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Bemerkungen über einige Plätze an der Ostafrikanischen Küste,
3. Saadani.')
Am 12. September aukerte S. M. S. „Stosch“ vor Saadant, welches an
Bedeutung Bagamoyo noch erheblich nachsteht. Eine Landung wird in den
Nachmittagsstunden durch den zu dieser Jahreszeit dann herrschenden auflandigen
Wind und die dadurch erzeugte Brandung‘ erschwert, läfst sich aber in den
frühen Morgenstunden in völlig ruhigem Wasser leicht bewerkstelligen.
Eigentliche Karawanen kommen nicht nach Saadari, wenigstens nur ganz
ausnahmsweise; es wird nur als Abgangspunkt der Englischen Missionare be-
nutzt. Das Dorf ist durch einen ringsum laufenden, aus Baumstämmen und
Aesten hergestellten Pallisadenzaun gegen die räuberischen Ueberfälle der
Nomadenstämme der Massai’s geschützt.
Durch die Lage der ganz offenen, durch keine Bänke geschützten Küste,
in seinen Beziehungen zu Zanzibar und zu dem Hinterlande steht der Ort Baga-
moyo an Bedeutung bei Weitem nach.
Die Mündung des nur 5 Sm entfernten Wamt soll schwer aufzufinden
und noch schwerer zu passiren sein, da sich nur ein schmaler, seichter Wasser-
jauf durch den vorliegenden Sand ins Meer ergiefst. Auch soll der Flufs nur
eine kurze Strecke mit Booten befahrbar sein.
4. Der Fluls Pangani.?)
Eine dreitägige Expedition auf dem Flusse ergab folgende Resultate: Die
Wasserverhältnisse sind ungefähr der Englischen Karte entsprechend, soweit
Jiese reicht. Von da an verengert sich das Flufsbett auf 100, später auf 80
bis 50m, nimmt aber an Tiefe zu,
Der Fluls windet sich in zahllosen Krümmungen, so dafs trotz der zu-
rückgelegten Distanz von 40 bis 50 Sm nur ein verhältnifsmäßig kurzer Weg
yzewonnen wurde, Nach etwa 30 Sm wurde die Uferbildung flacher, mit dichtem
Gebüsch bestanden, und als hierin keine Aenderung eintrat, wurde gegen Abend
zu einer um 2 Uhr passirten Stelle zurückgekehrt, wo ein kleiner Hügel ein
günstiges Nachtlager gestattete. Der Tongwe Pik peilte von hier Nord.
Am nächsten Morgen wurde der Weg forigesetzt, um die von den Ein-
geborenen bezeichneten Stromschnellen oder Fälle zu erreichen, wo die Schiff-
barkeit des Flusses überhaupt aufhören soll. Jedoch bald nach Passiren des
am Tage vorher erreichten weitesten Punktes wurde das Fahrwasser immer
häufiger durch Baumstämme gesperrt, welche die Dampfpinnafs in hohem Grade
gefährdeten, und da an ein Vorwärtskommen mit Riemen bei dem reifsenden
Strom nicht zu denken war, so mußte umgekehrt werden. Die Angaben der
Eingeborenen sind so unzurerlässig, dafs die genannten Stromschnellen ebenso
gut 2 Tage, wie ebenso viele Stunden aufwärts liegen konnten,
Ebbe und Fluth ist nur cine kurze Strecke bemerkbar, etwa 10 Sm,
Weiter aufwärts lag die sichtbare Wassermarke des Stromes, etwa 75 cm höher
als der gegenwärtige Wasserspiegel. Während des dreitägigen Aufenthaltes auf
dem Strom fiel das Wasser ca dem, und es ist wahrscheinlich, dafs es bis zum Ein-
iritt der Regenzeit noch weiter fällt, doch sind die Angaben der Eingeborenen
darüber unzuverlässig. Die Geschwindigkeit der Strömung betrug im oberen
Theil 2 bis 3, an einigen Stellen bis zu 5Kn, und ist es mit Rücksicht auf die
Bänke nothwendig, sich stets im stärksten Strom zu halten. Wie weit bei
hohem Wasserstande der Strom der Schiffahrt hinderlich wird, läfst sich nicht
angeben. Die Tiefe des Flusses im oberen Theil wird im Durchschnitt wohl
3m betragen. Die vorspringenden Spitzen in den Krümmungen flachen unter
1m ab, während an dem gegenüberliegenden Ufer die Rinnen bis zu 5m
Tiefe zeigten.
Die flachen Ufer des Flusses sind namentlich im unteren Theile öfters
durch Hügel unterbrochen, im oberen Theile immer seltener, und ist hier Sumpf
mit Urwald vorherrechend. Das Nachtlager mufste daher an eine höhere,
möglichst fieberfreie Stelle und somit weiter stromabwärts gelegt werden, als
für die Rekognoscirung wünschenswerth war,
A „Africa Pilot“ 1884, Part III, S. 323, Findlay’s Indian Ocean 1882, S. 603.
?) „Africa Pilot“ 1884, Part III, S. 327, Findlay’s Indian Ocean 1882, S. 605.