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Strombeobachtangen.
Die Küsten Whitby bis Spurn Point auf englischer, Sylt bis zur Kider
auf deutscher Seite würden die Begreuzungen des Beckens sein, welches in
west-östlicher Erstreckung einen Kanal von der Länge einer halben Wellen-
schwingung darstellt. Eine vollkommen stationäre Welle ist — aufser vielleicht
zeitweilig in einigen tiefen Alpenseen — in der Natur nie vollkommen ausge-
bildet. Immer verbindet sich eine atationäre mit einer progressiven Fluthwelle,
und die Kombination. beider verwischt die Erkennungszeichen jeder einzelnen.
Bei einer stationären Welle würden die Hochwasserzeiten von den Enden bis
zur Mitte konstant bleiben und dort plötzlich um eine halbe Periode umspringen.
Sechs Stunden muß der Strom in der ganzen Erstreckung Ost und sechs Stun-
den West laufen. Bei einer progressiven Welle aber würden Fluth- und Strom-
zeit stetig fortschreiten, und dieses Fortschreiten würde je nach der Wassertiefe
rarliren. Kombiniren sich beide Systeme, 8o kann man nun nicht mehr erwar-
ten, aus einer geringen Zahl Beobachtungen etwas Gesetzmälsiges zu erhalten.
Es wird hierin ein Hauptgrund liegen für die unsicheren Resultate der Ebbe-
and Fluthbeobachtungen in der offenen Nordsee,
Dafs aber die vorgefundenen Verhältnisse hier der Kombination einer
westöstlichen stationären mit einer progressiven Welle nicht widersprechen,
lälst sich aus den Beobachtungen recht wohl erweisen,
Auf und nahe der Dogger-Bank würden aus Wasserstandsbeobachtungen
folgende Resultate abgeleitet”)
No. | Position |
N-Br O-Lg |
L (DP) 54°10 ‚2° 9,6
2(I11) 54°83° |2°11'
3(1V) 54°11,7' 2°56,5
A(VI) 55° 1543° 7 |
Hafen-
zart
5 46°
öb 58”
616"
Ba a»
Mittlere Beobach- Mittl. beob-ı Dauer der
Dauer des teteDauer acht. Fluth-! Beobach-
Steigens d.Fallens | wechsel tung
5b 44” Beh 327 L6m 82 Stdn.
ßh 40° 4b 50% 15m 18
6h 37% / 50937 16m | 53
Aı 59m Gh 19” 15m vs
|
Hier ist die Dauer des Steigens bei den südlich der Dogger-Bank gelege-
nen Stationen 1—3 um eine Stunde länger als die des Fallens. Nach den Unter-
suchungen von Airy und Ferrel ist aber der Erfolg der Reibung bei einer
progressiven Fluthwelle, dafs die Dauer des Steigens kürzer, die des Fallens
Jänger wird. Nur bei einer stationären Welle kann (nach Ferrel) der umge-
kehrte Fall eintreten.
Auf Station 3 (IV) läuft nach Zusammenkoppelung aller Beobachtungen
der Oberflächenstrom sehr beständig rır, ENE ’!/2EK und W’/2S im Mittel. Der
Strom setzt um zur Zeit des Hochwassers bei Helgoland und flielst nach Osten
mit merklich größerer Geschwindigkeit als nach West (vergl. Fig. 1 Tafel V).
Auf Station 1 (1) sind die Strowrichtungen rw, SE '% S und NWzW, Die
auf Station 2 (1II) beobachtete vollständige Drehung des Stroms im Sinne des
Zeigers der Uhr ist ein Anzeichen dafür, dafs der Hauptfluthstrom diese Station
zur Linken Jälst, also im Süden vorbeigeht. Die Hauptrichtungen sind hier
nahe ESE und WzN (rw).
Bei Borkum-Riff Feuerschiff (53°49,2‘ N 6°28,4' 0) läuft der Gezeitenstrom
regelmäfsig in der Richtung der Küste und dreht sich gegen den Zeiger der
Uhr, weil der Hauptfluthstrom diesen Punkt zur Rechten läfst, also im orden
vorbeigeht, Das Umsetzen des Stroms an dieser Stelle, im Mittel 53 Minuten
vor Hochwasser bei Cuxhaven ?), also nahe gleichzeitig mit Hochwasser bei
dm ist ein ferneres Argument für das Vorhandensein einer stationären
elle,
1) Vergl. Annalen der Hydrogr. 1881 Seite 593 u, #. Die dort gegebenen Resultate haben
sich mit Benutzung gleichzeitiger Beobachtungen yon Hull und Helgoland wesentlich verbessern
lassen. Nur die damals als V mit aufgeführte Station jst als stark abweichend hier gestrichen, da
die kurze Beobachtungszeit (27b) bei grofser Tiefe (41 m) und geringem Fluth wechsel (1,0 m) die
Zuverlässigkeit des Resultats fraglich erscheinen liefs,
2) Die römischen Ziffern geben den Hinweis auf die bezügl. Stram-Daten in den Annalen der
Hydrogr. 1881 Seite 593 u. Agde.
"8) Stillwasser vor 1b 1% bis 0b 34m vor Hochwasser bei Cuxhaven (vergl. Gezeitentafeln),