusses erkennen. 
Ueber den Einfluls des Mondes ergiebt sich: 
4. Die Breite der Passate erleidet eine regelmäßige Schwankung, deren 
Periode mit den Veränderungen der Deklination des Mondes übereinstimmt, 
indem die höheren Breiten dem nördlichen Stande des Mondes, die niedrigen 
den südlichen Lunistitien entsprechen. 
2. Wenn der Mond im Aequator steht, erleidet die Verschiebung der 
Passate eine Unterbrechung, welche sich in der Kurre durch eine Art Absatz 
kennzeichnet. Unter sonst gleichen Verhältnissen ist die mitilere Breite dieser 
Absätze gröfser, wenn der Mond von Süden nach Norden den Aequator über- 
achreitet, als wenn er in entgegengesetzter Richtung dieses thut. Der Kinflufs 
des Mondes auf die Verschiebung der Passate nach Norden oder Süden würde 
demnach mehr hervorireten, wenn er sich dem Aequator nähert, als wenn er 
sich von demselben entfernt. 
3. Das Gebiet der Passate nimmt zu, wenn der Mond sich der Krde 
nähert, und nimmt ab, wenn er sich von derselben entfernt; aber diese Wirkung 
übertrifft die der Monddeklination nur in den dem Perigäum und Apogäum 
nahe liegenden Tagen. 
Die Wirkung der Sonne tritt nicht so deutlich hervor, doch lassen sich 
durch die graphische Uebertragung der Beobachtungen folgende zwei Beziehungen 
feststellen: 
1. Unter sonst gleichen Verhältnissen ist die mittlere Breite der Passateo 
kleiner während des Sommers, wenn die Sonne nördliche Deklination hat. 
2. Wenn Mond und Sonne beide südliche Deklination haben, ist die 
Breite der Passatzone größer, kleiner dagegen, wenn beide Gestirne nördliche 
Deklination haben. 
1) Comptes Rendus 1886 Tom. 52.
	        
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