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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Strombeobachtangen. 
Die Küsten Whitby bis Spurn Point auf englischer, Sylt bis zur Kider 
auf deutscher Seite würden die Begreuzungen des Beckens sein, welches in 
west-östlicher Erstreckung einen Kanal von der Länge einer halben Wellen- 
schwingung darstellt. Eine vollkommen stationäre Welle ist — aufser vielleicht 
zeitweilig in einigen tiefen Alpenseen — in der Natur nie vollkommen ausge- 
bildet. Immer verbindet sich eine atationäre mit einer progressiven Fluthwelle, 
und die Kombination. beider verwischt die Erkennungszeichen jeder einzelnen. 
Bei einer stationären Welle würden die Hochwasserzeiten von den Enden bis 
zur Mitte konstant bleiben und dort plötzlich um eine halbe Periode umspringen. 
Sechs Stunden muß der Strom in der ganzen Erstreckung Ost und sechs Stun- 
den West laufen. Bei einer progressiven Welle aber würden Fluth- und Strom- 
zeit stetig fortschreiten, und dieses Fortschreiten würde je nach der Wassertiefe 
rarliren. Kombiniren sich beide Systeme, 8o kann man nun nicht mehr erwar- 
ten, aus einer geringen Zahl Beobachtungen etwas Gesetzmälsiges zu erhalten. 
Es wird hierin ein Hauptgrund liegen für die unsicheren Resultate der Ebbe- 
and Fluthbeobachtungen in der offenen Nordsee, 
Dafs aber die vorgefundenen Verhältnisse hier der Kombination einer 
westöstlichen stationären mit einer progressiven Welle nicht widersprechen, 
lälst sich aus den Beobachtungen recht wohl erweisen, 
Auf und nahe der Dogger-Bank würden aus Wasserstandsbeobachtungen 
folgende Resultate abgeleitet”) 
No. | Position | 
N-Br O-Lg | 
L (DP) 54°10 ‚2° 9,6 
2(I11)  54°83° |2°11' 
3(1V) 54°11,7' 2°56,5 
A(VI) 55° 1543° 7 | 
Hafen- 
zart 
5 46° 
öb 58” 
616" 
Ba a» 
Mittlere Beobach- Mittl. beob-ı Dauer der 
Dauer des teteDauer acht. Fluth-! Beobach- 
Steigens d.Fallens | wechsel tung 
5b 44” Beh 327 L6m 82 Stdn. 
ßh 40° 4b 50% 15m 18 
6h 37% / 50937 16m | 53 
Aı 59m Gh 19” 15m vs 
| 
Hier ist die Dauer des Steigens bei den südlich der Dogger-Bank gelege- 
nen Stationen 1—3 um eine Stunde länger als die des Fallens. Nach den Unter- 
suchungen von Airy und Ferrel ist aber der Erfolg der Reibung bei einer 
progressiven Fluthwelle, dafs die Dauer des Steigens kürzer, die des Fallens 
Jänger wird. Nur bei einer stationären Welle kann (nach Ferrel) der umge- 
kehrte Fall eintreten. 
Auf Station 3 (IV) läuft nach Zusammenkoppelung aller Beobachtungen 
der Oberflächenstrom sehr beständig rır, ENE ’!/2EK und W’/2S im Mittel. Der 
Strom setzt um zur Zeit des Hochwassers bei Helgoland und flielst nach Osten 
mit merklich größerer Geschwindigkeit als nach West (vergl. Fig. 1 Tafel V). 
Auf Station 1 (1) sind die Strowrichtungen rw, SE '% S und NWzW, Die 
auf Station 2 (1II) beobachtete vollständige Drehung des Stroms im Sinne des 
Zeigers der Uhr ist ein Anzeichen dafür, dafs der Hauptfluthstrom diese Station 
zur Linken Jälst, also im Süden vorbeigeht. Die Hauptrichtungen sind hier 
nahe ESE und WzN (rw). 
Bei Borkum-Riff Feuerschiff (53°49,2‘ N 6°28,4' 0) läuft der Gezeitenstrom 
regelmäfsig in der Richtung der Küste und dreht sich gegen den Zeiger der 
Uhr, weil der Hauptfluthstrom diesen Punkt zur Rechten läfst, also im orden 
vorbeigeht, Das Umsetzen des Stroms an dieser Stelle, im Mittel 53 Minuten 
vor Hochwasser bei Cuxhaven ?), also nahe gleichzeitig mit Hochwasser bei 
dm ist ein ferneres Argument für das Vorhandensein einer stationären 
elle, 
1) Vergl. Annalen der Hydrogr. 1881 Seite 593 u, #. Die dort gegebenen Resultate haben 
sich mit Benutzung gleichzeitiger Beobachtungen yon Hull und Helgoland wesentlich verbessern 
lassen. Nur die damals als V mit aufgeführte Station jst als stark abweichend hier gestrichen, da 
die kurze Beobachtungszeit (27b) bei grofser Tiefe (41 m) und geringem Fluth wechsel (1,0 m) die 
Zuverlässigkeit des Resultats fraglich erscheinen liefs, 
2) Die römischen Ziffern geben den Hinweis auf die bezügl. Stram-Daten in den Annalen der 
Hydrogr. 1881 Seite 593 u. Agde. 
"8) Stillwasser vor 1b 1% bis 0b 34m vor Hochwasser bei Cuxhaven (vergl. Gezeitentafeln),
	        
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