Ann, d. Hydr. ete., XIV. Jahrg. (1886), Heft IX.
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Die Winde und Strömungen in den Ostafrikanischen Küstengewässern.
Bearbeitet von der Deutschen Seewarte,
(Hierzu Tafeln 11 bis 14.)
Einleitung.
Material. Die Anzahl der auf der Seewarte befindlichen meteorologischen
Journale, welche Beobachtungen aus den Ostafrikanischen Gewässern enthalten
und deshalb für die vorliegende Untersuchung benutzt werden konnten, beziffert
sich im Ganzen auf 33 Nummern. Dieselben rühren zum größten Theile
von den beständig in der Fahrt nach Ostafrika beschäftigten Segelschiffen
„Amanda & Elisabeth“ und „Suahelz“ von der Rhederei der Herren Hansing & Co,
und „Zanzibar“ von der Rhederei der Herren Wm, 0’Swald & Co, in Hamburg
her, deren Kapitäne seit einer Reihe von Jahren als Mitarbeiter der Seewarte
(hätig gewesen sind. Aufser diesem Material besitzt die Seewarte, infolge einer
Gefälligkeit der Herren Wm. 0’Swald & Co, noch von 37 Reisen nach Ost-
afrika gewöhnliche Schiffstagebücher, geführt auf den Segelschiffen „Nubia“,
„Lagos“, „Zanzibar“, „Madagascar“ und „New-Orleans“. Da die Angaben in
denselben in Bezug auf Winde und Strömungen ausführlich und anscheinend
zuverlässig sind, wnrden auch diese Journale mit herangezogen. Sie gelangten
indessen nur insoweit zur Verwendung, als die in den eigentlichen meteoro-
logischen Journalen enthaltenen Notirungen für die Feststellung der mittleren
monatlichen Verhältnisse nicht genügend erschienen, Die Zeit, während welcher
die Beobachtungen angestellt wurden, umfaßt die 20 Jahre von 1866 bis 1885.
Da die Schiffe, deren Journale hier verwendet wurden, nordwärts nur
ausnahmsweise über die Breite von Zanzıdar hinausgehen, erschien es zweck-
mäfsig, als nördliche Grenze des in Betracht zu ziehenden Gebietes den Parallel
von 5° Süd anzunehmen. Als östliche Grenze wurde bei der Untersuchung der
mittleren Windverhältnisse der Meridian von. 45° Ost angenommen; bei der
Darstellung der beobachteten Stürme und in den Strömungskarten wurden jedoch
auch die weiter ostwärts, auf Reisen nach und von Madagascar gewonnenen
Beobachtungen herangezogen. Nach Süden bildet für die mittleren Wind-
verhältnisse der Parallel von 30° Süd, für die Stürme und Strömungen der von
35° Süd die Grenze des untersuchten Gebietes.
Methode der Untersuchung. Bei der Untersuchung über die herrschenden
Winde wurde das Gebiet in Abschnitte von 5° Breite eingetheilt, was im Hin-
blick sowohl auf die geographischen Verhältnisse als auch auf die von den
Schiffen eingehaltenen Routen ala das Zweckmälsigste erschien. Letztere führen
hier fast ausnahmslos entweder von Süd nach Nord oder von Nord nach Süd,
und die als Grenzen angenommenen Breitenparallele bilden demnach zugleich
auch Abschnitte der Schiffswege. Unterabtheilungen in der Richtung Ost— West
wurden dagegen nicht gemacht. Es war zu erwarten, dafs über den Unterschied
der Windverhältnisse in verschiedener Länge eine Zusammenstellung nach dem
vorliegenden Materiale doch kein richtiges Bild geben würde, denn in Meeres-
strichen, wo fast alle Schiffe in derselben Richtung fahren, rührt eine aus den