Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Reisebericht der Deutschen Brigg „Albert Reimann“. 
407 
kommen, um Kopra für Europa zu laden. In früheren Jahren wurde derselbe 
in Prauen nach Celebes gebracht und von dort nach Europa verschifft, 
Die Kulis erhalten auf den Schiffen einen Tagelohn von 1 bis 1,50 Gul- 
den. Sie sind aber nur schwächlich und infolge dessen träge, 
Nachdem wir in Taroena 1800 Pikuls Kopra geladen hatten, wurde die 
Weiterreise nach Gorontalo, an der Nordostküste von Celebes, angetreten. Am 
2. April hatten wir um 10" am. die Anker gelichtet und gsegelten bei un- 
beständigem Winde von NE bis ENE 2-—3 aus der Bai und südwärts Jäugs 
der Insel. Am 11. April wurde um 4* p,m, nach einer Reise von 9 Tagen in 
der Bai von Gorontalo auf einer Wassertiefe von 18m (10 Fad.) geankert. 
Gorontalo.!) Die Bai von Gorontalo ist gegen alle Winde, mit Aus- 
nahme derjenigen von S bis SW, geschützt und, da es aus diesem Viertel nie 
stürmisch weht, ein guter und sicherer Hafen. Der Strom läuft stets aus der 
Bai hinaus; nur zur Zeit der Fluth entsteht dicht unter Land eine Gegen- 
strömung, während in der Mitte des Fahrwassers auch dann der auslaufende 
Strom nicht aufgehoben wird. Beim Einsegeln, welches stets mit der Seebriese 
zu geschehen hat, muß man die Ostseite des Fahrwassers halten. Bei leichter 
Briese dürfen die Segel nicht zu früh geborgen werden, denn quer ab vom 
Leuchtthurm geräth man leicht in Stromwirbel, die das Schiff aus dem Kurse 
bringen. Es ist gerathen, einen Wurfanker mit Leine hinten fertig zu halten, 
für den Fall, dafs es u sein sollte, die Fahrt des Schiffes zu stoppen; 
andererseits ist es aber auch geboten, ein Boot bereit zu haben, um das Schiff 
nöthigenfalls bugsiren zu können und es auf dem Kurse zu halten, wenn es 
nicht recht dem Ruder gehorchen will. Das Aussegeln aus der Bai muß stets 
mit der Landbriese unternommen werden, weil beim Auskreuzen die Schiffe 
unter dem Kinfiuls der Strömung oft die Wendung versagen. Eine Deutsche 
Bark lief kurz vor meiner Anwesenheit hierselbst, weil sie beim Wenden dem 
Ruder nicht gehorchen wollte, au der Westseite der Ausfahrt bei einem solchen 
Unternehmen auf einen großen Stein und wurde wrack. 
Der „Albert Reimann“ Ing zum Laden an der Gourernements-Brücke 
(Coaling- and Steamer landing Place), in einer kleinen Bucht, einkommend an 
der St-B.-Seite der Bai, woselbst die Wassertiefe bei Niedrigwasser 5,5 m 
(18!/s Fufs) beträgt. Das Schiff war mit B-B.-Anker und 36 m (20 Fad.) Kette 
nach vorne (Norden) und einer Trosse mit Wurfanker nach aufsen vertäut und 
vermittelst Trossen nach dem Lande an grofsen Steinen befestigt, . 
Während unseres Aufenthaltes in Gorontalo, vom 11. bis 21. April 1886, 
wechselten Land- und Seebriese regelmäfsig mit einander ab; erstere setzte 
gewöhnlich gleich nach Sonnenuntergang ein und wehte während der ganzen 
Nacht von den hohen Bergen aus Nord mit Stärke 2—4 recht aus der Bai 
hinaus, Die Seebriese pflegte, nach vorhergegaugener Windstille, von 9" oder 
10% a. m. bis 4* p. m. mit Stärke 2—3 aus Süd zu wehen, um dann abzufßlauen. 
Das Weiter war am Tage ausnahmslos schön, während am Abend, kurz vor 
oder nach Sonnenuntergang, mit dem Eintritt der Landbriese sich einige Regen- 
schanuer einstellten, Der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser betrug 
zur Springzeit 1 m. 
Reis und verschiedene Arten Gemüse sind preiswürdig zu bekommen, 
ebenso auch Fische und Hühner, letztere zum Preise von Z'% bis 3 Gulden 
das Dutzend. Alle diese Sachen werden von den Eingeborenen an Bord zum 
Kauf angeboten. Trinkwasser in guter Beschaffenheit kann man etwa 34 Sm 
den Fluß aufwärts, in der Nähe der Stadt, schöpfen und mit dem Schiffsboote 
an Bord holen. Der Arbeitslohn für einen Eingeborenen, der aber sehr träge 
ist, beträgt !/s Gulden den Tag. 
Unkosten hatte ein Schiff bis dahin io Menado, Gorontalo und Sangir 
keine, aber vom 1. Januar 1886 ab wird in den beiden erstgenannten Plätzen 
für die Ausklarirungsakte und den Gesundheitspals von einem Schiffe unter 
200 Tons 1,50 und darüber 2,50 Gulden Gebühr gehoben. In Taroena wurden 
mir diese Papiere von dem dortigen Kontroleur der Talautse-Inseln kostenfrei 
überwiesen. 
x 
Siehe diese Annalen, Jahrgang 1886, Seite 89.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.