Längenbestimmungen darch Beobachtung des Auf- oder Untergangs eines Gestirns, 371
In Beispiel 2 ist der Luftdruck 759,8 mm, die Temperatur 25,6° C., die
Augeshöhe 3,6 m.
Om — 34" 0
Korrektion für Barometer = » 0
Korrektion für Thermometer = — 15,6. 10 = —156” = — 2 36
Korrektion für Augeshöhe = — 44.4 = — 18
e = 31‘ 28%.
Nach den Tafeln ist:
0m = 34‘ Qu
end +B+T = —2 38
0 = 31‘24*.
Die Bestimmung der Gestirnsamplitude nach der Mayer’schen Methode
hat für die Praxis wenig Werth; es genügt hier, das Gestirn in geringem Ab-
stande vom Seehorizont zu peilen, und diese Peilung als dem wahren Auf- oder
Untergange entsprechend anzusehen, die wahre Amplitude aber nach der Formel
cos A = sind sec zu berechnen, ohne weitere Korrektionen anzubringen. Der
Fehler, den man hierdurch begeht und der durch Anwendung der neuen Methode
eliminirt werden soll, ist zu gering, um in der Praxis einer Berücksichtigung
zu bedürfen, und liegt innerhalb der Fehlergrenzen beim Peilen des Gestirns
mittelst des Kompasses.
Will man übrigens das genaue Azimuth beim scheinbaren Auf- oder
Untergang haben, um es mit dem durch Peilung gefundenen zu vergleichen, so
kann man dasselbe auch ohne die Tafeln in ähnlicher Weise, wie dies für
den Stundenwinkel oben angegeben, und nach entsprechender Formel aus den
Argumenten Zenithdistanz beim scheinbaren Auf- oder Untergange, Breite und
Deklination berechnen.
Eine schon ältere ähnliche, von Commander H. B. Weston vorgeschlagene
Methode zur Bestimmung der Länge beim Auf- oder Untergang der Sonne sei
nier noch erwähnt. Derselbe beobachtet nicht den scheinbaren Auf- oder Unter-
gang im Seehorizont, sondern den Moment, wo der Mittelpunkt der Sonne im
wahren Horizonte steht, und zwar, indem er die Höhe, welche zu dieser Zeit
Jer Ober- oder Unterrand der Sonne über dem Seehorizont hat, im Sextanten
anter Berücksichtigung eines etwaigen Indexfehlers desselben einstellt. Hiermit
wird das Fallen oder Steigen der Sonne kurz vor dem Untergang oder nach
dem Aufgange beobachtet und der Zeitpunkt notirt, wenn dor betreffende
Rand die Kimm berührt, und für diese Zeit die Groenwicher Zeit abgeleitet.
Commander Weston giebt allerdings zu, daß diese Bestimmung wegen der
Unsicherheit der Refraktion nur als eine angenäherte betrachtet werden darf,
Er empfiehlt, den Oberrand zu beobachten, oder zur gröfseren Sicherheit durch
zinen zweiten Sextanten resp. einen zweiten Beobachter auch noch den Unter-
rand. Zum bequemeren Gebrauch seiner Methode hat er Tafeln !) berechnet, in
denen für eine bestimmte Augeshöhe und einen bestimmten Radius der Sonre,
die Höhen des oberen Randes sowohl, wie die des unteren über der Kimm an-
gegeben sind,
Eine dritte Tafel dient zur Berechnung der Ascensional-Differenz und
somit der Ortszeit des wahren Auf- resp. Unterganges, durch deren Vergleich
mit der aus der Beobachtung abgeleiteten Greenwicher Zeit man die Er —.
erhält; die Werthe sind für jeden halben Grad der Deklination und Breite be-
rechnet; dazwischen mufs interpolirt werden; sie reicht nur bis 61° Breite,
weil die Methode auf höheren Breiten wegen der langsamen Bewegung der
Sonne zu ungenaue Resultate liefert.
Beispiel 6. Breite 15° 46‘N, Länge 70° 10‘O. Deklination der Sonne
4° 2‘ 17“ S, Halbmesser der Sonne 16‘ 1% Iudexkorrektion des Instrumentes
= 1’ 10%“ Zeitgleichung — 0* 10" 59%, Augeshöhe 15 Fuls. Stand des Chrono-
meters + O2 29" 1%,
1) Tables for finding the Longitude by chronometer at Sunrise and Sunset by Commander
Henry Burton Weston, Indian Navy. London,
Ann. d. Hydr. etc 1836, Heft YIIL