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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

412 Derviationsbestimmung auf Dampfschiffen unabhängig von Peilungen. 
einen der acht Hauptstriche — am besten einen Strich, wo die Deviation 
möglichst gering ist, bei Holzschiffen also etwa Nord, bei eisernen Schiffen 
einen dem Baukurse nahe liegenden, um bei Konstruktion der Deviationskurvo 
eine zu grofse Unsymmetrie derselben in Bezug auf die vorläufig angenommene 
Axe zu vermeiden — als Anfangspunkt des Kreises und notirt nach einer 
Sekundenuhr den Augenblick, in welchem der Steuerstrich genau mit dem be- 
sagten Kurse übereinstimmt. Von diesem Momente an lese man genau bei 
Ablauf jeder halben Minute die zugehörigen Kompafskurse ab und notire sie, 
Schließlich wird auch der Augenblick der Vollendung des Kreises, also wenn 
der Anfangskurs am Steuerstrich wieder einspielt, notirt. Das Schiff mufs dann 
eine Drehung: von 360° zurückgelegt haben. 
Eine Umlaufszeit von 10 Minuten für jeden der beiden Kreise ist, da 
man in dieser Zeit ca 20 Punkte für die Konstruktion jeder Kurve erhalten 
und auch die Kurse noch bequem ablesen kann, am empfehlenswerthesten; 
ferner ist es angezeigt, bei der Beobachtung trockener Kompasse, um die Er- 
schütterungen durch die Maschine zu vermindern, die Kreise höchstens mit 
halber Maschinenkraft zu durchlaufen. 
Bei rascher Drehung sind vom Beobachter behufs leichteren Ablesens 
die beim Steuerstrich passirenden Grade mitzuzählen, damit auf das „Stopp“ 
des die Uhr Beobachtenden sofort der betreffende Kurs angegeben werden 
kann. Ganz in derselben Weise verfährt man bei der entgegengesetzten Drehung, 
wobei das Ruder so viel nach der anderen Bordseite zu legen ist, dafs man 
eine dem ersten Kreise nahe gleichkommende Umlaufszeit und ein ebenso 
zleichmäfsiges Zurückbleiben oder Voreilen der Rose erzielt. Für die zweite 
Drehung beginne man die Beobachtung bei demselben Kurse wie für die erste, 
damit die beiden Kurven möglichst nahe aneinander fallen und die Mittelkurve 
bequem gezogen werden kann. 
Da das Schiff während der Beobachtungen in gleichen Zeitintervallen 
gleiche Drehungswinkel durchläuft, mul beispielsweise für eine Umlaufszeit 
von 9” 0* einer Minute ein wirklicher Drehungswinkel von 360 dividirt durch 9 
= 40,00°, einer halben Minute aber == 20,00° entsprechen. Hat man z. B,, 
vom Kurse N nach rechts drehend, den der verflossenen halben Minute zu- 
kommenden Kompafskurs N -+ 15,5° abgelesen, so erhält man für den Unter- 
schied der Drehung nach der Rose und der wirklichen Drehung: -+ 45° als 
Aenderung der Deviation vom Kurse N während der wirklichen Drehung des 
Schiffes von 20°, welche positiv zu nennen ist, wenn die Rose vom Anfangskurs 
nach rechts abgelenkt erscheint, wenn also bei der Rechtsdrehung die wirkliche 
Drehung gröfser als die Drehung nach dem Kompafs ist. 
Bei fortgesetzter Addition des Winkels 200° nach rechts erhält man 
durch die analogen Differenzen mit den zugehörigen folgenden Kompafskursen, 
welche je einer weiteren halben Minute Zeitintervall zukommen, die jeweilige 
Summe der Derviationsänderungen vom Anfangskurse N an für 18 Kompafskurse, 
Die der Linksdrehung entsprechenden Derviationsänderungen werden auf 
ähnliche Weise gefunden, indem die je einer weiteren halben Minute zukommen- 
den wirklichen Drehungswinkel, welche sich wieder aus der Umlaufszeit ergeben, 
von N nach links addirt und die Differenzen dieser Summen mit den betreffen- 
den Kompafskursen gebildet werden. 
Die zweite Drehung dient sowohl zur Elimination der Induktionsverspätung 
resp. des Reibungswiderstandes und der Trägheit der Rose, als auch zur Kon- 
trolle der ersten. Ist der allgemeine Verlauf der zweiten Kurve bezüglich 
seiner charakteristischen Form analog dem der ersten, so kann daraus schon 
auf die Verläfslichkeit und Richtigkeit der Beobachtung geschlossen werden. 
Eine weitere Kontrolle kann durch Fortsetzung der beiden Drehungen bis zum 
zweiten Kreisschluls ausgeübt werden, wobei die zwei letzteren Kreise für sich 
wieder als selbstständige Deviationsbestimmungen zu behandeln sind. 
Für diese Methode ist das graphische Verfahren besonders zu empfehlen. 
Man nimmt zur Konstruktion der Kurve am besten ein Napier’sches Diagramm, 
ermittelt aus der Umlaufszeit des Schiffes, welche in Minuten und Bruchtheilen 
derselben auszudrücken ist, sowohl für die Rechts- als auch für die Links- 
drehung den absoluten Drehungswinkel, welcher dem Zeitintervall von einer 
Minute entspricht, und trägt zunächst den der Rechtsdrehung entsprechenden
	        
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