Reisebericht der Deutschen Brigg „Albert Reimann“,
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Besatzung Jay krank am Skorbut danieder, weshalb ich das Schiff mit ver-
schiedenen Erfrischungen versah.
Am Abend des 20. Januar peilte die Insel Gomono OzN und Obi Latta N,
wodurch uns die Gewilsheit wurde, daß wir trotz der ziemlich westlichen
Position des vorhergehenden Tages große Schwierigkeiten haben würden, bei
den leichten Winden, Windstillen und der starken östlichen Strömung durch
die Molukken-Passage nach Norden zu gelangen, und entschlofs ich mich deshalb,
nach der GE abzuhalten. Am 22. Januar um 12% p.m, peilte die
Nordapitze der Insel Kıkik 08S0'/:0 und die Südspitze von Gasses-Insel mw, SW,
and befanden wir ung demnach in dem südlichen Eingange zur letztgenannten
Passage. Ein Strom konnte hier nicht wahrgenommen werden, sondern nur
sine starke Kabbelung. Zur Durchsegelung der Passage, einer Strecke von
260 Sm, gebrauchten wir nicht weniger als 16 Tage, indem erst am 7. Februar
Abends in der Länge von 129° 10° Ost die Breite der Nordspitze der Insel
Morotay erreicht wurde. Leichte Winde, Windstillen, Gegenströme u. 8. w.
rerbanden diese Fahrt mit bedeutenden Schwierigkeiten. Der gröfste Aufenthalt
fand erstens in der Durchfahrt zwischen Moar (Kap TZabo) und der Insel Geby
und zweitens bei der Umsegelung der ordspitze von Morotay Statt, an welchen
beiden Oertlichkeiten der stärkste südliche Strom beobachtet wurde. Im süd-
lichen Theil der Gülolo-Passage, woselbst ich so weit, als die Sichorheit des
Schiffes erlaubte, nach der Güolo-Seite hinüber hielt, setzte der Strom ver-
schiedentlich nach N, besonders von Pulo Hassil bis zu der Gruppe der Wida-
Inseln. Ich bin daher der Ansicht, dafs 6s zur Ueberwindung des Stromes am
vortheilhaftesten ist, sich auch von dem Kap Salawar bis zur Nordspitze von
Morotay nahe unter Land zu halten, Leider war ich nicht im Besitz einer
peslellen Segelanweisung für die Güolo-Passage,
Betreff der in der Karte angegebenen kleinen Insel Albrecht Reilin
(Erbe), nach der Segelanweisung für den Molukken-Archipel (Addenda XXI
von James Una & Son, London) in 0° 43‘ 30“ N-Br und 129° 15' O-Lg
gelegen und von Kapt. H. van Erbe von der Niederländischen Bark „Albrecht
üling“ entdeckt und berichtet, muß ich bemerken, dafs mir die Existenz der-
selben in der bezeichneten Position zweifelhaft erscheint. Am 31. Januar 1886
um 4% am. peilte ich die Katharine-Insel, welche am gestrigen Tage und
während der Nacht stets in Sicht und Peilung gewesen war, mw. W 5 Sm ab,
Hierauf wurde bei NNW-Wind, Stärke 3, am Winde ein NO-Kurs eingehalten
and dann um 8" a, m. Katharine-Insel in 8 Sm Entfernung WSW gepeilt. Da
„Albert Reimann“ somit in unmittelbarer Nähe der für Albrecht Keiling- oder
Erbe-Insel gegebenen Position passirte, so müßte diese Insel bei dem schönen
klaren Wetter und der ruhigen See doch wohl gesichtet worden sein; aber
trotz eines scharfen Ausgucks von Deck und von der Marsraa war dieselbe
ringsum nicht zu entdecken. Vielleicht handelt es sich aber auch garnicht um
eine Insel, sondern um eine Klippe zwischen Wind und Wasser oder unter
Wasser, und ist die Entdeckung des Kapt. Erbe nur fälschlich als Insel be-
richtet, In der Karte ist Te00k eine Insel verzeichnet, und von einer solchen
war, wie schon gesagt, in der angegebenen Position nichts zu sehen.
Um 12 Uhr Mittags den 13. Februar peilte die Nordwestspitze der Insel
Banka, an der Nordostküste von Celebes, S und die Nordspitze der Insel Taltssa
WNW!AW per Kompals, Wir kreuzten mit leichter Briese aus NW bis WNW,
ohne indels den Gegenstrom überwinden zu können, und hielten deshalb um
34% p.m. ab, um das Südende der Insel Banka herum in die Banka-Strafse
hinein. Von 4? bis 8* p. m. kreuzten wir in derselben westwärts und standen
am die Jetztgenannte Stunde in der Nähe der Ganga-Insel. Um 9 p.m., bei
der Insel Lidaga, trat Windstille ein, und das Schiff trieb mit der Strömung
nach SO zurück, Um 1'%4* a, m. den 14. Februar ankerten wir deshalb auf
einer Wassertiefe von 19,8 m (11 Fad.) an einer Stelle, wo das Nordkap von
Celebes WzN und die Ostspitze der Insel Talissa Nz0'4A0 per Kompals peilte.
Der Strom setzte hier mit einer Geschwindigkeit von 0,5 bis 1,0 Kn nach 050.
Um 6! am. den 14, Februar lichteten wir wieder den Anker und
segelten mit leichten veränderlichen westlichen Winden, unterbrochen von
Windstillen, dem westlichen Ausgang der Banka-Straßse zu. Um 12 Uhr Mittags