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Bemerkungen über Port Darwin und Jones Island.
Um & a. m. den 21. Juni, nachdem wir uns zwei Tage in Port Darwin
aufgehalten hatten, lichteten wir wieder den Anker, um nach Jones-Insel weiter
zu segeln, wo wir am 23. Juni 12 Uhr Mittags auf 19,8 m (11 Fad.) Tiefe bei
Hochwasser zu Anker kamen. Von unserm Apkerplatz aus peilte die Mitte
der Jones-Insel mw. 0zS, die höchste der K’clypse-Inseln SzW1.W.
Es „giebt wohl kaum einen traurigeren Ort, der von Schiffen besucht
wird, als Jones-Insel. Weil sie sehr niedrig ist und sich bei Hochwasser nur
wenige Fuß über den Meeresspiegel erhebt, bietet schon das blofse Auffinden
derselben Schwierigkeiten. Was die geographische Lage der Insel anbelangt,
so halte ich dieselbe, wie sie in der Karte „Northwest-Coast of Australia“,
Sheet V, gegeben ist, für richtig, denn eine Reihe von guten Beobachtungen,
welche ich während meines Hierseins angestellt habe, geben dasselbe Resultat.
Jones-Insel hat die Form eines abgerundeten gleichseitigen Dreiecks, dessen
Seiten ich auf etwa 600 m schätze. Umgeben ist die Insel von einem breiten
Korallenriff, das sich besonders an der SO- und SW-Seite derselben weit hinaus
erstreckt. Die geringste Ausdehnung hat das Riff an der Westseite der Insel,
doch beträgt seine Breite hier immerhin noch 1 Sm. Der Meeresboden fällt
ziemlich stoil ab, denn in unmittelbarer Nähe des Riffs beträgt die Tiefe des
Wassers 10,8 bis 12,6 m (6 bis 7 Fad.), Drei Klippen, welche ungefähr eine
halbe Kabellänge aufserhalb des Riffs im Westen der Insel liegen (wo der
Ankerplatz der Schiffe sich befindet), verhindern ein nahes Ankern dicht unter
dem Riff. Vor der Nordostecke des Riffes rollen heftige Stromkabbelungen,
ähnlich wie bei Portland Bill im Englischen Kanal, die für ein Boot leicht
efährlich werden können. Ich fuhr dreimal mit meinem Schiff durch diese
Stromkabbelung und fand eine Wassertiefe von 21,6 bis 12,6 m (12 bis 7 Fad.).
Mit Annäherung an das Riff nimmt die Wassertiefe indefls schnell ab. Der
Ankergrund an der Westseite der Insel scheint nicht besonders gut zu halten,
indem eines der vier hier liegenden Schiffe von dem Ankerplatz wegtrieb,
Später bei dem Versuch, den Anker zu lichten, um nach dem Ankerplatz zurück-
zusegeln, brach die Kette, welche nebst dem Anker auf einer Tiefe von 25,2m
(14 Fad.) verloren ging.
Beim Ansegeln des Ankerplatzes unter Jones-Insel sollte man die höchste
der Kelypse-Inseln, die leicht von den übrigen zu unterscheiden ist, in die
Peilung mw. SSW bringen und dann recht darauf los steuern. Hierbei aber hat
man wohl auf die Gezeitenströmung zu achten, welche als Fluth nach Osten und
als Ebbe nach Westen setzt. Nach kurzer Zeit wird auch die Jones-Insel in
Sicht kommen. Ganz besondere Sorgfalt ist dem Lothen zuzuwenden, weil die
Lage der vielen umherliegenden Riffe nicht genau in der Karte angegeben ist.
Wasser sowie andere Lebensmittel sind auf der Jones-Insel nicht vor-
handen. KErsteres kann man sich indefß von den Kclypse-Inseln holen, doch ist
dieses wegen der Bösartigkeit der Bewohner mit Gefahr verknüpft. Nur gut
bewaffnete Boote sollten ein solches Vorgehen unternehmen. Aufser Seevögeln
kommt auf Jones-Insel noch eine Art Rebhühner vor, die gut zum Essen sind.
Der SE-Wind, den ich hier in dieser Jahreszeit (ür ganz beständig hielt,
dauerte nur bis etwa Mitte Juli. Alsdann trat zunächst auf die Dauer von
zwei Tagen eine Unterbrechung durch Windstille und leichte westliche Winde
ein, und darauf folgten abwechselnd östliche und westliche Winde, welche
letzteren mehr und mehr vorwiegend wurden. Während der Dauer der Anwesen-
heit von „Hugo“ in Jones-Insel vom 23. Juni bis 4. September 1884, also in
einem Zeitraum von 73 Tagen, waren an 48 Tagen östliche, bezw. südöstliche
und an 25 Tagen westliche Winde vorherrschend. Von Anfang August an
hatten wir neben 24 Tagen mit westlichen nur 14 Tage mit östlichen Winden.
Den täglichen Gang des Barometers habe ich als normal gefunden, jedoch
mehrmals Gelegenheit gehabt, zu beobachten, dafs ein steigendes Glas Zunahme
des SE-Windes andeutete, während bei Windstille dasselbe einige Millimeter fiel,
Die Gezeiten traten äufserst unregelmäfsig auf und brachten zur Spring-
zeit einen rasenden Strom. Der Hub des Wassers betrug bei gowöhnlichen
Tiden 2,1m (7 Fuß), bei Springtiden 3,6 m (12 Fuß). Hochwasser trat bei
Voll. und Neumond um 11®* 30” ein.