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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Kaiserin Augusta-Fiußs, Kaiser Wilhelns-Land, 
Schmucksachen und hauptsächlich viele Fische (Asle) zum Verkauf. Am Vor- 
mittage des 5. April wurde mittelst der mitgeführten Dampfbarkasse die etwa 
4 Sm breite Bucht sorgfältig ausgelothet und dann Nachmittags in der Barkasse 
die Fahrt stromaufwärts, vom schönsten Wetter begünstigt, augetreten. 
In der eigentlichen Mündung an der Südspitze der Bucht zeigte sich der 
Fluß etwa 1,5 Sm breit, und beirug die Stromschnelligkeit etwa 3% Sm per 
Stunde, eine Geschwindigkeit, die auf das durch die Regenzeit bewirkte starke, 
auf 1,5 bis 2m geschätzte Anschwellen des Flusses zurückzuführen war, Diese 
Schätzung fand einen Anhalt darin, dafs Kokospalmen und andere Bäume, die 
nur auf trockenem Lande keimen und gedeihen können, so tief im Wasser 
standen. Die starke Strömung in der Mitte des Flusses erschwerte die Fahrt 
and nöthigte das Boot, an den Ufern zu halten, wo auch in Entfernungen von 
L—2 m noch wenigstens 3'/2 m Tiefe blieben, 
Die Ufer des Flusses zeigten sich auf der der Strömung entgegengesetzien 
Seite mit hohem Schilf besetzt, in welches das Wasser noch 50--300 m sich 
fortsetzte; erst dahinter begann mit der Waldlinie das feste Land; auch auf 
der Stromseite standen die Bäume des Urwaldes in 4—5 m tiefem Wasser, und 
noch meilenweit hinem war Wasser zwischen den Waldbäumen sichtbar. 
In der Hauptrichtung kommt der Flufs von Südwest, macht jedoch, so 
weit die Beobachtung reicht, starke Biegungen nach West, Nord und Ost, 80 
dafs sein Lauf, —. in der Nähe der Küste, ein mehrfach gewundener ist. 
Am ersten Tage dampfte die Barkasse etwa 6 Sm aufwärts und wurde 
am Abende gegenüber einem kleinen Dorfe vor Anker gebracht, ohne dafs es 
wegen der starken Strömung möglich war, das letztere zu erreichen. 
Am folgenden Tage (6. April} wurde vor Tagesanbruch aufgebrochen 
und die Fahrt flußaufwärts fortgesetzt, bis um Mittag etwa 35 Sm zurückgelegt 
waren. Das Bild des Flusses war im Wesentlichen unverändert; die Breite 
betrug eine Meile, olt etwas mehr, bisweilen weniger; die Strömung war die 
gleiche wie an der Mündung. Nur die Flora an den Ufern änderte sich mit 
dem weiteren Vordringen. 
War Anfangs die Areca nissa und Areca nibung — palmenartige Sumpf- 
gewächse — und die weiße Mangrove häufig in dem Gemisch von Flufs- und 
Salzwasser, so wurden dieselben immer seltener, und an ihre Stelle traten 
einzelne Kokospalmen, Kasuarinen, Brodfruchtbäume und namentlich viele Sago- 
palmen. Hohes Schilfgras bedeckte, strichweise abwechselnd mit dichtem Ge- 
büsch und Urwald, die flachen weit überschwemmten Ufer. Das ganze Flufe- 
gebiet, so weit das Auge reichte, war ebenes Land. Bedauerlicher Weise war 
es bei dem hohen Wasserstande nicht möglich gewesen, einen Landungsplatz 
zu finden oder mit dem Boote das dichte Schilfgebüsch und den überschwemmten 
Urwald zu durchbrechen. 
Gegen 1 Uhr Mittags wurde endlich eine Ansiedlung von einigen Hätten 
am rechten Ufer des Flusses erreicht, die zweite, welche auf der Fahrt sichtbar 
geworden war, 80 dafs die Ufer des Flusses nur schwach bevölkert scheinen, 
Die Häuser standen in 3a m tiefom Wasser auf hohen Pfählen und waren in 
schlechtem Zustande, Zunächst war von Menschen nichts zu sehen; bald jedoch 
kamen acht grofse, schön geschnitzte und breite Kanoes stromabwärts, alle mit 
Männern stark besetzt, welche viele Waffen — Speere, Pfeile und Bogen — 
mit sich führten. Anfangs waren dieselben scheu und paddelten möglichst 
schnell wieder zwischen die Urwaldbäume hinein; bald aber kamen sie zurück, 
gefolgt von kleineren Kanoes mit Frauen und Kindern, die sich beim Heran- 
nahen der Barkasse gefürchtet hatten und xun durch das Anbieten von Glas- 
penlen, rothem Zeug und dergleichen angelockt wurden. Es waren alle große 
räftige Menschen, sehr laut in ihren Aeulserungen über die Aukömmlinge und 
in kurzer Zeit zutraulich, allerdings auch, wie Kapt, Dallmann bemerkt, 
diebisch. Ihre Kanoes hatten keine Ausleger, anscheinend um damit bei Hoch- 
wasser besser zwischen den Bäumen herumfahren zu können. 
Da die Kohlen zur Neige gingen und die starke Strömung ein weiteres 
Vorwärtskommen ausschlofs, trat die Expedition am Nachmittage den Rückweg 
an. Von der Ansiedlung aus konnte man den Fluß aufwärts noch etwa 5 Sm 
übersehen, welche er ziemlich gerade in WSW- Richtung durchläuft. Das Land 
erschien in dieser Richtung als unabsehbare Ebene, und die Flufsufer boten
	        
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