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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

„ae 
Reise von Batavia über Cheribon durch die Bali-Straße, 
In Schifferkreisen wurde in Cheribon vielfach die Frage erörtert, ob ein 
Schiff, welches um die Mitte des Monats Dezember eine Reise von Cheribon 
nach Europa antritt, die Route besser durch die Sunda- oder durch die 
Bali-Strafse nähme, Ueber den späteren Vortheil, den ein Schiff vor der 
Sunda Strafe gegenüber einem solchen vor der Bali-Strafßse hat, herrschte kein 
Zweifel; allein die Schwierigkeit, in dieser Jahreszeit die Sunda-Strafse zu er- 
reichen und durch dieselbe zu kommen, wurde im Allgemeinen als eine gro(se 
betrachtet. Nach einer Ansicht sollte freilich der Westmonsun in der Java-See 
nicht vor Mitte Januar kräftig und beständig auftreten. Bis dahin könne man 
darauf rechnen, zeitweilig eine Süänstige Gelegenheit zu erhalten, und könne 
dieselbe nöthigenfalls vor Anker liegend abwarten. Aufserdem lieflse sich die 
Durchsegelung der Sunda-Strafse auch im Westmonsun verhältnifsmälfsig leicht 
ausführen, wenn man in der Mündung der Lampong-Bai, an der Küste von 
Sumatra, aufkreuze. Nach anderer Ansicht war dagegen für die Route durch 
die Sunda-Strafe die Jahreszeit um die Mitte Dezember schon zu weit vor- 
geschritten. Man befürchtete, dafs, nachdem ein Schiff vielleicht 14 Tage in 
der Java-See verbracht hätte, der Westmonsun kräftig einsetzen würde, und 
man schließlich nach allen Anstrengungen doch noch gezwuugen sein würde, 
nach der Balı-Strafse zu halten. Deshalb würde es besser sein, gleich dorthin 
zu segeln. Der beste Vorschlag schien mir zu 8ein, erst gut vom Lande ab- 
zusegeln, um ein einigermaßen richtiges Urtheil über die Wind- und Witterungs- 
zerhältnisse in der Java-Seg zu erlangen, was auf der Rhede von Cheribon, ihrer 
geschützten Lage wegen, nicht möglich sei; träfe man dann leichte Winde und 
weder einen östlichen Strom, noch eine westliche Dünung, 8o solle man nach 
der Sunda-Strafse zu kommen suchen, bei steifen westlichen Winden aber, be- 
gleitet von einer Seo aus derselben Richtung und einem östlichen Strom, solle 
man seinen Kurs sofort nach der Balıi-Strafse setzen. 
Am Morgen des 14. Dezember, als wir segelfertig waren, stellte sich 
auf der sonst gewöhnlich ruhigen Rhede von Cheribon eine See von NNW bis N 
ein, die, als wir in See kamen und uns vom Lande entfernten, westlicher und 
höher wurde, Zugleich wehte es steif aus WNW bei böigem Regenwetter. Diese 
Umstände veranlafsten mich zu der Annahme, dafs der Westmonsun schon 
kräftig eingesetzt hätte und dafs ein Aufkreuzen nach der Swnda-Strafse nicht 
wohl ausführbar sei, Ich entschied mich deshalb für die Route durch die 
Bali-Strafse. Schon am Abend des 16. Dezember erreichten wir bei steifem 
Westwind und einem östlichen Strom von 2-—3 Kn die Soerabaya-Strafse, woselbst 
wir beim Lotsenschoner ankerten, Am 17. Dezember wurdo die Reise bei 
leichtem westlichen Winde und starkem westlichen und westnordwestlichen See- 
gang längs der Nordküste von Madura fortgesetzt, wobei wir uns stets in dem 
gelben Wasser aus der Soerabaya-Strafse hielten, Erst am 18. Dezember kamen 
wir aus demselben heraus, Am Morgen dieses Tages und des 19. Dezember 
3etzte der Strom anfänglich östlich, dann aber von 9 Uhr an westlich, so dafs 
wir an diesen beiden Tagen nur wenig und nur in den Morgenstunden vorwärts 
kamen. Die Seebriese war kaum kräftig genug, bei dem westlichen Strom das 
Zurücktreiben des Schiffes zu verhindern, Des Abends traten Gewitter auf; in 
der Nacht war es windstill. Unter solchen Verhältnissen gelangten wir am 
Abend des 20, Dezember vor die Sapoedie-Strafse, welche bei leichter nördlicher 
Sechriese, auf die leichte westliche Landbriese folgte, und gogen einen Strom 
von 1 Kn Geschwindigkeit durchsegelt wurde. Vor der Madura-Strafse und 
östlich von Java trafen wir überwiegend Windstillen, fast keine Seobriese, aber 
rerhältnifsmälsig frische Landbriese, Am Abend des 22. Dozember kamen wir 
vor die Bali-Strafse, kreuzten ‚unter der Hartebeest- oder Minyangan-Insel auf 
und drehten dann bis Tagwerden bei. Da es aber gegen Morgen windstill 
wurde, konnten wir die Strafse diesmal nicht erreichen. Die Seebriese, die 
durchkam, war kaum stark genug, dal wir das Schiff steuern konnten. Die 
am Abend frisch auftretende Landbriese konnte der Dunkelheit wegen nicht 
ausgenutzt werden, und waren wir deshalb gezwungen, nochmals für die Nacht 
unter der Hartebeest-Insel ab- und anzuliegen. Mit Tagwerden am 24. Dezember 
standen wir naho vor der Mündung der Balı-Strafße, Hier kam ein Lotse an 
Bord, Unter dessen Leitung kreuzten wir ein und kamen beim grofsen Baum 
zu Anker, Wie der Lotse, ohlme darin etwas Ungewöhnliches zu Guden, mir
	        
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