Cyklone im Golf von Aden im Anfang Juni 1885.
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„Das EN Umgehen des Windes, welches beobachtet wurde, läfst
auf eine stark spiralige Gekrümmtheit der Bahn der Luftpartikel in der Nähe
des Centrums schließen. Mr. Tully bemerkt, dafs eine Zeit lang der Wind
sehr unbeständig war zwischen NNW und NNE, dafs er um 0* 45” p, m. plötz-
lich nach NNW kKrimpte, daß er um 1* 20" p.m. wieder nach ENE drehte,
Dem „Columbian“ ging der Wind, welcher eben nach 2" p.m. aus NW geweht
hatte, um 2% 30“ p. m, plötzlich nach SE (wie wenn da ein kleinerer eokal-
wirbel aufgetreten wäre), und um 4* p.m. drehte er nach NEzE, Am Ufer
zu Aden scheint der Wind zwischen 10* a, m. und 1* p. m. ziemlich beständig
gewesen und dann regelrecht nach SEzE umgegangen zu sein und diese letztere
Richtung bald nach 3 p.m, erreicht zu haben.“
„Bin allmähliches Sinken des Barometers a0 Bord der „Bacchante* von
29,88“ (758,9 mn) um 3" p. m. am 29. Mai auf 29,69“ (754,1 mm) um 3 p. m.
am 1. Juni bei drückender schwüler Hitze und mit aus SE und S kommendem
Gewölk zeigte, dafs schlechtes Wetter in Aussicht stand, Da aber der Monsun-
wechsel erwartet und da Aden für orkanfrei gehalten wurde, so lag der Schlufs
pahe, dafs Schlimmeres, als solch unruhiges böiges Weiter, wie es beim Kin-
setzen des -SW-Monsuns gewöhnlich ist, nicht zu befürchten stände, Ueberdies
stand das Barometer um 3% p. m. am 2. Juni nicht tiefer, als um dieselbe
Tageszeit am 1. (nämlich 29,60% = 754,1 mm) und nur 29,68“ (753,9 mm) um
8b am. und 29,64” (752,8 mm) um Mittag des 3. Juni, Daher konnte die An-
näherung einer Oyklone nicht früher als (A 45” des 3. vermuthet werden,“
„Die Schiffe auf Seo hatten, wie es bei kleinen Cyklonen gewöhnlich ist,
nur kurz vorher Warnung. Der „Columbian“ lag zwei Stunden, nachdem zuerst
eine Böo am südwestlichen Horizont bemerkt worden, durch die Gewalt des
Siurmes fast auf der Seite. Es ist unbekannt, ob sein Barometer schon vor
dem 3. sinkend gewesen war, aber an diesem Tage stand es — zwei Stunden
che eine heftige Böse das Schiff traf — auf 29,75“ (755,6 mm) und um 3 p. m.,
als es sich in einer „terrifie eyclone“ befand, auf 29,60” (751,8 mm).*
„Dem „Devonshire“ wurde das Weiter am Morgen des 3. Juni allmählich
böig und unstetig; das Barometer sank von 29,70“ (754,4 mm) um 10* a, m. auf
29,50% A mm) um Mittag und auf 29,20“ (741,7 mm) um 1* p. m.; während
dieser Zeit nahm die Stärke des Nordwindes auf das Furchtbarste zu („the
wind increased most furiously from the North“).“
„Das erste Anzeichen von einem Herannahen schlechten Wetters an Bord
des „Diomed“ scheint eine Böe aus ENE mit Regen um 8&p.m. am 1, gewesen
zu sein; um 11* 30° p. m. wehte ein Orkan („Blowing ® hurricane“). Um Mittag
stand das Schiffsbarometer auf 29,90“ (759,4 mm); die Ablesungen um & und
10% p.m. (wenn sie überhaupt gemacht wurden) sind nicht angegeben; um
10° p.m. aber fiel es, und um 11* 30° p.m. stand es auf 29,05“ (737,9 mm).“
„Diese wenig umfangreiche Cyklone, welche doch so verheerend wirkte,
zeigt, dafs zu Zeiten der Monsunwechsel selbst an Plätzen wie Aden, wo Cy-
klonen nur sehr selten vorkommen, besondere Vorsicht von Nöthen ist. Es
scheint, dafs überall, wo jene Wechsel gtatthaben, Cyklonen, häufig oder selten,
vorkommen können. Am 12. Oktober 1862 trat eine Cyklone bei den Seychellen
auf und am 15. April 1872 ‚eine bei Zanzibar, obgleich diese beiden Plätze
vorher für orkanfrei gegolten hatten.“
„Ohne Zweifel werden Mr. Blanford oder Mr. Eliot vom „India
Meteorological Office“ sich der Aufgabe unterziehen, den Ursprung und ‚die
Entwickelung dieser Cyklone von Aden klar zu legen, insbesondere auch &us-
zufinden, in welchem Grade bei ihr ein spiraliges Einbiegen der Bahnen der
Luftpartikelchen um das Centrum stattfand und inwiefern dieselbe vielleicht
durch den SW-Monsun bedingt war.“*)
Cyklone vom 9. und 10. Juni 1885.
„Nach der „Times of India“ vom 16. Juni 1885 begegnete die Bark
„Sir Lancelot“, Kaptı Mac Donald, von Mauritius nach Bombay bestimmt,
3) Nach Mittheilungen, welche auf Anfragen bei der Seewarte eingegangen sind, bestätigt
sich diese von Herrn Meldrum ausgesprochene Erwartung, In den meteorologischen Aemtern
Indiens ist man mit der Bearbeitung des dort eingekomamenen Materials beschäftigt. Voraussichtlich
werden sich die Indischen Untersuchungen mit Beziehung auf die Entwickelung der Cyklone und
deren Pfad östlich vom Meridian von Sokotra als sehr interessant erweisen.