Forschungen an. der Nordküste von Neu-Quinea,
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wird sowohl Hanf- als auch Manilatauwerk in beliebiger Stärke auf Wunsch
geschlagen.
Das Lotsgeld ist in neuerer Zeit etwas ermäfsigt und beträgt jetzt 5 d.
für die Reg.-Tonne ein- und eben #0 viel ausgehend, gegen früher 6/2 d, Wenn
die Hülfe eines Seelotsen länger als einen Tag in Anspruch genommen wird, 80
hat man demselben noch 1 d. für jede Reg.-Tonne extra zu zahlen.
Forschungen an der Nordküste von Neu-Guinea.
Im Auschluß an die in diesen Annalen 1885, Seite 603 gegebenen kurzen
Notizen über Entdeckungen, welche Herr Dr. Finsch auf seiner letzten Re-
kognoseirmgsreise längs der Nordküste Neu-Guineas gemacht hatte, lassen wir
jetzt nähere Details nach den Reiseberichten des genannten Herrn, wie sie im
4. Heft der im Auftrage der Neu-Guinea-Kompagnie herausgegebenen „Nach-
richten für und über Kaiser Wilhelms-Land und den Bismarck-Archipel“ publi-
cirt sind, folgen.
Auf der Fahrt von Miocko, nördlich bei den French- und Schouten-Inseln
vorbei, bekam der Dampfer „Samoa“ am 8, Mai Morgens die Insel Vulcan und dann
die Inseln Lesson und Blosseville sowie das Festland von Neu-Gwuinea in Sicht,
welches letztere als eine niedrige Hügelkette erschien. Ungefähr 10 Sm von
der Insel Faulcan zeigte sich, soweit das Auge reichte, auffallend grün gefärbtes
Wasser, welches von dem übrigen tiefblauen durch einen weifsen Schaumstreifen
abgesetzt war, der von Weitem wie Brandung aussah, wie das Ganze den Ein-
druck eines Riffes machte. Es zeigte sich jedoch, dafs die grüne Farbe nur
von den Flüssen der Küste herrührte, indem große Treibholzstänme, zum Theil
noch mit Zweigen und Blättern, diesen Ursprung des Wassers mit Sicherheit
arkennen liefen. Das Loth ergab in dem grünen Wasser keinen Grund, Auf
4° 1‘ S-Br und 144° 43‘ O-Lg, ca 3 Sm östlich von der Venus-Spitze wurde
zum ersten Male geankert, in 10m Wasser und ungefähr 2 Sm von der Küste
entfernt. Die Küste erschien als dichter Waldgürtel, von einzelnen höheren
dichten Baumgruppen, schwarz wie Nadelholz und aus Kasuarinen gebildet,
unterbrochen. Die Venus-Spitze zeichnete sich auch durch eine solche Gruppe
hoher Kasuarinen aus; weiter westlich erschien eine ähnliche durch hohen Be-
stand von Kasuarinen markirte Waldecke, vermuthlich Kap della Torre
der Karte,
Die Insel Vulcan trägt einen 1200 bis 1500 m hohen imposanten Pik, aus
dessen Spitze Rauch aufstieg; in der Nähe wurde unterirdisches Getöse und
Donner vernommen. Die Insel ist bewohnt, der Berg bis auf etwa drei Fünftel
seiner Höhe bewaldet und läuft auf der Südseite in ausgedehnte sanfte Flächen
und Ebenen mit Gras oder Plantagen aus.
Da das grüne Wasser sehr trübe und lehmig war, so dafs man etwaige
unter Wasser gelegene Riffe nicht wahrnehmen konnte, so wurde die Reise in
demselben sehr vorsichtig und unter stetem Gebrauch des Lothes fortgesetzt,
Es wurden aber keine Untiefen entdeckt, wie es sich denn vermuthen läfst,
dafs sich in dem brakigen Wasser keine Korallenriffo bilden. Westlich von
der Venus-Spitze mündet ein grofßser Flufs ins Meer; das Wasser nahm davon
eine trüblehmige Färbung an; viel Treibholz, darunter grofse Baumstämme mit
Wurzeln und Blättern, trieb herum; vor der Flußsmündung lag eine Barre mit
heftiger Brandung. Nicht weit von diesem entfernt mündete ein zweiter gröfserer
Fluls, vor welchem die „Samoa“ in 10’ m Wasser zu Anker ging; in dem
Flufs wurden überall 6 m Wasser und keine Barre gefunden, jedoch ein starker,
4 bis 5 Kn setzender Strom, der darauf schliefsen liefs, dafs der Flufs weit
aus dem Innern kommt. Er ist an der Mündung wenigstens !/, Sm breit und
wahrscheinlich schiffbar; da er der bedeutendste im Kaiser Wilkelms-Land und
nächst dem Fly und Rochussen der gröfßste in ganz Neu-Guinea jst, 80 wurde
er nach Ihrer Majestät der Kaiserin, Kaiserin Augusta-Flufs genannt. Er liegt
in 3° 52‘ 8.Br und 144° 32' O-Lg, ca 3 Sm östlich von Kap della Torre. Die