Orkan vom 14. Mai in Crossen und Umgebung.
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Ganz ähnlich in der nordöstlichen Fortsetzung dieser Streifen, nord-
westlich vom Weifßsen Lug. Wie die Karte angiebt, ist hier der Hochwald
durch neuere Kahlhiebe und durch den letztgenannten Morast in mannig-
faltiger Weise blofsgelegt. Hier hat der Sturm auf einem 400m breiten
Streifen furchtbar gehaust, die Bäume an der Waldlisiere sind bis weit hinein
umgestürzt und die exponirten Ecken des Waldes ganz niedergemäht. Der
Boden hebt sich vom Weifsen Lug zunächst mäfsig steil und bleibt dann ziemlich
eben; besonders dieser Abhang und die beiden einspringenden Winkel im
Walde nordwestlich und nördlich davon zeigen groöfsartige Verwüstung; hier
liegen Stämme bis zu 78 cm Durchmesser (in Brusthöhe). An Richtungen, aus
denen sie gefallen sind, wurden folgende gemessen: am linken Rand SEzS,
SWzW (mehrere), WzS, SzE/SzW; in der Mitte SSE (4), SzE (2), SSW, SW,
SW/S; am rechten Rand, von der Mitte nach dem Weißen Lug gehend S/SSE Q
S/SSE, SW/SSE (4), SSW/SEzS; wieder höher über dem Lug: S/SSE, SSE/SE,
SzE/SEzE/SSE, SSE. Weiter nordöstlich am NW-Rande der Schonung weniger
Schaden, meist aus S, an der Nordecke der letzteren hat aber der frei über
dieselbe heranbrausende Sturm wieder eine Menge Stämme übereinandergehäuft,
aus den Richtuugen SzE (3), S(9), SzW (3), SSW (mehrere), S/SSE, —
S/SSW /SzE, — SW2zS/SEzS, — S/SEzE, — SzW/S, — SzW/S, — SWzS/S/SW/S,
— SzW/SSW/SW/S/SE (2), — SSW/SE, — SzW/SE, — SWzW/SSE, —
SzW/SEzS, — SW/SSW.
Ganz anders, und im ganzen von mir gesehenen Zerstörungsgebiet über-
haupt in dieser Verbindung einzig in ihrer Art, waren die Verwüstungen im
oben erwähnten Kessel am nordwestlichen Rande der Bahn der Windhose (auf
der Karte mit « bezeichnet); hier lagen nämlich die Bäume nicht an einem
exponirten, sondern nur am geschütztesten Ort, und zwar ausschliefslich aus
nordöstlicher Richtung gefallen: NEzN (3), NNE (3), N, ENE/N, ENE/NEzN,
ENE/NE, N/NEzN. Ob eine solche nordöstliche Luftströmung in den anderen
Theilen des verwüsteten Gebiets überhaupt bei diesem Unwetter nicht vorkam
oder ob sie nur anderwärts nicht die Stärke erreichte, um ihre Spuren zu
hinterlassen, darüber ist mir nichts bekannt. Dal sie aber nicht völlig lokal
an dieses kleine Kesselthal gebunden war, scheint daraus hervorzugehen, dafs
sowohl südwestlich davon an der Westgrenze des Forstes einzelne Stämme aus
Ost gewesen sind, als auch nordöstlich davon weiter am Wege nach Glembach
zu, also in der Fortsetzung dieses linken Flügels des Zerstörungsstreifens, die
nordöstliche Richtung des Stofses zunächst noch ziemlich stark vertreten ist;
im Bauernwald nördlich vom sog. „Alten Teich“ fand ich die Stämme gebrochen
aus ENE, E(2), ESE (mehrere), ESE/ENE, SSE/E, — SSE/ESE/SSE/NE, —
SEzS/E, — N/NW/WSW/NNE, — HE/ENE, — SE/SEzS/NNE. Weiterhin auf
der Feldmark lagen einzelne Bäume am Wege nach Glembach aus S, SWzS
und SEzS(2). Im „Alten Teich“ soll bis zum Westrande der Schonung die
Wirkung der Windhose bemerkbar sein, am Wege nicht mehr.
Mit Bezug auf die Befunde im Hohenzollern’sehen Forst ist ein Umstand
von Interesse, auf welchen mich Herr Forstmeister von Rüdiger brieflich
aufmerksam macht, und welchen ich aus eigener Anschauung bestätigen kann.
Die aufgeschichteten Reisighaufen und aufbereiteten Klafterhölzer im Glembacher
Revier sind nämlich unberührt geblieben, obwohl sie in ihren dem Sturm zu-
gekehrten Breitseiten demselben gute Angriffspunkte bieten mußten; erstere
stehen etwa 2m, letztere 1m und 1,5m hoch; danach sowie auch nach den
Zerstörungen an den Bäumen zu urtheilen, entwickelte der Sturm auch über
den freien Flächen resp. an den Waldlisieren erst in einer Höhe von 3 bis
8m über dem Boden zerstörende Kraft.
Eine andere Bemerkung des Herrn von Rüdiger führe ich an, ohne meiner-
seits der Ansicht zu sein, dafs die Belege für die Schlufsfolgerung ausreichen; als
auf eigene Anschauung begründete Ansicht eines naturwissenschaftlich gebildeten
und speciell mit den Erscheinungen im Walde vertrauten Mannes verdient sie
unzweifelhaft Beachtung und weitere Verfolgung. Derselbe schreibt mir: „Ich
habe mich dem Eindruck nicht entziehen können, dafs im Sturmfeld aufwärts
und umgekehrt wie der Zeiger einer Uhr gehende Wirbel vorhanden gewesen sein
müssen. Diese Wirbel scheinen hauptsächlich die Stämme gebrochen zu haben.
An vielen Stämmen, die geknickt waren, an denen das Wipfelende noch am
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