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Kleine Notizen.
bestimmt, während einige kleine Küstenfahrer für Madras ladeten, Kine Anlege-
brücke ist leider immer noch nicht vorhanden, und man hat beim Landen zur
Zeit des Niedrigwassers durch den Schlamm zu waten, Der Ballast mufs in
Leichtern gelöscht werden, falls man es nicht vorzieht, nach See zu segeln uud
denselben dort auf 18m (10 Fad.) Tiefe über Bord zu werfen. Für Benutzung
eines Leichters zum Löschen des Ballastes wird 1 Rp. die Tonne berechnet.
Es ist in False Point aber uur ein einziger Leichter zu diesem Zweck vorhanden,
der auch gleichzeitig die Schiffe mit dem nöthigen Trinkwasser zu versorgen
hat, weshalb manchmal mehrere Tage auf letzteres gewartet werden mus.
An Proviant ist aufser einigen Hühnern, Eiern, Schafen und Kürbissen
nichts zu bekommen; alle übrigen Schiffsbedürfnisse müssen entweder von
Cuttack oder Calcutta beschafft werden, wobei man leider nicht immer auf das
rechtzeitige Eintreffen derselben rechnen darf. Ich hatte schon gleich nach
meiner Ankunft in False Point anf telegraphischem Wege durch den hier an-
sässigen Shipchandler, einen alten Engländer, Proviant in Calcutta bestellt, und
obwohl ich 35 Tage im Hafen lag, mufßste ich doch schliefslich ohue denselben
in See gehen. Vielleicht tritt in diesen Verhältnissen aber demnächst 6ine
Besserung ein, da sich 14 Tage vor unserer Abfahrt ein zweiter Händler hier
niederliefs, der es schon möglich machte, dafs die Schiffe täglich frisches Fleisch
erhielten.
Gewöhnlich haben die Schiffe von der Gröfse der „Pallas“ (612 Reg.-
Tonnen) in False Point 30 Arbeitstage zum Laden. Sie müssen diese auch stots
ausliegen, denn die Arabischen Kaufleute schicken die Güter nicht eher an
Bord, als bis die Zeit noch gerade zum Beladen ausreicht. Dies erfordert in
der Regel aber nur 12 Tage. Es ist daher dem Kapitän, der eine Chartepartie
für False Point abschliefst, zu rathen, in derselben möglichst wenig Liegetage
zu bedingen und sich nicht mit der Aussage der Makler, dafs die Schiffe trotz
langer stipulirter Liegezeit stets rasch befördert würden, beruhigen zu lassen.
Hooky Tollah. In Hooky Tollah, dem Platze, wo sich die Zoll- und
Hafenbehörde befindet, herrscht ein gelindes Sumpffieber, doch ist der Aufent-
halt an Bord gesund, und sind auch bei mir an Bord Krankheitsfälle nicht
vorgekommen. Die Ursache des Fiebers am Lande ist wohl hauptsächlich dem
schlechten brackigen Wasser, welches die Leute geniefsen, zuzuschreiben. Das
Wasser, welches wir an Bord bekamen, war aber sehr gut, und die Leute am
Lande könnten eben solches haben, wenn sie die Mühe nicht scheuten, es sich
weiter aufwärts aus dem Flusse zu holen,
6. (D. S.) Ueber eine Ueberschwemmung in der Boca bei
Buenos Aires berichtet derselbe Kapitän, wie folgt:
„Am 13. September 1884 wurde „Pallas“ in die Boca hineingeschleppt
und daselbst festgemacht. Am 21. September wehte ein schwerer Nordoststurm
mit heftigem Regen und Gewitter, der am nächsten Tage auf Südost lief und
den Flufs derart aufstaute, dafs die ungeheuren Wassermassen, die der Regen
gebracht hatte, das ganze niedrige Binnenland überflutheten. Am 23. und
24. September, nachdem das Wasser schon etwas abgezogen war, lief der Strom
mit einer rasenden Geschwindigkeit den Flufs abwärts. Die ganzo Oberfläche
des Stromes war bedeckt mit Treibgegenständen, als Talgfässern, Holz, Häusern
und todten Thieren, ja selbst einige menschliche Leichen wurden beobachtet.
Die Straflsen der Stadt wurden vielfach unterwaschen und stellenweise sogar
durchgerissen. Alle Schiffe hatten ihre Anker tief am Lande eingegraben und
waren außerordentlich gut festgemacht; wohl demjenigen, welches in einer ge-
schützten Bucht lag. Viele Schiffe rissen jedoch los, nahmen andere mit sich
[ort und erlitten meistens mehr oder weniger schwere Unfälle. Wir sind
glücklicher Weise mit dem blofsen Schrecken davon gekommen; aber eine
Deutsche Brigg und eine Amerikanische Bark trieben hoch auf das Land. Die
Brigg könnte später wieder abgegraben werden, während die Bark kondemmnirt
werden mufste, 70 Leichterfahrzenge trieben ohne Bemannung seewärts.
Obgleich die Boca wohl im Allgemeinen der Rhede von Buenos Aires
vorzuziehen ist, hat sie doch auch ihre grofsen Uebelstände, als da sind:
schlechte Vorkehrungen, um das Schiff sicher festzumachen, leichte Gelegenheit
ler Mannschaft zum Desertiren, langsame Beförderung des Löschens und Ladens,