Ueber Port of Spain auf Trinidad und den Golf von Paria. 211
Ungleich günstiger in dieser Ninsicht, als die in der NO-Ecke des Golfes
‚on Paria liegende, auf zwei Seiten von Land und hohen Bergen eingeschlossene
Rhede von Port of Spain ist der freie Golf. In etwa 10 Sm Entfernung von
der Stadt, wie bei Za Brea, wurden Luftwärme und Feuchtigkeit zwar nicht
geringer gemessen, die stetige Briese aber und das Fehlen des Regens, der bis
Jahin nicht zu reichen scheint, machten den Aufenthalt daselbst ungleich an-
genehmer. Bis auf die immerhin grofse Hitze ist der Ting von Land ein-
geschlossene und daher durchaus ruhiges Wasser bietende Golf bei seiner Breite
von 30 Sm und Länge von 60 Sm, bei dem gäuzlichen Fehlen von Untiefen
and bei solcher Wassertiefe, dafs man überall bequem und sicher ankern kann,
ein vorzüglicher Exerzirplatt. Die Verbindung mit Port of Spain könnte
direkt oder über San Fernando, wohin Eisenbahn und Telegraph führen, durch
Dampfbeiboote unterhalten werden,
Die Carenage-Bucht — 6 Sm westlich von Port of Spain — ist an der
Südseite 3 m tief bis dicht an Land, in der Mitte genügt die Tiofe für Schiffe,
wie der Plan angiebt. Der Grund ist fester Sand mit Korallen. Die Bucht
wird in der Regel nur zum Fischfang von den Umwohnern benutzt, sonst wird
auch Ballast für Schiffe von da „geholt; gie steht durch einen für eine Jolle
bei halber Fluth passirbaren Wasserweg von Carenage Village aus mit der
Chaguarama-Bai in Verbindung,
Dem in die Bucht mündenden Bache Macaripe liegt eine Barro vor; das
Wasser ist zum Trinken nicht brauchbar,
Die Stadt Port of Spain, Hauptstadt der Insel Trinidad, Sitz des Gouver-
neurs und der meisten Behörden, zählte 1881 nahe 32 000 Einwohner, Das
Gourernements-Gebäude liegt in der Stadt am Brunswick Square, das Wohnr-
haus des Gouverneurs nördlich der Stadt in St. Annes. Das Bureau des Hafen-
meisters ist in der Nähe des Leuchtthurmes; im Eingange hängen die neuesten
Telegramme und Schiffsnachrichten aus, im Oberstock befindet sich ein Lese-
zimmer (commercial reading-room) mit Englischen und Französischen Zeitungen,
Der Hof hinter dem Hause eignet sich zu Observationen. Nicht weit davon
sind das Telegraphen-Bureau, der Ausgangspunkt einer durch die Stadt führen-
den Pferdebahn und der Bahnhof; die Eisenbahn führt nach Arima, Couva und
San Fernando. Beim Bahnhof ist ein Droschken-Halteplatz,
Das Bureau des Deutschen Konsuls, welcher, wie oben schon erwähnt,
Theilhaber der Firma Turnbull, Stewart & Co. ist, liegt au der Stelle, wo
auf dem Plane „Commissariat Wharf“ steht,
Das Postamt und das Eishaus sind in der Stadt, wenige Minuten von
den Landungsbrücken.
Die Water Battery ist verfallen; Salute werden nicht erwidert.
Zum Landen mit Booten dienen zwei Brücken, eine kurze beim Leucht-
thurm und eine längere, St. Vincents Quay, westlich davon, jede mit nur einer
Treppe versehen. Dampfbeiboote kommen bei Niedrigwasser fest,
Die Stadt wird durch zwei Wasserleitungen aus dem. St, Annes- und dem
Maraval-Flufs (beides kleine Bäche) mit Wasser versorgt; dasselbe läuft aus
den Sammelbecken unfiltrirt in die Leitungsröhren. .
Für Straßenreinigung und Ordnung wird gut gesorgt. Die Gesundheits-
yerhältnisse sind mittelmäfsig zu nennen,
Port of Spain eignet sich sehr wohl zur Ausrüstung für einzelne Schiffe
wie für ein Geschwader, Frischer Proviant ist billiger als in Barbadoes,
ebenso Dauerproviant fast durchweg. ‚Kohlen haben denselben Preis, Wasser
ist kostenfrei und in gröfserer Menge zu haben; auch für Beschaffung von
Tropen-Bekleidung, Material und Geld ist Port of Spain gecignet; Fichtenholz,
amerikanisches, ist preiswürdig in jeder Menge vorräthig. Nur Hartbrod ist
theuer und der Vorrath beschränkt, ferner präservirtes Fleisch und Salz.
Ein für alle Zwecke brauchbares Trinkwasser wird mit eigenen Booten
vom St. Vincents Quay geholt, wo es auß einem Hydranten, zu welchem ein
dabei stationirter Polizeiwächter den Schlüssel hat, durch einen Schlauch ins
Boot läuft. Es kam den ganzen Tag über Wasser genommen werden, das
Volllaufen des Wassersackes einer Barkasse, 8000 1, dauerte eine Stunde; die
Boote blieben immer flott.
LM