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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Ueber die Häfen Mobile und Bordeaux. 
aber es muß auch wieder berücksichtigt werden, dafs diese es meistens auf 
junge, unerfahrene Leute abgesehen haben, denen es noch an Kraft und Energie 
fehlt, den lockenden Versuchungen zu widerstehen. 
Das Klima ist jetzt im Allgemeinen gesund und das Gelbfieber in vielen 
Jahren nicht mehr aufgetreten; eine Folge der gewissenhaften Handhabung der 
Quarantänemalsregeln, welche Mobile vor der Kinschleppung der Krankheit 
achützten. Die Witterung während unseres Aufenthalts in Mobile vom Anfang 
Februar bis zum 23. März 1885 zeichnete sich daselbst durch das häufige 
Auftreten nördlicher Stürme, der sogenannten Norder, aus, denn thatsächlich 
währten die Zwischenräume von dem einen bis zu dem darauf folgenden Norder 
nur 3 bis 4 Tage. Die Stürme traten oft mit der Stärke 9, manchmal mit der 
Stärke 10 auf und dauerten gewöhnlich 12 bis 24 Stunden. Dann holte der 
Wind rechtsdrehend östlich und das Wetter wurde schön. Am nächsten Tage 
wehte südlicher Wind oder es war auch windstill, und an dem darauf folgenden 
Tage setzte gewöhnlich schon ein Norder wieder ein, dem mit SW- und W-Wind 
Regen voranging. Die Temperatur fel während der Stürme in mehreren Fällen 
3° €. unter den Gefrierpunkt. Diese Norder waren die Hauptursache unseres 
langen Aufenthalts, da sie äufserst störend und hemmend auf die Beladung in 
der Bai, den Transport des Holzes dorthin und die Verbindung mit der Stadt 
einwirkten. So mufste ich beispielsweise, nachdem das Schiff beladen war, 
ooch zwei Tage auf eine Gelegenheit warten, um an Bord zurück kommen zu 
können, KEin weiterer Uebolstand erwächst den in der Bai Holz ladenden 
Schiffen dadurch, dafs ihnen fast bei jedem Norder Balken forttreiben, Wenn 
die Schiffe für diese Verluste haften müfsten, so würde manches eine hohe 
Summe zu zahlen haben, denn einem in unserer Nähe liegenden Schiffe trieben 
einmal 150 Balken fort. Man hat deshalb die Vorsichtsmafßfsregel eingeführt, 
die Balken vorher zu versichern, ehe sie längsseits eines Schiffes gebracht 
werden, und der Kapitän hat, im Falle Verlust vorliegt, vor oder während des 
Ausklarirens Protest zu erheben, indem er aussagt, dafs es aufser seiner Macht 
gelegen habe, die verloren gegangenen Balken festzuhalten, und eine Angabe 
macht, wie grofs die Anzahl derselben war und an welchem Datum infolge eines 
Sturmes und hohen Seegangs der Unfall sich ereignete. 
Rheder, Kapitäne und Schiffsagenten, welche beabsichtigen, eine „Pitch- 
Pine-Fracht“ ab Mobile abzuschliefsen, sollten bestrebt sein, die so lästigen 
Stauer-, Schloppdampfer- und Ballastklauseln aus den Chartepartien entfernt zu 
sehen, und eine Bestimmung zu erlangen suchen, nach welcher der Ablader 
auf seine eigene Rechnung und Gefahr dem in der Bai ladenden Schiffe das 
Holz längsseits zu liefern hat. Wenn es aber in der Chartepartie einfach 
heifßst, dafs das Schiff nach Mobile zu segeln hat, um dort eine volle Ladung 
Holz zu laden, so fallen diesem die Kosten des Transportes der Balken‘ nach 
der Bai und die mit demselben verbundenen Schäden zur Last 
Als Importhafen hat Mobile nur eine untergeordnete Bedeutung; dagegen 
ist der Export seit einigen Jahren in steter Zunahme begriffen, was namentlich 
eine Folge der Vertiefung des Fahrwassers ist. Vor nur noch wenigen Jahren 
konnten die Schiffe nur mit einem Tiefgange von 3,9 m (13 Fuß) an der Stadt 
laden, gingen dann zunächst nach Dog-River und nahmen, nachdem sie am 
letztgenannten Platze bis 4,2 m (14 Fuls) weggeladen hatten, schliefslich den 
Rest ihrer Ladung in der Lower Fleet ein. 
Die Hauptausfuhrartikel sind Pitch-Pine-Holz und Baumwolle, Außer 
diesen werden hin und wieder einige Ladungen Harz verschifft. 
Ueber die Zollvorschriften in Bordeaux in Bezug auf den Proviant der 
Schiffe bemerkt Kapt. Scheibe das Folgende: „Kapitäne, welche nach 
Bordeaux bestimmt sind, sollten aufßser zwei gleichlautenden Manifesten über 
die Ladung des Schiffes ebenfalls zwei gleichlautende Exemplare ihrer Proviant- 
listen anfertigen, bevor sie Pauillac erreichen, und in letzteren mit peinlichster 
Genauigkeit besonders diejenigen Artikel aufführen, welche in Frankreich mit 
einem hohen Eingangszoll belegt sind, als namentlich: Tabak, Streichhölzer, 
Branntwein und Gewürz. Die beiden erstgenannten Artikel werden vor allen 
andern mit aufserordentlicher Gründlichkeit untersucht, weshalb man bei der 
Angabe der Mengen derselben die gröfste Sorgfalt verwenden mufs. Von vier 
Deutschen Schiffen, welche im November 1884 in Bordeaux anwesend waren,
	        
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