Tiefseeforschungen im Nord-Atlantik und im Golf von Mexiko. 8319
dieser abgesehen, varliren die gröfsten Tiefen im Nordwest-Atlantik zwischen
3000 und 3100 Fad. (5486—5669 m). Als eigenthümliches Gopräge der sub-
marinen Bodenstruktur findet in dem Modell die gro[se Steilheit in den Korallen-
regionen Ausdruck, Während die Bermudas-Inseln sich aus einer Tiefe von
2000 Fad. (3658 m) erheben, findet man in einer Entfernung von 10 bis 30 Sm
von den äußeren Bahama-Inseln schon Tiefen von 2700 bis 2900 Fad. (4938
bis 5303 m). Die Halbinsel Florida, Cuba und die Bahama-Bänke scheinen auf
einem grofsen Korallenplateau zu legen, welches bis fast zur Höhe von Kap
Hutter reicht, und durch Kanäle von verhältnilsmäfsig geringer Tiefe getrennt
zu werden.
Beim Vergleich des Festlandes mit dem Meeresboden fällt die Ver-
gchiedenartigkeit in den Formen der Erhebungen des ersteren gegen die Ein-
förmigkeit der Meeresdepressionen in die Augen, welcher Kontrast seine Er-
klärung in der die Gestalt des Festlandes so mächtig beeinflussenden Erosion
finden dürfte. Den grofsen Meerestiefen gegenüber erscheinen dagegen die
Festlandserhebungen nur klein und von geringer Ausdehnung. Zwei Fünftel (0,40)
des ganzen dargestellten Theils des Festlandes erhebt sich nur 100 Fad. (183 m)
über der Meeresoberfläche, weitere zwei Fünftel (0,36) bis zur doppelten Höhe,
so dafs nur ein Fünftel bis ein Viertel (0,24) des ganzen Festlaudes eine Höhe
über 200 Fad. (366 m) erreicht. Die mittlere Höhe des Festlandes beträgt
120 Fad. (219 m), so dafs die mittlere Tiefe des Golfes von Mexiko sieben Mal,
diejenige der Nord-Amerikanischen Bat ungefähr 16 Mal so grofs ist, Die
mittlere Höhe des gesammten Vereinigten Stasten-Gebietes übertrifft allerdings
diejenige des auf dem Modell gegebenen Theiles bedeutend und beläuft sich
nach Gannet auf 433 Fad. (792 m), bleibt aber immerhin noch weit hinter den
submarinen Depressionen zurück.
Veber die Gestaltung und Beschaffenheit des Meeresbodens vor New- York
giebt ein Aufsatz von A. Lindenkohl, „Geology of the sea-bottom in the
approaches to New-York Bay welcher von dem Superintendenten Hilgard
auf der Versammlung der National Academy of Sciences im April 1885 ver-
lesen wurde, und im American Journal of Science, Juni 1885, sowie später in
dem Report of the Superintendent of the U. S. Coast and Geodetic Survey,
1885, Appendix No. 13, veröffentlicht wurde, einige Details,
Die neueren Untersuchungen haben ergeben, dafs die früher vor dem
Eingange in die Bucht von New-York gefundenen Vertiefungen mit Schlick-
boden (deep mud holes} eine zusammenhängende Rinne bilden. Nach ihrem
Verlauf erscheint dieselbe als Fortsetzung des Hudsons, und es ist auch nicht
unwahrscheinlich, dafs sie demselben ihre Entstehung verdankt. Sie beginnt
10 Sm 0zS von Sandy Huk mit einer Tiefe von 19 Fad. (35m), erstreckt sich
ca 10 Sm nach Süden, um dann nach Osten umzubiegen und in ziemlich gerader
Linie in der Richtung S60°O zu verlaufen. Hier, 75 Sm von Sandy Huk
entfernt, wird die Rinne durch eine ca 10 Sm breite Barre geschlossen, um
dann jedoch noch eine 25 Sm lange Fortsetzung zu finden, Die den Kanal
einschliefsenden Bänke haben vom Anfange desselben bis zu seiner Biegung
eine gleichmäfsige Tiofe von 18 Fad. (33 m), während die des Kanals selbst
von 19 bis 36 Fad. (35—66 = zunimmt. Die mittlere Neigung der Bänke
beträgt einen Grad und die Breite der eingeschlossenen Rinne °%/4 bis 1 Sm;
in der Biegung nimmt die Neigung bis auf drei Grad zu, während sich der
Kanal bis auf Vs Sm verengt. Die Bänke haben auf beiden Seiten gleiche
Höhen, und bestehen wie der Boden des Kanals aus sandigem Thon, über dem
eine Schicht von Sand und Kies lagert, aus dem die ganze weitere Umgebung
besteht; dieser Thon wird im oberen Theil des Kanale bis zu 40 Sm Eutfernung
von Sandy Huk mit „blauer Thon“ bezeichnet, im unteren Theil mit „grüner
chlick“,
In der folgenden Tabelle sind die Tiefen des Kanals und der umgeben-
den Bänke von 10 zu 10 Sm angegeben.