148 Sonne als Ursache der Schwankungen des Erdmagnetismus und der Polarlichter,
befindet sich der Induktiousstrom aber im Westen, und seine Wirkung kommt
yun zu der des Sonnenstromes hinzu. Daraus erklärt sich nun, warum die
tiefste Stellung nicht bei Sonnenaufgang, sondern erst nachher eintreten mufs,
wenn sich die Wirkungen der Ströme summiren. Erst nachdem der Induktions-
strom weiter nach Westen vorrückt und die Sonne die Schwingungsebene der
[nklinationsnadel überschreitet, wirkt sie von der anderen Seite auf die Nadel,
und letztere beginnt sich zu heben. Des Abends ist die Erscheinung ganz
ähnlich. Vor Sonnenuntergang ist die Inklinationsnadel noch nicht in ihrer
höchsten Lage angekommen, die Sonne steht dann westlich, der Induktionsstrom
aber östlich von derselben. Beide Ströme sind jetzt gleichgerichtet, sie heben
also ihre Wirkung theilweise auf. Erst nach Sonnenuntergang, wenn beide
Ströme sich westlich vom Beobachtungsort befinden, summiren sie ihre Wirkung,
sie sind von Süden nach Norden gerichtet und lenken den Südpol der Inkli«
pationsnadel nach rechts ab, darum tritt die höchste Lage erst gegen 10 Uhr
Abends ein. Sowie des Nachts die Wirkung der Ströme auf der westlichen
Seito nachläfst und auf der östlichen wieder zum Vorschein kommt, 8o neigt
sich auch die Inklinationenadel vom Abend bis zum nächsten Morgen.
Die Ablenkungen der Deklinationsnadel sind etwas komplicirter, als die
der Inklinationsnadel, aber auch sie stimmen auffallend mit der Theorie über-
ein. Des Morgens hat der Südpol der Deklinationsnadel die östlichste Stellung,
und nach dem Erscheinen der Sans wendet er sich nach Westen und erreicht
zwischen 1 und 2 Uhr den gröfsten Ausschlag. Alsdann geht er langsam einen
Theil des Ausschlages zurück und erreicht gegen 8 Uhr Abends eine mittlere
Stellung; von da an macht die Nadel nochmals eine kleine Wendung nach
Westen, welche bis um 11 Uhr anhält, worauf erst der allmähliche Rückgang
in die östliche Lage erfolgt. Wenn die Sonne des Morgens in der Schwingungs-
ebene der Deklinationsnadel angekommen ist, hat der Sonnenstrom keinen Kin-
Aufs auf dieselbe, weil dann die Tendenz vorhanden ist, die Nadel in einer
senkrechten Ebene zu drehen, in welcher sie sich nicht drehen kann. Der
Induktionsstrom aber, welcher sich dann über dem Beobachtungsorte befindet
und von Norden nach Süden gerichtet ist, dreht den Südpol der Deklinations-
nadel nach links, und deshalb ist die östliche Ablenkung zwischen 7 und 8 Uhr
Morgens am stärksten. Der Induktionsstrom und die Sonne schreiten nach
Westen fort, ersterer verliert also mehr und mehr an Wirkung, während die
letztere gewinnt. Wenn die Sonne am höchsten steht, dann befinden sich die
beiden Induktionsströme am Horizont, und nämlich der dem Sonnenstrom ent-
zegengerichtete am westlichen, der gleichgerichtete am östlichen, und die
Magnetnadel hat durch die alleinige Kraft der Sonne nahezu den westlichsten
Ausschlag erreicht. Vor Mittag wirkt ihr der Induktionsstrom in der Nähe
des westlichen Horizontes noch entgegen, nach Mittag kommt ihr aber der des
östlichen Horizontes zur Hülfe, und darum wird mit vereinigten Kräften das
Maximum des Ausschlages erst zwischen 1 und 2 Uhr erreicht. Die Sonne sinkt
dann tiefer, verliert an Kraft, und der von Osten sich erhebende Induktions-
strom kommt dem Beobachtungsorte immer näher und näher. Seine Wirkung
kommt zwar der des Sonnenstromes nicht gleich, doch schwächt sie den nun-
mehrigen Rückgang der Deklinationsnadel derart ab, dafs diese bis zum Abend
erst eine mittlere Lage erreicht hat. Des Abends nach Sonnenuntergang be-
Ändet sich der Induktionsstrom, also derjenige, welcher von Süden nach Norden
strömt, über dem Beobachtungsort und hat, weil die Kraft der Sonne nach-
gelassen, gegen 8 Uhr wieder das Bestreben, den Südpol der Deklinationsnadel
nach links, also nach Westen, abzulenken. Um 11 Uhr Abends ist das zweite
Maximum des Ausschlages gegen Westen erreicht, der Induktionsstrom verliert
dann ebenfalls die Kraft, und es macht sich, so wie die Nadel zurückgeht, bis
zum nächsten Morgen der entgegengesetzte Induktionsstrom von Osten her
wieder nd,
ährend der Nacht ist die direkte Wirkung der Sonne nicht so stark
als bei Tage, dieses dürfte auch nicht befremden, denn es ist bekannt, dafs
3elbst der Mond bei Sonnenfinsternissen die magnetische Wirkung der Sonne
beeinträchtigt, wievielmehr wird dieses nicht die Erde thun! Man bemerkt
auch, dafs die Erscheinungen im Allgemeinen, nach dem Stande der Sonne zu
urtheilen, mit einiger Verspätung eintreten, man berücksichtige indessen, dafs