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Reisebericht der Deutschen Brigg „Albert Reimann“.
Banda. Am 11. Dezember 1885 verliefsen wir mit der Landbriese von
Nordost des Morgens die Rhede von Makassar, um nach Banda weiterzusegoln,
Die Reise, welche 12 Tage in Anspruch nahm, wurde namentlich anfangs durch
die vielen Windstillen südlich von Celebes sehr verzögert. Diese Windstillen
sind wohl in dem Umstande zu suchen, dafs der NW-Monsun durch die hohen
Berge von Celebes aufgehoben wurde. Belangreiche Strömungen wurden auf
der ganzen Reise nicht beobachtet, Mit Tagesanbruch des 23. Dezember wurde
die Insel Gunong Api der Banda-Gruppe, ein hoher Berg, gesichtet, und gleich
darauf auch die kleinen vorliegenden Inseln. Um 10%? a. m. segelten wir mit
dem Winde NW 3 durch den Lonthoir-Kanal nach der Rhode von Banda und
ankerten hier in einer Tiefe von 10,8 m (6 Fad.). Die in der Specialkarte an-
gegebenen Bojen habe ich nicht alle an Ort und Stelle vorgefunden; an der
Südseite des Kanals fehlten zwei derselben. Hierüber habe ich dem Hafen-
meister Meldung gemacht, und es steht die baldige Auslegung der fehlenden
Bojen in Aussicht. Der Hafenmeister, von Beruf ein Postbeamter und erst
kürzlich von Batavia nach hier versetzt, gestand mir, dafs er noch nicht
genügend mit den Funktionen seiner neuen Stellung vertraut 8el,
Der Hafen von Banda ist gegen alle Winde und jeden Seegang geschützt
and deshalb sehr gut. Das Wasser ist derartig klar, dafs man in einer Tiefe
von 12,6 m (7 Fad.) die Anker auf dem Meeresboden ganz deutlich liegen sehen
kann. Der Grund besteht aus Sand, mit kleinen Korallen vermischt, und hält
daher vortrefflich. Da zur Zeit des NW-Monsuns der Wind auf der Rhede
von Banda, infolge der unmittelbaren Nähe des vorliegenden Vulkans Gunong
Api, als Fallwind stofsweise und oftmals mit grofser Kraft auftritt, so ist es
gerathen, gleich bei der Ankunft das Schiff mit beiden Ankern zu vertäuen.
Während der Anwesenheit von „Albert Reimann“ in Banda, vom 23. De-
zember 1885 bis zum 9. Januar 1886, war das Wetter daselbst fast täglich
stürmisch und böig mit heftigem Regen; an einzelnen Tagen erreichte der Wind
in den Böen von 10 bis 15 Minuten Dauer die Stärko 7—9,
Das Trinkwasser, welches sehr gut ist, kann man mit dem Schiffsboote
aus dem kleinen Flusse in der Nähe des Forts und des Militärlagers auf der
Insel Lonthotr holen. Der Proviant ist sehr theuer, und selbst Fische und
frisches Fleisch sind nur zu hohen Preisen zu haben.
Da „Albert Reimann“ mit dem für Menado bestimmten Rest der Ladung
nicht mehr den genügenden Tiefgang hatte, so mufste noch Ballast eingenommen
werden. Derselbe wird mit grofser Mühe und grofsen Unkosten und nach ein-
geholter Erlaubnis des Gouverneurs von der Tasel Gunong Apt geholt, Die
Steine werden oben am Berge auf der Südseite der Iusel, welche dem Lonthoir-
Kanal zugewandt ist, vermittelst eiserner Brechstangen losgelöst und von dort
heruntergerollt, Um ca 50 Tonnen Ballast an Bord zu erhalten, benöthigten
wir deshalb auch volle sieben Tage, wobei aufßser der Schiffsmannschaft noch
10 Kulis beschäftigt waren, Letztere erhalten als Tagelohn 1 Gulden, arbeiten
dafür aber nur von Morgens 7 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr. Für eine Prane,
die Steine an Bord zu fahren, hatte ich täglich 5 Gulden Miethe zu zahlen.
Von Banda nach Menado. Am 9. Januar 1886 gingen wir um 8 a. m.
auf der Rhede von Banda unter Segel, um die Reise nach Menado anzutreten,
Mit leichtem Westwinde steuerten wir durch den Neira-Kanal und versuchten
dann mit dem Winde NW bis N, Stärke 3, aufzukreuzen. Am Abend des
14. Januar war der südliche Eingang zur Manipa-Strafse erreicht. Zum Zurück-
legen dieser Strecke waren somit 5'% Tage erforderlich gewesen. Um die auf
derselben sich bietenden Hindernisse am besten zu überwinden, ist es zur Zeit
des NW-Monsuns gerathen, dicht unter der Küste von Ceram aufzuarbeiten,
weil hier der östliche Strom schwächer ist, als weiter südwärts. Der Wind
war gewöhnlich am Tage südlich und während der Nacht nördlich von West,
and ist es daher besonders vortheilhaft, am Abend so nahe als möglich unter
der Südküste von Ceram zu stehen. Die Durchaegelung der Manipa-Straßse
beanspruchte zwei Tage.
Am 19. Januar sprachen wir die eiserne Holländische Bark „Marie en
Julie“ aus Middelburg, welche auf der Reise von Cardıff nach Ternate begriffen
war und bis zu diesem Tage schon eine Reise von 208 Tagen hatte, ron denen
45 in der Ombay-Passage verbracht worden waren. Ueber die Hälfte der