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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Kingstown, St. Vincent, Westindien, 
“Qu 
Kingstown, St. Vincent, Westindien. ) 
Nach dem Bericht des Schulgeschwaders, Geschwader-Chef Kommodore Stenzel. 
Die Insel St. Vincent ist vulkanischen Charakters, was aus dem sehr 
welligen, oft aus steil ansteigenden Bergen bestehenden Terrain und dem im 
Norden der Insel gelegenen grofsen erloschenen Krater erhellt, welcher durch 
die Heftigkeit seines Ausbruches im Jahre 1812 berüchtigt ist. Die klimatischen 
Verhältnisse der Insel zeigen ein ähnliches Verhalten wie die übrigen Inseln 
der Antillen-Gruppe. Regelmäfsige verwerthbare meteorologische Beob- 
achtungen werden auf der Insel nicht gemacht, mit Ausnahme der für die 
Plantagenbesitzer wichtigen Beobachtungen der Regenmengen. Letztere werden 
regelmäfsig in der „Government Gazette“ veröffentlicht und sind hiernach in 
Tabelle II und III für die Jahre 1881—1885 für die Stationen an der Ostseite 
der Insel und Kingstown Garden zusammengestellt. Das Material für die 
Tabelle I, welche die Regenmenge in den Jahren 1872—1884 enthält, stellte 
Mr. Hutchinson, der Besitzer der Ratko Mill an der Caliaqua-Bai, südöstlich 
von Kingstown, zur Verfügung. Ueber die Temperaturen und den Luftdruck 
geben die Tabellen IV und V, Beobachtungen auf dem Fort Charlotte im Jahre 
1880 und in Kingstown Garden 1884 und 1885, Aufschlufe, während Tabelle VI 
Beobachtungen S.M.S. „Sophie“ während ihres Aufenthaltes auf Kingstown- 
Rhede giebt. Aus den vorliegenden Beobachtungen geht übereinstimmend 
hervor, daß Februar, März und April die trockensten Monate sind und November 
N stärksten Regenfall bringt, dem Oktober, September, August, Juli, Juni 
folgen, 
$ Die Regenzeit dürfte demnach in die Monate Juni bis November, die 
trockene Jahreszeit von Februar bis April fallen und die Monate Dezember 
and Januar einer-, Mai anderseits den Uebergang bilden. Während des Aufent- 
haltes in der Kingstown-Bai wurde die Beobachtung gemacht, dafs etwa nur 
50 % der aufkommenden Regenböen über den Hafen zogen, während die übrigen 
ihren Regen nur über Land entluden. Wenn die einjährigen Beobachtungen 
über Luftdruck und Temperatur auf dem Fort Charlotte zu Vergleichen zulässig 
sind, 80 bleibt der Luftdruck bedeutend hinter den im Atlas zum Segelhandbuch 
des Nordatlantischen Oceans gegebenen Isobaren zurück, während die Mittel 
ljemperaturen die Isothermen im Allgemeinen um 1° übersteigen. Die erstere 
Differenz beruht wahrscheinlich darauf, dafs die Barometerstände weder auf den 
Meeresspiegel noch auf 0° reducirt sind; Genaues konnte darüber nicht in Er- 
fahrung gebracht werden; Fort Charlotte liegt 63m hoch. Die Temperatur- 
verhältnisse des frei und dem Einflufs der See direkt zugänglich liegenden Forts 
Charlotte dürften namentlich in Bezug auf Gleichmäfsigkeit mit dem des Hafens 
übereinstimmen. Die in dem im Thal liegenden Kingstown Garden beobachteten 
Temperaturen zeigen im Jahre Temperaturschwankungen von 15,6° C, gegen 
6,0° auf Fort Charlotte. 
Der NE-Passat herrscht mit Ausnahme der Monate Juli—September, der 
Hurricane-Zeit, das ganze Jahr über auf der Insel, an der Leeseite natürlich 
durch die vorliegenden hohen Berge abgelenkt und geschwächt. ‚Er weht im 
März am stärksten, Stärke 6, sonst mit Stärke 4. Gegen Mittag ist er am 
kräftigsten, stirbt gegen Abend ab und macht einer leichten Landbriese für die 
Nacht Platz. Durch die Thäler kommen häufig stofsweise Böen herunter, welche 
im März Stärke 8, sonst höchstens 6 erreichen; die Windrichtung schwankt 
zwischen NE und SE, im März ENE. Im Juli bis September wird der Passat 
anterbrochen, und an seine Stelle treten Winde aus SE, S und W. Tornados 
sind auf der Insel nicht vorgekommen, überhaupt während der letzten 20 Jahre 
keine Stürme. Seobrieso giebt es nicht; zuweilen stöfst sich der leichte NE- 
Den am Fort Charlotte und tritt im westlichen Theile der Bucht als NW- 
ind auf. 
„West India Pilot“, IL, 1876, S. 35. 
‚Mer des Antilles“, 1875, S, 84. 
Ann. d. Hydr. ete., 18586. Heft TIL
	        
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