Reisebericht des Kapt., F. Reiners vom Schiffe „Aeolus*, 313
wesend und kommt dann dem Schiffe entgegen. Man kann den Dampfer nur
leich engagiren, denn ohne denselben wird der Lotse doch nicht eingehen.
Der Schlepplohn von See bis Astoria wird nach dem folgenden Tarif berechnet:
Gröfse des Schiffes Xinkommend Ausgehend
beladen in Ballast
Unter 800 Reg.-Tonnen 150 150
8300 bis 1000 % 200 175
1000 „ 1200 » 225 200
1200 „ 1400 » 275 226
1400 „ 1600 ” 300 250
Die Eigenthümer der Schleppdampfer machen’ es zur Bedingung, dafs mit
dem Schlepplohn von Astoria nach Portland zugleich auch der für die Rück-
fahrt vereinbart wird, obwohl der Kapitän nicht selten in Astori« einen Schlepp-
dampfer für das Hinunterschleppen für einen viel geringeren Preis bekommen
kann. Für die Benutzung einer Schlepptrosse des Dampfers hat das Schiff
jedesmal 20 Doll. extra zu zahlen.
Das Lotsgeld beträgt von See über die Barre nach Astoria und von dort
zurück jedesmal für die ersten 12 Fuls Tiefgang pro Fuls 8 Doll., dann weiter
bis zu einem Tiefgange von 18 Fuls pro Fulß 12 Doll, und für jeden Fuß, den
das Schiff noch tiefer geht, 16 Doll, Auf der Strecke von Astoria bis Portland
hat das Lotsgeld eine Höhe von 3 Doll. pro Fuls Tiefgang.
Jedos Schiff mul bei Astoria zum Zweck des Einklarirens ankern und
bekommt für die Fahrt flufsaufwärts einen Zollbeamten an Bord, der in Portland
Aurch einen anderen abgelöst wird.
Die Unkosten sind in Portland sehr hoch, so hoch, dafs es wohl schwerlich
pinen theureren Hafen als diesen auf der Erde giebt. Es wurde mir von
meinem Makler versichert, dafs man im Durchschnitt, Alles in Allem, 22 Sh.
Unkosten für die Tonne rechnen könne, Für Ein- und Ausklariren werden
75 Doll, für Besorgung der Fracht 5% Kommission, an Adrefis-Kommission
21% %/o und für Lukenbesichtigung 15 Doll. berechnet, Ein Schleppdampfer
nimmt für das Verholen — wozu die Schiffe immer genöthigt sind, da. sie nicht
an einer und derselben Werft löschen und laden — 20 Doll. Für das Ent-
löschen der Ladung hat man 50 Cte, die Tonne und für das Beladen des
Schiffes mit Holz 1,50 Doll, für tausend laufende Fufs zu zahlen. Der Lohn
einos Zimmermanns und der eines sonstigen Arbeiters beträgt 55 Cts, die Stunde.
Es scheint, dafs hier Alle einander in die Hände arbeiten, um den Schiffen
möglichst viele Ausgaben zu bereiten. Werftgeld ist freilich für gewöhnlich
nicht zu entrichten, sondern wird nur in dem Fall erhoben, wenn ein Schiff
aufsergewöhnlich lange an derselben Werft liegt.
Das Entweichen der Schiffsleute findet in einem grofsen Umfange statt,
and der Kapitän steht diesem Unwesen, da ihm nicht die genügende Unter-
stützung von den Ortsbehörden zu Theil wird, machtlos gegenüber, Es wäre
aus diesem Grunde die Errichtung eines Deutschen Konsulats in Portland sehr
erwünscht, um so mehr, als auch viele Deutsche dort ansässig sind.
Aufser Mehl und Fleisch ist der Proviant, wie überhaupt Alles, was zur
Ausrüstung eines Schiffes erforderlich ist, hier theurer als in Europa.
Die Hauptrverschifung des Weizens findet von September bis März statt.
Während dieser Zeit kann der Columbia-Flufs nur von Schiffen befahren werden,
die nicht über 4,8 m (16 Fuß) tief gehen, Solche, deren Tiefgang größer ist,
müssen. in Astoria theilweise vermittelst Leichterfahrzeuge entlöscht und beladen
werden, Die Leichterkosten haben die Schiffe zu tragen und belaufen sich auf
1,50 Doll. für die Tonne, Auch ist von September bis März oder auch bis Mai
das Wasser auf der Barre in der Regel unruhig, weshalb tiefgehende Schiffe
manchmal lange auf eine günstige Gelegenheit zu warten haben, beror sie
passiren können,
Es ist nicht rathsam für ein Schiff, frachtsuchend und in Ballast nach
dem Columbia-Flusse zu kommen, denn wenn. es hier zu einer niedrigen Rate
abschliefsen müßte, würde die ganze Fracht in Unkosten aufgehen. Es wird
auch wohl noch viel Zeit darüber vergehen, bevor sich die Schifahrisverhält-
nisse hier günstiger gestalten, und besonders, wenn die beabsichtigte Anlage
150 Doll.
175
200
250
300