Winde und Stürme beim Kap Hom.
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fahrer und Dampfer hat. Gröfsere Segelschiffe sollten hier nicht zu dicht unter
Land laufen, da dasselbe niedrig und sumpfig ist und die Riffe weit hinaus
reichen. Es ist hier in diesem Jahre wieder ein Schiff gestrandet, und zwar
ein Kulischiff, wobei 60 Menschenleben verloren gingen.
Ueber Levuka habe ich noch zu berichten, daß die Leuchtthürme
daselbst nicht mit einer rothen Raute (Diamond) versehen sind, wie in Find-
Jay’s „Lighthouses“ angegeben ist. Die neuen, 1881 erbauten Thürme haben
die Form einer sechseckigen Pyramide, sind weifßs angestrichen und schon in
einer beträchtlichen Entfernung sichtbar. Nach genauen Messungen des Hafen-
meisters in Levuka hat der obere Leuchtihurm eine Höhe von 73,2m (240 Fuß),
der untere eine solche von 58,9m (193 Fufß) über der Hochwasserlinie. Das
auf ersterem brennende weiße Feuer ist 14 Sm, dasjenige des letzteren, welches
eine rothe Farbe hat, 5 Sm weit bei klarer Luft sichtbar. Im Süden der Stadt
ist in diesem Jahre aufserdem noch ein grünes Licht angezündet worden, HKin-
sgegeind zur Nachtzeit hält man die beiden Hauptfeuer in Linie, bis an B-B,
das grüne Licht in Sicht kommt — ein Zeichen, dafs man sich innerhalb des
Riffes befindet, steuert noch !/ Kabllg. auf dieses zu und Jäfst dann den
Anker fallen. Obwohl das Einsegeln durch die drei Feuer auch im Dunkeln
leicht ist, so thut man doch am besten, bis Tagwerden draußen zu warten;
denn, wenn der Lotse das Schiff nicht vor Dunkelwerden gesehen hat, so wird
er nicht mehr zu demselben hinausgehen, und man hat dann eben innerhalb
des Riffes zu ankern, um am nächsten Tage, vielleicht mit grofßser Mühe und
großem Zeitaufwand, durch Warpen das chiff an seinen richtigen Liegeplatz
zu bringen. Schiebt man dahingegen die Einsegelung bis zum nächsten Morgen
auf, so wird der Lotse gleich unter Segel den zum Löschen und Laden be-
stimmten Aukerplatz anlaufen und das Schiff dort verankern,
Winde und Stürme beim Kap Horn.”
Als 1882/83 auf Anregung des verstorbenen Oesterreichischen Marine-
Offiziers und Polarforschers Weyprecht von den verschiedenen Regierungen
meteorologische Stationen in den nördlichen und südlichen Polargegenden an-
gelegt und besetzt wurden, hatte die Französische Regierung e8 unternommen,
in der Orange-Bai in der Nähe von Kap Horn eine solche Station einzurichten,
auf der von Oktober 1882 bis September 1883 stündlich Beobachtungen an-
gestellt wurden. Gleichzeitig machte das Französische Kriegsschiff „Romanche“*
in allen Theilen des Feuerländischen Archipels Beobachtungen, während der
Englische Missionar Bridges sich bereit erklärt hatte, vom 1. Dezember 1882
bis 1, Dezember 1883 in Owschauaya am Beagle-Kanal, ca 50 Sm nördlich von
Orange-Bai, meteorologische Untersuchungen anzustellen. Alle diese Beobach-
tungen, sowie die während der letzten 14 Jahre von anderen Englischen
Missionaren in der Nähe des Kap Horn gemachten Aufzeichnungen sind von
dem Französischen Marine-Lieutenant J, Lephay diskutirt und von der Fran-
zösischen Regierung veröffentlicht worden; Sie sind besonders interessant wegen
ihrer Bemerkungen über das Wind- und Sturmsystem beim a Horn.
Ein Vergleich der verschiedenen für jene Gegend veröffentlichten Segel.
anweisungen zeigt eine gro[se Meinungsverschiedenheit der Seeleute, welche
diese (jewässer besucht haben, doch hat dieselbe ihren Grund weniger in dem
Mangel an Berichten, als vielmehr in einer ungenügenden Reihe regelmäfsiger
Beobachtungen. Was bei einer Prüfung der stündlich vorgenommenen Beob-
achtungen zunächst auffällt, ist die nahe Beziehung, welche zwischen der Wind:
stärke und der jährlichen oder täglichen Bewegung der Sonne über dem
Horizonte besteht, worauf Admiral Fitzroi in seinen Bemerkungen über das
Klima dieser Gegend (Reisen der Br. Schiffe „Adventure“ und „Beagle“) bereits
%) „Nautical Magazine“ Vol, LIV, No. XIl
Ann. &. Hydr. etc, 1836, Heft Y.