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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Cryklone im Golf von Aden im Anfang Juni 1885. 
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6b a, m. Die östliche Dünung wird schwerer und stärker, ohne dafs die 
Soe köpft. 
&r og, m. Sehr schwere und stark laufende See; Himmel mit schweren 
Wolken bedeckt, die von Norden herüber rollen; die Luft erfüllt von einem 
äufßserst drohend aussehenden Licht, Nach den Auzeichen war ich jetzt sicher, 
dafs wir einen Sturm zu erwarten haften. Schalkten die Öberlichter der Kajüte 
and Kombüse, des Maschinen-« und des Feuerraumes, Katschlofs mich, einige 
Meilen weiter laufen zu lassen, um zu schen, wo der Sturm wäre, 
8 30° am. Dicke Regengüsse; leichte heise Luftzüge aus allen Rich- 
tungen; Blitzen und Donnern. 
9 e.m. Wind einsetzend von NzE und rasch zunehmend bei giefsendem 
Royen; furchtbar bohe Ostdünung, eine Kreuzsee erhebt sich aus NNO, Broachten 
Jas Schiff auf Nordkurs und gingen mit voller Kraft vorwärts, 
9* 30° a. m. Wird in furchtbarer Böe östlicher holend nach NEzN, 
gießender Regen; Blitze hier und dort die Dunkelheit durchzuckend, Die Soe 
kommt anscheinend von allen Seiten. Das Schiff ist ganz in Gischt gehüllt, so 
dafs nichts zu sehen ist. 
10 3.m. Wind NEzN; voller Orkan mit furchtbaren Böen. Verzsuchten 
das Schiff auf NW-Kurs zu bringen; aber obgleich das Ruder hart Steuerbord 
lag und die Maschinen mit vollem Dampf gingen, wollte es keinen Strich von 
Nord abfallen. Die hohe Ostdünung hielt es fest, Dampften mit voller Kraft 
weiter, um uns so weit wie möglich vom Centrum der Cyklone zu entfernen, 
10 45° am. Ließfsen die Maschine langsamer gyohon und legten das Schiff auf 
NO-Kurs auf den Wind. 
11» a. m. Das Schiff liegt NNO vor bei NE-Wind; es weht ein schrecklicher 
Orkan. Die See ist nicht sehr hoch, aber sie läuft anscheinend von allen 
Seiten, thürmt sich in Pyramiden auf und fliegt in einem ununterbrochenen 
Schauer von Giseht über das Schiff hin. Um 11" 25”, als der Aufruhr der 
Elemente, die Wuth des Windes, das stete Blitzen und das Kochen dor See 
Schrecken erregend und vollständig betäubend war, sah ich von meiner Position 
vorn auf der Brücke, an der Leeseite des Navigationshauses, von der B-B.-Seite 
giue furchtbare See, so hoch wie unsere Fockran, mit grofser Geschwindigkeit 
heranlaufen, welche alle anderen aufgethürmten Seen vor sich her trieb, Gleich 
darauf traf sie uns, warf das Schiff nach Steuerbord über, flach auf die Seite, 
and begrub es so vollständig, dafs es für einige Augenblicke ungewils war, 0b 
das Schiff untergehen oder wieder aufkommen würde, Während ich vom 
Steuerbord-Gangweg, wohin die See mich geworfen hatte, durch das rauschende 
Wasser und den Dampf mich hiudurch zu ringen suchte, richtete sich das Schiff 
indessen wieder auf, und als ich wieder auf die Brücke gelangte, fand ich, dafs 
der Sturm gerade etwas nachgelassen hatte und Regen und Gischt so weit auf- 
gehört hatten, dafs es möglich war, den angerichteten schweren Schaden zu 
übersehen. Die B-B.-Boote waren fort, die eisernen Davits zusammengeknickt 
und zerbrochen, die Oberlichter des Maschinenraumes, der Kajüte und der 
Kombüse eingeschlagen, der Deckel des Feuerraum-Luks fort, die Presenninge 
des ersten und zweiten Luks buchstäblich in Fetzen zerrissen und das Luk No, 1 
gänzlich zertrümmert. Die See ergofs sich in den Ladungs- und den Maschinen- 
Faum, und das ganze Verdeck salı wie ein Wrack aus. Fast in demselben 
Augenblicke brachen die Böen wieder herein, wit einer Wuth, die sich nicht 
beschreiben läfst, indem der Wind nach EzN herum sprang. Das Blitzen schien 
jetzt recht über uns zu Sein, 
Mittags nach Logrechnung in etwa 12° 15‘ N-Br und 45° 58 O-Lg. 
Der Zeiger des Aneroidbarometere, welches bis dahin beständig gefallen war, 
schwankte jetzt zwischen 28,20 und 28,00“ (716 und 711 mm).!} 
12" 30” pm. Wind E, ohne Aenderung der Stärke. Das Schiff wrackt 
sehr schwer, wie wenn sehr viel Wasser darin wäre, Im Osten zeigt sich eine 
Blänke, und das schlimmste Blitzen scheint jetzt im Süden von uns zu sein. 
Das Barometer ist seit Mittag etwas im Steigen begriffen. 
Y) Der Barometerstand ist (einschliefslich des Betrages für die Redaktion auf 0° Temperatar) 
wahrscheinlich 8 bis 9 mm zu niedrig. Das richtige Minimum dürfte etwa 722 mm betragen haben. 
And. d. Hyd. 212. 1888, Heft VL
	        
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