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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Kleine Notizen. 
bestimmt, während einige kleine Küstenfahrer für Madras ladeten, Kine Anlege- 
brücke ist leider immer noch nicht vorhanden, und man hat beim Landen zur 
Zeit des Niedrigwassers durch den Schlamm zu waten, Der Ballast mufs in 
Leichtern gelöscht werden, falls man es nicht vorzieht, nach See zu segeln uud 
denselben dort auf 18m (10 Fad.) Tiefe über Bord zu werfen. Für Benutzung 
eines Leichters zum Löschen des Ballastes wird 1 Rp. die Tonne berechnet. 
Es ist in False Point aber uur ein einziger Leichter zu diesem Zweck vorhanden, 
der auch gleichzeitig die Schiffe mit dem nöthigen Trinkwasser zu versorgen 
hat, weshalb manchmal mehrere Tage auf letzteres gewartet werden mus. 
An Proviant ist aufser einigen Hühnern, Eiern, Schafen und Kürbissen 
nichts zu bekommen; alle übrigen Schiffsbedürfnisse müssen entweder von 
Cuttack oder Calcutta beschafft werden, wobei man leider nicht immer auf das 
rechtzeitige Eintreffen derselben rechnen darf. Ich hatte schon gleich nach 
meiner Ankunft in False Point anf telegraphischem Wege durch den hier an- 
sässigen Shipchandler, einen alten Engländer, Proviant in Calcutta bestellt, und 
obwohl ich 35 Tage im Hafen lag, mufßste ich doch schliefslich ohue denselben 
in See gehen. Vielleicht tritt in diesen Verhältnissen aber demnächst 6ine 
Besserung ein, da sich 14 Tage vor unserer Abfahrt ein zweiter Händler hier 
niederliefs, der es schon möglich machte, dafs die Schiffe täglich frisches Fleisch 
erhielten. 
Gewöhnlich haben die Schiffe von der Gröfse der „Pallas“ (612 Reg.- 
Tonnen) in False Point 30 Arbeitstage zum Laden. Sie müssen diese auch stots 
ausliegen, denn die Arabischen Kaufleute schicken die Güter nicht eher an 
Bord, als bis die Zeit noch gerade zum Beladen ausreicht. Dies erfordert in 
der Regel aber nur 12 Tage. Es ist daher dem Kapitän, der eine Chartepartie 
für False Point abschliefst, zu rathen, in derselben möglichst wenig Liegetage 
zu bedingen und sich nicht mit der Aussage der Makler, dafs die Schiffe trotz 
langer stipulirter Liegezeit stets rasch befördert würden, beruhigen zu lassen. 
Hooky Tollah. In Hooky Tollah, dem Platze, wo sich die Zoll- und 
Hafenbehörde befindet, herrscht ein gelindes Sumpffieber, doch ist der Aufent- 
halt an Bord gesund, und sind auch bei mir an Bord Krankheitsfälle nicht 
vorgekommen. Die Ursache des Fiebers am Lande ist wohl hauptsächlich dem 
schlechten brackigen Wasser, welches die Leute geniefsen, zuzuschreiben. Das 
Wasser, welches wir an Bord bekamen, war aber sehr gut, und die Leute am 
Lande könnten eben solches haben, wenn sie die Mühe nicht scheuten, es sich 
weiter aufwärts aus dem Flusse zu holen, 
6. (D. S.) Ueber eine Ueberschwemmung in der Boca bei 
Buenos Aires berichtet derselbe Kapitän, wie folgt: 
„Am 13. September 1884 wurde „Pallas“ in die Boca hineingeschleppt 
und daselbst festgemacht. Am 21. September wehte ein schwerer Nordoststurm 
mit heftigem Regen und Gewitter, der am nächsten Tage auf Südost lief und 
den Flufs derart aufstaute, dafs die ungeheuren Wassermassen, die der Regen 
gebracht hatte, das ganze niedrige Binnenland überflutheten. Am 23. und 
24. September, nachdem das Wasser schon etwas abgezogen war, lief der Strom 
mit einer rasenden Geschwindigkeit den Flufs abwärts. Die ganzo Oberfläche 
des Stromes war bedeckt mit Treibgegenständen, als Talgfässern, Holz, Häusern 
und todten Thieren, ja selbst einige menschliche Leichen wurden beobachtet. 
Die Straflsen der Stadt wurden vielfach unterwaschen und stellenweise sogar 
durchgerissen. Alle Schiffe hatten ihre Anker tief am Lande eingegraben und 
waren außerordentlich gut festgemacht; wohl demjenigen, welches in einer ge- 
schützten Bucht lag. Viele Schiffe rissen jedoch los, nahmen andere mit sich 
[ort und erlitten meistens mehr oder weniger schwere Unfälle. Wir sind 
glücklicher Weise mit dem blofsen Schrecken davon gekommen; aber eine 
Deutsche Brigg und eine Amerikanische Bark trieben hoch auf das Land. Die 
Brigg könnte später wieder abgegraben werden, während die Bark kondemmnirt 
werden mufste, 70 Leichterfahrzenge trieben ohne Bemannung seewärts. 
Obgleich die Boca wohl im Allgemeinen der Rhede von Buenos Aires 
vorzuziehen ist, hat sie doch auch ihre grofsen Uebelstände, als da sind: 
schlechte Vorkehrungen, um das Schiff sicher festzumachen, leichte Gelegenheit 
ler Mannschaft zum Desertiren, langsame Beförderung des Löschens und Ladens,
	        
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