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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Porto Praya anf St, Jago. 
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verläuft das Bett eines aus dom Nordwesten der Stadt von den Höhen herab- 
kommenden Flusses. Das Plateau ist ringsum durch eine gemauerte Brustwehr 
von etwa 1m Höhe umgeben, deren ausspringende Winkel hübsche Aussichts- 
punkte bieten, Nur am Nordende führt eine fahrbare Strafse herunter in dje 
Ebene. Iın Südosten des Plateaus stehen hinter der an dieser Stelle demolirten 
Brustwehr in einer Linie Z1 glatte 12 cm-Vorderlader in Schiffslaffeten, welche 
nach der Rhede hin zeigen. Links hinter der Batterie — von der Rhede aus 
gesehen — liegt die Kaserne der etwa 180 Mann starken Garnison, dahinter 
das Palais des Gouverneurs, diesem gegenüber jenseits des Platzes und an der 
Stelle, wo in dem Englischen Plane von Porto Praya (Br. K. No. 384, Tit, VI, 
No. 648) „Arsenal“ steht, das Regierungsgebäude, Etwa 1 Kabllg. südlich von 
dem alten Zollhause (Custom House des Engl. Plans), welches jetzt als Hafen- 
Kapitanat dient, ist ein neues stattliches Zollhaus und vor demselben eine 
bequeme schöne hölzerne Picr, etwa 100m lang, mit breitem Kopf und Treppen 
für Boote erbaut. Südlich davon befindet sich ein grofser Bootsschuppen für 
Regierungsboote. 
Der neue Leuchtthurm auf Punta Temerosa entspricht allen Anforderungen. 
Nördlich aufserhalb der Stadt ist rechts ein dicker runder Thurm, der von 
einem früheren Gouverneur alg Observatorium gebaut ist, aber nicht mehr 
benutzt wird. Etwas weiter nördlich befindet sich, ganz allein stehend und 
von Bäumen umgeben, das Wasser-Reservoir, welches in zwei gementirten Bassins 
das Trinkwasser der Stadt birgt. Dasselbe wird in eisernen Röhren aus einem 
4-—5 Meilen entfernten Thale hergeleitet, Da die von der Quelle gelieferte 
Wassermenge eine beschränkte ist, so mulste davon Abstand genommen werden, 
Leitungen durch die ganze Stadt zu legen, nach dem Hafen ist jedoch eine 
solche geführt. Die Untersuchung einer direkt aus einem der zwei Zuführungs- 
rohre des Bassins entnommenen Wasserprobe ergab einen sehr hohen Salzgehalt 
(in 100 000 Theilen 28,08), als Trinkwasser würde dasselbe daher nicht zu 
verwenden sein. In der Nähe des Wasser-Reservoirs, hart an der östlichen 
Grenze der Stadt, liegt das Hospital. Der Hauptkomplex besteht aus einzelnen 
halb verfallenen Häusern, welche nach und nach durch einstöckige Baracken 
ersetzt werden sollen; oine ist fertig gestellt. Nach den Angaben eines der 
Regierungsärzte ist Porto Praya eine sehr gesunde Stadt, wofür allerdings die 
erhöhte Lage und die siets herrschenden Winde sprechen. Wechselfieber 
kommen nur vereinzelt und in leichteren Formen vor; Typhus und sonstige 
epidemische Krankheiten sollen vollkommen fehlen; Lungenentzündungen sind 
dagegen nicht ganz selten. — Die Umgebung der Stadt ist reich an Früchten 
und Gemüsen, Die Thäler zu beiden Seiten des Felsplateaus sind mit Palmen, 
meist Kokospalmen, bestanden. Auch sonst bietet die Insel St, Jago viel mehr, 
als das durchweg steinige, öde und unproduktive St, Vincent, denn wenn sie 
auch sehr gebirgig und zum Theil steinig ist, so weist sie doch in jeder 
Niederung Vegetation und überall, wo Feuchtigkeit sich sammelt, sogar eine 
üppige auf. Es gedeihen Zuckerrohr, Kaffee u, a. m. vortrefflich. Rindvieh, 
Schweine, Ziegen, Federvieh sind in Menge vorhanden, ebenso Esel, die das 
übliche Transportmittel bilden. Die Zahl der Pferde und Maulthiere ist gering. 
Für eine Verproviantirung, sowohl mit frischem wie mit Dauer- 
Proviant, eignet sich Porto Praya nach den eingezogenen Erkundigungen besser 
als Porto Grande. Frisches Rind-, Schweine- und Hammelfleisch haben zwar 
an beiden Orten denselben Preis (6 d. das Pfund) — in Porto Praya infolge 
des sehr trockenen Sommers —— doch ist das Vieh auf St, Jago durchweg besser 
genährt, und das Fleisch hat daher weniger Knochen. Es kann für 3000 Köpfe 
täglich frisches Fleisch geliefert werden. Gemüse und Grünzeug sind um Vieles 
wohlfeiler als in Porto Grande; Geflügel steht 40 % bis 50%, niedriger im 
Preise. Krzeugnisse der Insel, welche für die Schiffsverpflegung in Betracht 
kommen, sind: Reis, gelber Zucker, Kaffee, Rum; eingeführte Artikel: weißer 
Zucker, Erbsen, weilse Bohnen, Amerikanisches Mehl und Hartbrod, Gröfserer 
Bedarf an Einfuhr-Artikeln kann aus Lissabon durch den Postdampfer bezogen 
werden, welcher am 6, jeden Monats von dort abgeht und am 13, in Porto 
Praya eintrifft. 
Frischwasser frei längsseit kostet 11 sh. die Tonne; es wird in einem 
mit Pumpe versehenen Prahm längsseit gebracht; in den Prahm läuft das 
Ann. d, Hydr, atc., 19536, Hoft 1V.
	        
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