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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Reise von Batavia über Cheribon durch die Bali-Straße. 
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mittheilte, hatte er unser Schiff schon am ersten Abend gesehen, war aber 
nicht an Bord gekommen, weil er in der Nacht die Stralse nicht hätte ein- 
laufen können. 
Während der beiden nächsten Gezeiten stellte ich auf unserm Ankerplatz 
Versuche mit dem Patentlog an, um die Geschwindigkeit des Gezeitenstromes 
zu ermitteln, und fand dabei, dafs in dieser Periode die Strömung im Ganzen 
19 Sm in nördlicher und 15 Sm in südlicher Richtung setzte. Meine diesmaligen 
Erfahrungen über die Tageszeiten, an denen die beiden entgegengesetzten Ströme 
auftraten, und die Dauer derselben stimmen mit den Angaben hierüber in meinem 
Jetzten Bericht genau überein („Ann. d, Hydr, ete.“, 1885, S. 139). Zur Zeit 
des Voll: und Neumondes sind die Gezeitenströmungen von bedeutender Stärke, 
bei den Mondvierteln aber nur schwach, so dafs, wie der Lotse mir mittheilte, 
sie um letztere Zeit durch einen kräftigen Gegenwind fast aufgehoben werden 
können. Ueber die richtige Benennung der Gezeiten in der Bali-Strafse scheint 
mir noch eine gewisse Unsicherheit vorzuliegen. Der Lotse nannte den nach 
Norden setzenden Strom die Fluth, Als wir aber bei dem grofsen Baum vor 
Anker lagen, habe ich beobachtet, dafs bei diesem Strom das Wasser niedriger 
wurde, Wäre die Angabe des Lotsen richtig, so hätte es schon zur Zeit, als 
wir zu Anker kamen, niedrig Wasser gewesen sein müssen, da bis zu dieser 
Zeit der Strom nach Süden setzte, Die Aussage des Lotsen und die von mir 
beobachteten Thatsachen sind nicht mit einander in Einklang zu bringen. 
Am 25. Dezember gingen wir, sobald als es schien, dafs wir den schwächer 
gewordenen nördlichen Strom mit der leichten Landbriese bewältigen konnten, 
wieder unter Segel und gelangten bis halbwegs nach Mount Ikan, woselbst auf 
einer Wassertiefe von 18m (10 Fad.) wieder geankert werden mufste, Am 
Vormittag des 26. Dezember erreichten wir Mount Ikan, ankerten daselbst 
am Nachmittage nochmals und setzen dann Abends mit der einsetzenden Land- 
briese die Reise fort. Nachdem am 27. Dezember das Schiff wegen Windstille 
ınd Mallung fast steuerlos getrieben hatte, erreichten wir endlich am Morgen 
des 28. Dezember den südlichen Ausgang der Bali-Strafse nach nahezu 14tägiger 
Reise von Chertbon. 
Es würde für mich von großem Interesse sein, zu erfahren, ob es wohl 
vortheilhafter gewesen wäre, den Weg durch die Sunda-Strafe zu nehmen. 
Südlich von der Bali-Strafse schien noch der östliche Monsun vorhanden zu 
sein; jedenfalls nahm die Anfangs sehr leichte südöstliche Briese mit unserem 
Vorrücken nach S und SW etwas zu.“ ; 
Anmerkung. Journale von Reisen, die zur selben Zeit unter der Küste 
von Java ausgeführt wurden, sind auf der Seewarte nicht eingegangen. Kine 
Reise aber, welche einige Wochen vorher gemacht ist, läfst erkennen, dafs 
schon vom 20. November an der Westmonsun in der Java-See allmählich durch- 
kam; Anfangs freilich zwischen allen Strichen des westlichen Halbkreises 
schwankend und ebenfalls unbeständig in Stärke, Die Bark „Speculant“ legte 
den Weg von Cheribon nach Java Head unter solchen Windverhältnissen, die 
manchen Schlagbug gestatteten, in der Zeit vom 20. bis 28. November 1884, 
also in acht Tagen, zurück. „Triton“, der am 14. Dezember in See ging, 
würde wahrscheinlich eine erheblich längere Zeit dazu gebraucht haben; denn 
man darf wohl annehmen, dafs bis dahin der Westmonsun kräftiger und be- 
ständiger geworden war. Der Schoner „Heinrich Lohmann“ hatte auf seiner 
Reise von Batavia nach Makassar während der Zeit vom 30. Dezember 1884 
bis zum 6. Januar 1885 freilich auch noch leichte bis mäfsige, verschiedentlich 
aber auch frische bis starke westliche Winde, vorwiegend aus dem nordwest- 
lichen Quadranten, 
In den meisten Fällen dürfte sich für eine Reise von Cheribon nach 
Europa, wenn dieselbe nach Mitte Dezember angetreten wird, die Route durch 
die Balıt-Strafse als die vortheilhaftere herausstellen. (Siehe auch den Reise- 
bericht des Schiffes „Germania“, Kapt. C. Romberg, in diesen Annalen 
1879, S. 536.)
	        
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