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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Cyklone im Golf von Aden im Anfang Juni 1885. 
7. Der Englische Dampfer „Peshawur“, auf der Reise von Colombo 
nach Aden, war am 1. Juni Mittags ca 90 Sım nordöstlich von Sokotra. Der Wind 
war zu dieser Zeit SSE, Stärke 4, drehte darauf bis zum Morgen des folgenden 
Tages allmälig darch E bis NNE und wuchs allmälig bis Stärke 8, Während 
dor ganzen Zeit regneto es sehr stark, und es lief eine hohe östliche See, wobei 
das Schiff schwer rollte. Das Barometer war am 1. von Mittag bis 4* p, m, 
4 mm gofallen und hielt sich dann in der Höhe von 755,5 bis 757,5 mm bis zum 
Abend des folgenden Tages; das Wetter blieb stürmisch und regnerisch, die 
See ging schr hoch. Am Abend des 2, Juni wurde die Luft etwas klarer, der 
Regen liefßs nach, auch der Wind flaute bis Stärke 5 ab, ohne jedoch seine 
Richtung zu verändern. Um 7* 45“ p. m, setzte der Wind wieder stürmisch 
ein und wurde immer stärker, dabei drehte er durch Nord bis West. Von 
11% p. m. den 2. bis 5 a, m. den 3, Juni wehte ein fürchterlicher Orkan aus 
West bis Süd, dessen Heftigkeit besonders iu der Zeit von 2* bis 3" 40” a.m. 
am gröfsten war. Das Barometer fiel beim Herannahen des Sturmcentrums, 
welches nördlich vom Schiffsort passirte, mehr ruckweise, ca 10 mm in einer 
halben Stunde, und stieg auch später um denselben Betrag in derselben Zeit, 
Eine furchtbar wirre See lief während der 6 Stunden von allen Seiten auf, 
sämmtliche Seitenboote wurden weggeschlagen, und die Zerstörung an Deck war 
bedeutend. Der tiefste Barometerstand wurde um 3* a. m. den 3. Juni zu 
136,5 mm beobachtet; die Position des Schiffes war: 12° 33‘ N-Br, 47° 43‘ O-Lg. 
Nach 5% a. m. nahm der Sturm und Seegang ab, das Wettor wurde besser, der 
Wind blieb südlich und ging um 9* a. m, auf WzS,. 
38. Dampfer „Speke Hall“, Eines von den Schiffen, welche iu dem Orkan 
untergingen, war die „Speke Hall“, die in der Nacht vom 2, zum 3, Juni von dem 
Wetter betroffen wurde. Ueber diesen Untergang und die wunderbare Rettung des 
einzigen Ueberlebenden wurde von der „Times of Ceylon“ ein Bericht gebracht, ‘) 
den wir uns nicht versagen können, hier ebenfalls auszugsweise wiederzugeben. 
„Das den „Messageries Maritimes“ gehörige Dampfschiff „Peciho“, von 
Aden in Colombo angekommen, landete den einzig Ueberlebenden von der Be- 
satzung des Dampfers „Speke Hall“, welcher am 3. Jusi Morgens 4 Uhr im 
Golf von Aden in einem Orkan mit seiner ganzen Mannschaft, mit alleiniger 
Ausnahme des zweiten Steuermanns Henry Keoizer, gesunken ist. Während 
der „Peiho“ im Hafen von Aden Jag, wüthete daselbst ein Orkan, der nach 
den Aussagen der Eingeborenen seit 76 Jahren an Gewalt seinesgleichen nicht 
gehabt hat, Der „Peiho“ verliefs den Hafen von Aden nach dem Sturm, am 
Freitag den 5. Juni um 11 Uhr Vormittags. Kaum 100 Meilen von Aden ent- 
fernt, erblickte ein Soldat (der „Pezho“ transportirte Truppen) in grofser Ent- 
fernung einen Gegenstand auf dem Wasser, den er für einen sich an eine Spiere 
klammernden Menschen hielt. Aller Aufmerksamkeit richtete sich sofort diesem 
Gegenstande zu, jedoch wurde er zunächst von den Kameraden des Soldaten 
sowohl wie von den Schiffsoffizieren für eine Täuschung gehalten, die vielleicht 
ein aufspringender Fisch verursacht habe, bis der wachthabende Offizier von 
der Brücke mit Hülfe seines Fernglases erkannte, dafs der geschene Gegenstand 
in der That ein an eine Spiere sich klammernder Mensch sei, der mühsam Ver- 
suche machte, durch Winken mit der Mütze die Aufmerksamkeit auf sich zu 
jenken. Sofort wurde ein Boot ausgesetzt, dem es auch gelang, den in fast 
arschöpftem Zustande um sein Leben kämpfenden Mann an Bord des „Peiko“ 
zu bringen, wo ihn alle Pfloge und Sorgfalt zu Theil werden kounte, 
Nur kurze Zeit vor dieser Rettung war der „Peiho“ zwischen Wrack- 
stücken, Theilen von Booten, Kajütenthüren und anderen, von einem Schiffe 
herrührenden Trümmern hindurch gefahren, die vermuthen liefsen, dafs hier 
eine Katastrophe stattgefunden habe, und diesem Umstande hat Henry Keizer 
wohl hauptsächlich seine Reitung zu verdanken, denn Aller Augen musterten 
patürlicher Weise mit Theilnabme und Aufmerksamkeit die an ihnen vorüber- 
treibenden Gegenstände, bis es dem Auge des Soldaten gelang, die gefahrvolle 
Lage des Verunglückten zu erspähen. Obwohl Keizer, der, wie bereits er- 
wähnt, der zweite Offizier des verunglückten Schiffes war, in ziemlich erschöpftem 
Zustande an Bord des „Peiho“ gebracht wurde, war er doch seiner Sinne und 
\ Derselbe ist auch in der „Hamburgischen Börsenhalle* veröffentlicht worden.
	        
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