Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Orkan vom 14, Mai In Crossen and Umgebung. 
261 
Zittau, als in Dobrilugk (Kirchhain, Prov, EM ENTE) kein Gewitter gewesen 
sein soll bis 6* p. m., darauf aber ein solches mit viel Regen stattfand, offenbar 
dasselbe Regenwetter, welches die Lage der ihrer Hausdächer boraubten 
Urossener am Abend dieses Tages so sehr erschwerte und welches, mit 
Gewitter verbunden, in Chemnitz nach dem telegraphischen Wetterbericht schon 
um 5*p. m. aufgetreten war. 
Der Zug desjenigen Gewitters nun, welches in Crossen mit dem gewaltigen 
Windstofs verbunden war, durch den südöstlichen Theil der Mark Brandenburg 
läfst sich nach von mir auf der Eisenbalnfahrt, theils von Mitreisenden, theils 
1m Zugpersonal, gesammelten Erkundigungen in folgenden Hauptpunkten 
estlegen. 
In Dahme war es am 14, Mai von %41% bis I" p.m. auffallend finster, 
worauf starker Regen und Gewitter, aber kein Hagel folgte. In Cottbus 
herrschte von 2*10” bis 220° SW-Sturm mit Regen, aber ohne Hagel; der 
Windstofs erhob eine Wolke von Kohlenstaub von den Lagerplätzen am Bahn- 
hof und trieb sie der Stadt zu. In Guben fand Sturm mit starkem Hagel 
statt, der schr viele Fensterscheiben zerschlagen hat. Die Angaben über die 
Zeit gehen für den Beginn desselben zwischen 220” und 3*30” auseinander. 
Die wahrscheinlich richtigsten Angaben lassen sich dahin zusammenfassen, dals 
28 schon bald nach 1%4" fein regnete und von 2* ab man bei äufserst schwüler 
Luft das Gewitter drohend aufziehen sah, anscheinend eine Wolke aus WNW 
und eine andere aus SW; um 2%4" etwa trat erst der starke Wind und bald 
darauf der Hagel ein, welcher gegen die Fenster aus W oder WNW schlug. 
Der Breslau— Berliner Exprefszug No, 4 soll in dieser Gegend der einzige vom 
Unwetter betroffene Zug gewesen sein. Der starke Wind begann schon bei 
Jefsnitz 2030”, der Hagel gleich hinter Guben ca 250“ und dauerte, bis der 
Zug um 3423“ Finkenheerd passirt hatte; als derselbe um 3*30" (ohne Ver- 
spätung) in Frankfurt ankam, war daselbst schon schönes Wetter. Diese 
Angaben verdapke ich einem in diesem Zuge dienstthuenden Schaffner, den ich 
durch einen günstigen Zufall sprechen konnte; vorher schon war mir von zwei 
Bahnbeamten in Frankfurt a. O, mitgetheilt, dafs nach den Erzählungen der in 
diesem Zuge Reisenden der Hagel gegen die Wagenfenster geschlagen habe, 
als wenn man Kies gegen dieselben schloudere. 
Ueber die Witterung in Frankfurt a, 0. habe ich eingehende Auskunft 
von mehreren Personen erhalten. anach ist hier schon um 11*a.m. ein 
kleines Gewitter mit kurzem, grofstropfigem Regen gewesen; dann fing gegen 
2%/4h p. m. wieder auf dem Bahnhof sofort grofstropfiger, auf dem Felde östlich 
der Stadt zunächst feiner Regen an,!) der bald in schweren Regen überging; 
es wurde dabei so finster, daß Herr Lehrer Dr. Kayser, der an diesom Tage 
nur von 2—3h Unterricht hatte, gegen Ende der Stunde darin behindert wurde; 
als er gleich nach 3* herauskam, zeigten ihm seine Kollegen bereits eine vom 
Hagel zerschlagene Fensterscheibe, doch dauerte der Regen noch bis nach 
31/4h, Nach diesen präcisen Zeitangaben kann das Gewitter im benachbarten 
Küstrin nicht so spät gewesen sein, wie der folgende interessante Bericht der 
„Täglichen Rundschau“ aussagt, und müssen wir hierin einen Zeitfehler von 
mindestens einer halben Stunde annehmen. „Aus Küstrin wird mitgetheilt, 
dafs daselbst am Freitag in der Zeit von 3%4 bis 4 Uhr Nachmittags ein 
äufserst heftiger Sturm mit starkem Schlossenfall und nachfolgendem Regenguls 
tobte. Die Warthe zeigte sich unmittelbar nach dem Hagelwetter mit dichten 
Hagelmassen bedeckt, die noch lange auf dem Wasser schwammen, bis dessen 
Wärme sie auflöste. Die Schiffe auf der Warthe und auf der Oder mulsten 
vor Anker gehen; an den Segelkälınen hatte man eilenda die Segel herunter- 
holen müssen.“ — In der Nachbarschaft war, nach mündlichen Mittheilungen 
gines Bauers von dort, auch in Görtz und Sonnenburg 6twas Hagel ohne erheb- 
lichen Schaden gefallen, in Göritz von Lerchenei-Gröfßse mit wenig Wind, 
Oestlich von Frankfurt hat sich ein Strich schweren Hagelfalls über 
Reppen hingezogen. Nach Angabe des Stationsvorstehers und des Bahn- 
personals begann hier zwischen 3* und 83! heftiger Wind mit aus WNW anf 
1) Der Augenzeuge salı dabei südlich von sich es schon stark regnen; am Bahnhof hingegen 
zing die Haupimasse des Rezens nördlich vorüber. 
Ann, 4, Hydr. eto., 19886, Hoft FI.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.