Aus dem Reisebericht der Deutschen Bark „Bessel“,
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Um 6 Uhr am folgenden Morgen lichteten wir den Anker wieder und segelten
dann bei etwas mistiger Luft nach der Mündung des Flusses, woselbst wir,
nachdem sich das Wetter abgeklart hatte, um 10* a m. wegen auslaufender
Strömung abermals den Anker fallen lassen mufsten. Um 2% p. m. segelten wir
dann mit der eintretenden Fluth aufwärts und ankerten um 3* p, mn. gegenüber
dem Orte Bahia, auf einer Wassertiefe von 12,6m (7 Fad.). Die geographische
Lage dieses Ankerplatzes ist 0° 36‘ S-Br und 80° 24‘ W-Lg.
Bahia jet ein kleiner Ort, nicht weit von der Mündung des Flusses
Caraquez. Die Schiffe liegen hier, dem Orte gegenüber und dicht am Ufer, auf
einer Wassertiefe von 10,8 bis 12,6 m (6 bis 7 Fad.) sehr geschützt. In der
Mündung des Flusses ist eine Barre, auf welcher mit Niedrigwasser bei Spring-
tide 2,7 bis 3,0m (9 bis 10 Fufßs) Wasser stehen bleibt. Das Fahrwasser,
welches nur schmal ist, macht oberhalb der flachen Stelle eine rechtwinkelige
Biegung von © nach S. Die Einsegelung bietet aber keine Schwierigkeiten,
Ich lief eine Stunde vor Hochwasser mit einem Tiefgange von 3,3 m (11 Fulfs)
ein. Die Aussegelung ist nicht £o leicht zu bewerketeilaen, weil die Schiffe
entweder bugsirt oder gowarpt werden müssen. Wir wurden am 11. September
durch einen kleinen Dampfer, der aber kaum die genügende Kraft besitzt, um
ein Schiff von 300 bis 400 Tonnen schleppen zu können, bis aufserhalb der
St, Martha-Bank gebracht.
Der Hafen von Bahia de Caraquez wird vielleicht in Zukunft in
kommerzieller Beziehung noch von größfserer Wichtigkeit werden, weil er näher
als irgend ein anderer Hafen bei der Stadt Quito liegt, welche cinen bedeuten-
den Versandt von Steinnüssen, Kakao und Häuten hat. Die Dampfer der
„Pacific Steam Navigation Company“ laufen regelmäfsig suf ihren Fahrten
nordwärts längs der Küste Bahia de Caraquez an.“
Aus dem Reisebericht des Kapt. L, Janssen von der Deutschen Bark
„Bessel“,
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte)
„Von Sydney kommend, ankerten wir nach einer raschen Reise von
19 Tagen am 2, Juni 1884 Abends um 8 Uhr in der Levinson-Passage, der öst-
lichen Einfahrt zum Hafen von Mioko in Neu-Lauenburg. Wir hätten noch
ganz gut den Hafen erreichen können, wenn der Wind nicht ungünstig geworden
wäre und wir nicht einen starken Strom entgegen gehabt hätten, Es war aber
ein Glück, dafs ich mich kurz entschlofs, zu ankern, denn wenn wir zurück-
gelaufen und für die Nacht beigedreht hätten, so wäre wahrscheinlich das Schiff
infolge der starken Strömung und weil es in der Nacht meistens windstill ist,
weit nach Nord getrieben, und wir hätten bei den vorherrschenden südöstlichen
Winden Mübe gehabt, den Bestimmungshafen zu erreichen. So aber kamen wir
am nächsten Morgen in den Hafen von Miocko,
Wir löschten den Ballast bis auf einen Rest von 125 Tonnen, trimmten
denselben und begannen Ladung einzunehmen, Der Agent beabsichtigte, „Bessel“
hier vollständig zu beladen und direkt nach Liverpool zu expediren, wozu ich
mich natürlich sehr freute, was sich aber leider nicht erfüllen sollte,
Zwei kleine Fahrzeuge, ein Schoner von 40 und ein Kutter von 35 Tonnen,
haben die Aufgabe, den Kopra von den Stationen in Neu-Irland und Neu-
Britannien nach Mioko zusammen zu fahren. Zu einer solchen Reise benöthigen
sie gewöhnlich 3 bis 4 Tage. Nachdem ich 30 Tonnen Kopra vom Lande er-
halten hatte, kam der Schoner von seiner Reise zurück und brachte mir weitere
40 Tonnen, Hierauf segelte er wieder ab nach Neu-Irland, und nachdem wir
dann noch 15 Tonnen von der hiesigen Station erhalten hatten, lief der Kutter
in den Hafen ein. Er war aber voll Wasser, so dafs er nach Verlauf von