Die Gezeiten-Erscheinungen im Hafen von Vera-Cruz.
Das Profil zeigt ein Plateau von ziemlich gleicher Höhe in der Mitte,
mit tieferen Rinnen an beiden Seiten. Das zwischen dem Plateau und New-
Caledonien gelegene Thal hat sehr steile Seitenwände und erreicht eine Tiefe von
3800 m unter Wasser. Nach Westen zu, bis zu 800m emporsteigend, tritt das
hier beginnende 400 Sm lange Plateau zuerst schnell bis auf 2000m unter
Wasser, und folgt daun eine lange Strecke mit einer durchscheittlichen Tiefe
von 2500m. Das westliche Thal steigt nach der Küste Australiens ziemlich
steil empor, während es auf der anderen Seite allmählich in das Plateau über-
geht. Der Grund besteht zum gröfsten Theil aus gelbem lehmartigem Sand;
nur an der flachsten Stelle scheint eine felsenartige Erhebung zu Sec da
dem Loth keinerlei Grundproben anhafteten.
Die Gezeiten-Erscheinungen im Hafen von Vera-Cruz.
Von dem Civil-Ingenieur Luis E. Villasehor sind in einer Broschüre:
„Estudio de las Marcas del Puerto de Veracruz“ die Gezeitenerscheinungen im
yenannten Hafen auf Grund von Pegelbeobachtungen, welche in einem mit der
See kommunicirenden Graben des Forts San Juan de Ulua angestellt wurden,
diskutirt und Tabellen zur Vorausberechnung des Hochwassers und der Höhe
des täglichen Mittelwassers für genannten Hafen veröffentlicht worden. Die
Pegelbeobachtungen wurden vom 26, Juli 1881 bis 25. Januar 1883 stündlich,
jedoch nur am Tage, und vom 26. Januar bis 22, Mai 1883 auch des Nachts
vorgenommen. Es ergab sich aus denselben eine Verspätung der halbtägigen
Welle von 2 Stunden 40 Minuten und als Alter der Gezeit 24 Stunden. Da
das Mittelwasser des Hafens nicht konstant ist, es fanden Unterschiede bis zu
0,öm statt, wurde die Höhe der Hoch- und Niedrigwasser auf eine Ebene be-
zogen, welche 3m unter der Marke einer in die Kaimauer eingelassenen Metall-
platte liegt. Aus den Beobachtungen folgte, dafs das tägliche Mittelwasser
eine gröfsere Höhe erreichte, wenn die Mondsdoklination = 0, und zwar um-
zomehr, je näher letzteres dem Perigäum des Mondes stattfindet; ferner dafs
für zwei gleiche Werihe der Mondsdeklination: das Mittelwasser höher liegt,
wenn die Deklination der Sonne gleiches Vorzeichen mit der des Mondes hat,
In Betreff der Gezeitenerscheinungen ergeben die Beobachtungen Folgendes:
Zur Zeit der Aequinoktial-Syzygien treten zwei Gezeiten innerhalb 24 Stunden
mit einem Fluthwechsel von ca 0,2m auf. Die Hochwasser finden ungefähr
um 8% 24" und 20% 24” statt. Nach den Aequinoktial-Syzygien wird der Fluth-
wechsel der Vormittagsgezeit allmählich kleiner, während der der Nachmittags-
gezeit zunimmt, bis kurz vor den Quadraturen nur ein Hochwasser innerhalb
24 Stunden stattfindet. Das Niedrigwasser tritt dann uogefähr 14% 24° ein.
Kurze Zeit vor dem höchsten Wasserstand macht sich eine geringe Oscillation
des Wassers bemerkbar, welche jedoch so unbedeutend ist, dafs man ein,
längere Zeit dauerndes Hochwasser annehmen kann. Der Fluthwechsel zur Zeit
der Acquinoktial- Quadraturen ist ungefähr dreimal so grofs, als derjenige
zur Zeit der Aequinoktial-Syzygien.
Nach den Aequinoktial-Quadraturen nimmt die vorhin erwähnte geringe
Oscillation allmählich an Gröfse und Dauer zu, während gleichzeitig die Gröfßse
des einmaligen Fluthwechsels abnimmt, und es treten schließlich wieder zwei
Hochwasser mit ungleichem Fluthwechsel ein, welche in Vera-Cruz unter dem
Namen „Mareas quebradas“ bekannt sind. Zur Zeit der Solstitial-Quadraturen
finden täglich zwei Gezeiten von sehr ungleicher Amplitude statt. Die Niedrig-
wasser treten ungefähr um 2* 24” und 14% 24” und die Hochwasser um 8% 24”
und 20° 24” ein. Zur Zeit der Sommer-Solstitien findel das kleinere Hochwasser
zwischen ca 2* 24” und 14* 24” statt, während zur Zeit der Winter-Solstitien
um diese Zeit das gröfsere auftritt. Nach den Solstitial-Quadraturen nimmt
das kleinere Hochwasser allmählich an Höhe zu, während die des gröferen