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Reisebericht des Kapt, F, Reiners vom Schiffe „Aecolus“,
fällt. Bei hohem Wasserstande in der Bai ist der Boden der Saline über-
Authet, und die Oberfläche des Wassers, das von einer dünnen Salzschicht
bedeckt ist, hat ein Ansehen, als wenn sich junges Eis bildet, Wenn das
Wassor wieder zurücktritt, schlägt diese nen gebildete Salzschicht auf das alte
Salz nieder, und dadurch wird ein beständiges Anwachsen desselben hervor-
erufen. Leider wird die Saline nicht so ausgebeutet uud nicht mit solcher
Sorgfalt behandelt, wie eigentlich nothwendig wäre, Ein grofser Uebelstand
ist, dafs die in der trockenen Jahreszeit herrschenden NW-Winde viel Sand
auf dem Salzo ablagern. Hierdurch verliert letzteres an Güte, und da es in
unreinem Zustande verschifft wird, so geht jetzt nur noch wenig nach Kalifornien,
wo es früher am Markte in San Francisco die höchsten Preise erzielte, Die
Tonne Salz kostet hier 2 bis 2,50 Doll., doch soll sie dem Besitzer der Saline,
frei an Bord, nur auf etwa 10 Cts. zu stehen kommen.
Die Arbeiter auf der Insel Carmen führen ein recht kümmerliches Leben,
da alle ihre Bedürfnifsgegenstände von dem Eigenthümer der Salino bezogen
werden müssen und deshalb sehr theuer sind, so dafs die Leute kaum ihr Aus-
kommen haben, Die Wohnungen sind sehr schlecht, mitunter wird ein und
derselbe Raum zugleich als Schmiede und als Wohn- und Schlafzimmer benutzt.
Die einzige animalische Nahrung besteht in Schildkröten und Fischen, die in
Mengen in der Bai vorkommen, Von Juni bis Oktober halten gich viele Perlen-
Äscher in der Bai auf.
An Thieren bositzt die Insel gegenwärtig neun Maulesoel und einige
Hunde, Der Pflanzenwuchs ist äufserst spärlich. Außer Cacteen und einigem
niedrigen Gestrüpp gedeiht nur etwas Gras, welches kaum ausreicht, die paar
Maulosel kümmerlich zu ernähren,
Bei Point Gavelones findet sich Trinkwasser vor, welches aber brackig
und kupferhaltig ist und Magenbeschwerden verursacht, Etwas nördlich von
Point Colorado ist das Trinkwasser gut, aber in solch geringer Mass@e vor-
handen, dafs sechs Stunden erforderlich sind, um ein einziges Wasserfals
zu füllen.
Aufser an Salz ist die Insel Carmen reich an Kupfer; aulserdem findet
sich Silber und Gold, Letzteres ist sogar in kleinen Stücken aufgefunden
worden. Es werden aber wohl noch viele Jahre vergehen, bevor man sich an
eine regelrechte Gewinnung dieser Mineralien machen wird, denn ein solches
Unternehmen wäre mit grofsen Kosten verknüpft, besonders auch wegen der
Beschaffung von gutem gesundem Trinkwasser. Auch auf der südlich von
Carmen gologenen Insel Catalana, oder wie sie richtiger heilst Catalina, kommt
viel Kupfererz vor, Die Gewinnung desselben war bereits in Angriff genommen
worden, mußte jedoch wegen Mangels an Trinkwasser wieder eingestellt werden.
Die Vegetation dieser Insel ist derjenigen von Carmen gleich; nur ist hinzu-
zufügen, dafs einige Dattelpalmen, welche man angepflanzt hat, gedeihen. Auf
dem SW-Ende der noch weiter südlich gelegenen Insel St. Jose, auf welcher
sich viele Rehe aufhalten, ist eine Silbermine im Betrieb.
Portland (Oregon) Am 10. Mai 1884, als die Ladung Salz im Schiffe
war, traten wir die Weiterreise nach Portland (Oregon) and. Bald nachdem
wir in See gekommen, machte sich ein starker Leck bemerkbar, was uns ver-
anlafste, in die Bai von San Carlos einzulaufen, Dann wurde am 15. Mai die
Reise fortgesetzt. Am 20, Juni liefsen wir auf der Rhede von Astoria, in der
Mündung des Columbiag-Flusses, den Anker fallen, nach einer Reise von 40 Tagen,
den Aufenthalt in St. Carlos einbegriffen.
Bei der Ansegelung der Mündung des Columbia-Flusses darf man sich
nicht allzusehr auf seine Karten verlassen, da das Fahrwasser auf der Barre
sich häufig veriegt und infolge dessen dasselbe meistens nicht dort zu finden
ist, wo 608 nach deu Karten sein sollte. Die das Fahrwasser kennzeichnenden
Bojen müssen aus diesem Grunde auch oft ihre Orte wechseln. Man darf des-
halb die Einsegelung auch nicht ohne die Hülfo eines Lotsen unternehmen,
Früher hielten sich die Lotsen in Kuttern vor der Mündung des Flusses auf,
seitdem aber die damals bestehende Konkurrenz weggeräumt ist, sind die Kutter
abgeschafft. Wenn ein Schiff sich der Barre nähert und von Kap Disappoint-
ment gesehen wird, so wird es nach Astoria signalisirt. In den meisten Fällen
ist aber ein Schleppdampfer wit einem Lotsen beim Kap Disappointment an-