Porto Praya anf St, Jago.
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verläuft das Bett eines aus dom Nordwesten der Stadt von den Höhen herab-
kommenden Flusses. Das Plateau ist ringsum durch eine gemauerte Brustwehr
von etwa 1m Höhe umgeben, deren ausspringende Winkel hübsche Aussichts-
punkte bieten, Nur am Nordende führt eine fahrbare Strafse herunter in dje
Ebene. Iın Südosten des Plateaus stehen hinter der an dieser Stelle demolirten
Brustwehr in einer Linie Z1 glatte 12 cm-Vorderlader in Schiffslaffeten, welche
nach der Rhede hin zeigen. Links hinter der Batterie — von der Rhede aus
gesehen — liegt die Kaserne der etwa 180 Mann starken Garnison, dahinter
das Palais des Gouverneurs, diesem gegenüber jenseits des Platzes und an der
Stelle, wo in dem Englischen Plane von Porto Praya (Br. K. No. 384, Tit, VI,
No. 648) „Arsenal“ steht, das Regierungsgebäude, Etwa 1 Kabllg. südlich von
dem alten Zollhause (Custom House des Engl. Plans), welches jetzt als Hafen-
Kapitanat dient, ist ein neues stattliches Zollhaus und vor demselben eine
bequeme schöne hölzerne Picr, etwa 100m lang, mit breitem Kopf und Treppen
für Boote erbaut. Südlich davon befindet sich ein grofser Bootsschuppen für
Regierungsboote.
Der neue Leuchtthurm auf Punta Temerosa entspricht allen Anforderungen.
Nördlich aufserhalb der Stadt ist rechts ein dicker runder Thurm, der von
einem früheren Gouverneur alg Observatorium gebaut ist, aber nicht mehr
benutzt wird. Etwas weiter nördlich befindet sich, ganz allein stehend und
von Bäumen umgeben, das Wasser-Reservoir, welches in zwei gementirten Bassins
das Trinkwasser der Stadt birgt. Dasselbe wird in eisernen Röhren aus einem
4-—5 Meilen entfernten Thale hergeleitet, Da die von der Quelle gelieferte
Wassermenge eine beschränkte ist, so mulste davon Abstand genommen werden,
Leitungen durch die ganze Stadt zu legen, nach dem Hafen ist jedoch eine
solche geführt. Die Untersuchung einer direkt aus einem der zwei Zuführungs-
rohre des Bassins entnommenen Wasserprobe ergab einen sehr hohen Salzgehalt
(in 100 000 Theilen 28,08), als Trinkwasser würde dasselbe daher nicht zu
verwenden sein. In der Nähe des Wasser-Reservoirs, hart an der östlichen
Grenze der Stadt, liegt das Hospital. Der Hauptkomplex besteht aus einzelnen
halb verfallenen Häusern, welche nach und nach durch einstöckige Baracken
ersetzt werden sollen; oine ist fertig gestellt. Nach den Angaben eines der
Regierungsärzte ist Porto Praya eine sehr gesunde Stadt, wofür allerdings die
erhöhte Lage und die siets herrschenden Winde sprechen. Wechselfieber
kommen nur vereinzelt und in leichteren Formen vor; Typhus und sonstige
epidemische Krankheiten sollen vollkommen fehlen; Lungenentzündungen sind
dagegen nicht ganz selten. — Die Umgebung der Stadt ist reich an Früchten
und Gemüsen, Die Thäler zu beiden Seiten des Felsplateaus sind mit Palmen,
meist Kokospalmen, bestanden. Auch sonst bietet die Insel St, Jago viel mehr,
als das durchweg steinige, öde und unproduktive St, Vincent, denn wenn sie
auch sehr gebirgig und zum Theil steinig ist, so weist sie doch in jeder
Niederung Vegetation und überall, wo Feuchtigkeit sich sammelt, sogar eine
üppige auf. Es gedeihen Zuckerrohr, Kaffee u, a. m. vortrefflich. Rindvieh,
Schweine, Ziegen, Federvieh sind in Menge vorhanden, ebenso Esel, die das
übliche Transportmittel bilden. Die Zahl der Pferde und Maulthiere ist gering.
Für eine Verproviantirung, sowohl mit frischem wie mit Dauer-
Proviant, eignet sich Porto Praya nach den eingezogenen Erkundigungen besser
als Porto Grande. Frisches Rind-, Schweine- und Hammelfleisch haben zwar
an beiden Orten denselben Preis (6 d. das Pfund) — in Porto Praya infolge
des sehr trockenen Sommers —— doch ist das Vieh auf St, Jago durchweg besser
genährt, und das Fleisch hat daher weniger Knochen. Es kann für 3000 Köpfe
täglich frisches Fleisch geliefert werden. Gemüse und Grünzeug sind um Vieles
wohlfeiler als in Porto Grande; Geflügel steht 40 % bis 50%, niedriger im
Preise. Krzeugnisse der Insel, welche für die Schiffsverpflegung in Betracht
kommen, sind: Reis, gelber Zucker, Kaffee, Rum; eingeführte Artikel: weißer
Zucker, Erbsen, weilse Bohnen, Amerikanisches Mehl und Hartbrod, Gröfserer
Bedarf an Einfuhr-Artikeln kann aus Lissabon durch den Postdampfer bezogen
werden, welcher am 6, jeden Monats von dort abgeht und am 13, in Porto
Praya eintrifft.
Frischwasser frei längsseit kostet 11 sh. die Tonne; es wird in einem
mit Pumpe versehenen Prahm längsseit gebracht; in den Prahm läuft das
Ann. d, Hydr, atc., 19536, Hoft 1V.