>46
Cyklone im Golf von Aden im Aypfang Jani 1885,
Der Ort, wo der „Mergut“ das Centrum passirte, ist ungefähr 58,8° Ost v. Gr.
and 12,9° N-Br. Unter Zugrundelegung einer Fortpflanzungsgeschwindigkeit von
3 Sm p. h., wie sie sich für diesen Theil der Bahn ergiebt, bestimmt Admiral
Dloue die Lage des Centrums am 30, Mai Mittags in 60,7° Ost v. Gr. und um
Mitternacht auf 59,0° Ost v, Gr., in derselben Breite, ferner 5% P m. am 30,
als Zeit des Eintritts des „Mergwi“ in den Orkan, 18!/2 Stunden als die Dauer
seines Aufenthalts darin und 145 bis 150 Sm als dessen Durchmesser hierselbst.
„Rouen.“ Der Französische Dampfer „Rowen“, mit Kavallerie nach
Tonkin bestimmt, begegnete dem Orkan 40Sm NO0'40 von der Ostspitze von
Sokotra. Seit mehreren Stunden hatte der Dampfer eine starke Dünupg aus
Ost; das Wetter war im Süden gewitterhaft. Das Barometer, welches am 31. Mai
ım 3*p. m. auf 767 mm stand, war um 8" auf 743 mm gefallen, mit NNE-Wind
and bei hohem Seegang aus Östen; die Seen wurden immer hänfiger und über-
jutheten das Verdeck, Um Mitternacht wurde der Wind zum Orkan und blies
zehr heftig aus N bis NNW, Das Barometer zeigte 742 mm und fuhr fort zu
sinken. Um 3* 45” flaute der Wind für etwa eine Viertelstunde ab und ging
darauf in S und SSE über. Als das Schiff eben das Centrum der Cyklono
passirt hatte, war der Barometerstand 726 mm. Bereits waren viele Ställe ver-
Dichtet, die Pferde und eine Menge Gegenstände weggeschwemmt, als gegen
5 Uhr eine ungeheure See über das Schiff von vorn und Steuerbord herein-
brach und es von einem Ende bis zum anderen bedeckte, Alles auf ihrem Wege
mit fortreifsend, Der Rest der Ställe verschwand mitsammt dem größten
Theil der Pferde, die übrigen lagen todt unter den Trümmern; die Brücken
waren demolirt, die beiden Steuerräder zertrümmert, das Wasser drang überall
in die Kajüten ein. Der Maschinen- und Kesselraum waren überschwemmt
durch Wasser, welches durch die Ventilatoren und sogar durch den Schornstein
aingedrungen war, die Feuer waren ausgelöscht, der Secgang fürchterlich.
You 5 bis 6 Uhr Morgens sank das Barometer weiter bis 721 mm.
Darauf begann es zu steigen; um Mittag stand es auf 749 mm, aber das Wetter
war noch dasselbe, nur waren die Böcn weniger heftig, Um 5 Uhr zeigte das
Barometer 752mm; die See war noch immer sehr hoch, aber der Orkan
hörte auf.
Die Dauer desselben war für den „Rouen“ 17 Stunden, 4 Stunden vor
dem Passiren des Centrums und 13 Stunden danach. Letzterer Umstand ist
besonders zu beachten, weil gewöhnlich, und bei anderen Schiffen auch in diesem
Orkan, die Dauer des Sturms vor dem Vorübergang des Centrums viel länger
ist, als nach demselben. Eine andere Kigenthümlichkeit ist, dafs das Barometer,
nachdem der Dampfer von 3* 45“ bis 4* sich im windstillen Centralraum be-
funden hatte, noch von 726 auf 721 mm fel und sich auf diesem Stande
von 5% bis 6* hielt. Die notirten Winde und Barometerstände sind die
folgenden:
Zeit: Mitto. 1a. 2a. 3a. 4a. 5a, 6a. 7a Sa
Wind: N N N N Sin S SSE SSE S
Barom.: 742 — — 732 726 721 721 — 782
Zeit: 9a. 10a. Ila. Mittag 1p. Sr 3 4p. Sp.
Wind: S SSW SSW SSW SSW SW SW SSW S
Barom.ı = 749 — 0 8 152 12
Zwischen dem Eintritt der Schiffe „Rouen“ und „„Fabert“ in den Orkan
verstrichen 11 Stunden, die Entfernung betrug 96 Sm, um welche der „Fabert“
westlicher stand. Dies ergiebt eine mittlere Geschwindigkeit der Fortpflanzung
von 5,7 Sm f bh. zwischen beiden; genauer dürfte sie 8,5 beim Verlassen des
„Rouen“ und 8,9 beim Erreichen des „Fabert‘“ betragen haben. Der Durch-
messer des Orkans beim „Rouen“ ergiebt sich daraus zu 144 Sm,
Infolge der schweren Sturzsee, von welcher „Rowen“ getroffen wurde,
behielt derselbe während mehrerer Tage eine starke Schlagseite über Backbord,
and erst nachdem man Kohlen ausschliefslich aus den Backbord-Bunkern ver-
braucht und das Wasser aus der Maschine und dem Raume entleert hatte,
richtete das Schiff sich wieder auf.