Orkan vom 14, Mai In Crossen and Umgebung.
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Zittau, als in Dobrilugk (Kirchhain, Prov, EM ENTE) kein Gewitter gewesen
sein soll bis 6* p. m., darauf aber ein solches mit viel Regen stattfand, offenbar
dasselbe Regenwetter, welches die Lage der ihrer Hausdächer boraubten
Urossener am Abend dieses Tages so sehr erschwerte und welches, mit
Gewitter verbunden, in Chemnitz nach dem telegraphischen Wetterbericht schon
um 5*p. m. aufgetreten war.
Der Zug desjenigen Gewitters nun, welches in Crossen mit dem gewaltigen
Windstofs verbunden war, durch den südöstlichen Theil der Mark Brandenburg
läfst sich nach von mir auf der Eisenbalnfahrt, theils von Mitreisenden, theils
1m Zugpersonal, gesammelten Erkundigungen in folgenden Hauptpunkten
estlegen.
In Dahme war es am 14, Mai von %41% bis I" p.m. auffallend finster,
worauf starker Regen und Gewitter, aber kein Hagel folgte. In Cottbus
herrschte von 2*10” bis 220° SW-Sturm mit Regen, aber ohne Hagel; der
Windstofs erhob eine Wolke von Kohlenstaub von den Lagerplätzen am Bahn-
hof und trieb sie der Stadt zu. In Guben fand Sturm mit starkem Hagel
statt, der schr viele Fensterscheiben zerschlagen hat. Die Angaben über die
Zeit gehen für den Beginn desselben zwischen 220” und 3*30” auseinander.
Die wahrscheinlich richtigsten Angaben lassen sich dahin zusammenfassen, dals
28 schon bald nach 1%4" fein regnete und von 2* ab man bei äufserst schwüler
Luft das Gewitter drohend aufziehen sah, anscheinend eine Wolke aus WNW
und eine andere aus SW; um 2%4" etwa trat erst der starke Wind und bald
darauf der Hagel ein, welcher gegen die Fenster aus W oder WNW schlug.
Der Breslau— Berliner Exprefszug No, 4 soll in dieser Gegend der einzige vom
Unwetter betroffene Zug gewesen sein. Der starke Wind begann schon bei
Jefsnitz 2030”, der Hagel gleich hinter Guben ca 250“ und dauerte, bis der
Zug um 3423“ Finkenheerd passirt hatte; als derselbe um 3*30" (ohne Ver-
spätung) in Frankfurt ankam, war daselbst schon schönes Wetter. Diese
Angaben verdapke ich einem in diesem Zuge dienstthuenden Schaffner, den ich
durch einen günstigen Zufall sprechen konnte; vorher schon war mir von zwei
Bahnbeamten in Frankfurt a. O, mitgetheilt, dafs nach den Erzählungen der in
diesem Zuge Reisenden der Hagel gegen die Wagenfenster geschlagen habe,
als wenn man Kies gegen dieselben schloudere.
Ueber die Witterung in Frankfurt a, 0. habe ich eingehende Auskunft
von mehreren Personen erhalten. anach ist hier schon um 11*a.m. ein
kleines Gewitter mit kurzem, grofstropfigem Regen gewesen; dann fing gegen
2%/4h p. m. wieder auf dem Bahnhof sofort grofstropfiger, auf dem Felde östlich
der Stadt zunächst feiner Regen an,!) der bald in schweren Regen überging;
es wurde dabei so finster, daß Herr Lehrer Dr. Kayser, der an diesom Tage
nur von 2—3h Unterricht hatte, gegen Ende der Stunde darin behindert wurde;
als er gleich nach 3* herauskam, zeigten ihm seine Kollegen bereits eine vom
Hagel zerschlagene Fensterscheibe, doch dauerte der Regen noch bis nach
31/4h, Nach diesen präcisen Zeitangaben kann das Gewitter im benachbarten
Küstrin nicht so spät gewesen sein, wie der folgende interessante Bericht der
„Täglichen Rundschau“ aussagt, und müssen wir hierin einen Zeitfehler von
mindestens einer halben Stunde annehmen. „Aus Küstrin wird mitgetheilt,
dafs daselbst am Freitag in der Zeit von 3%4 bis 4 Uhr Nachmittags ein
äufserst heftiger Sturm mit starkem Schlossenfall und nachfolgendem Regenguls
tobte. Die Warthe zeigte sich unmittelbar nach dem Hagelwetter mit dichten
Hagelmassen bedeckt, die noch lange auf dem Wasser schwammen, bis dessen
Wärme sie auflöste. Die Schiffe auf der Warthe und auf der Oder mulsten
vor Anker gehen; an den Segelkälınen hatte man eilenda die Segel herunter-
holen müssen.“ — In der Nachbarschaft war, nach mündlichen Mittheilungen
gines Bauers von dort, auch in Görtz und Sonnenburg 6twas Hagel ohne erheb-
lichen Schaden gefallen, in Göritz von Lerchenei-Gröfßse mit wenig Wind,
Oestlich von Frankfurt hat sich ein Strich schweren Hagelfalls über
Reppen hingezogen. Nach Angabe des Stationsvorstehers und des Bahn-
personals begann hier zwischen 3* und 83! heftiger Wind mit aus WNW anf
1) Der Augenzeuge salı dabei südlich von sich es schon stark regnen; am Bahnhof hingegen
zing die Haupimasse des Rezens nördlich vorüber.
Ann, 4, Hydr. eto., 19886, Hoft FI.