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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

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Sonne als Ursache der Schwankungen des Eirdmagnetismus und der Polarlichter. 
Die Induktion in rotirenden Kugelschalen bedingt zweierlei Ströme, 
nämlich Meridianströme und Aequatorialströme; nach Lamont ist die Haupt- 
richtung der Erdströme von Osten nach Westen, senkrecht zum astronomischen 
Meridian. Beständen die leitenden Kugelschalen aus lauter einzelnen, über die 
Pole gelegten elektrischen Leitern, so würden die Induktionsströme zu ver- 
gleichen sein mit denjenigen, welche in der Trommel einer v. Hefner-Alteneck- 
schen Dynamomaschine entstehen. Auf homogenen Kugelschalen ist aber die 
Leitung auch seitwärts zur inducirten Stromrichtung geschlossen, und auf allen 
Breiten strömen Zweigströme in äquatorialer Richtung von einem Iunduktions- 
strome zum andern über. 
Eine ungefähre Vorstellung hiervon giebt Fig. 2. Man denke sich den 
Sonnenstrom über dem Papier von unten nach oben gerichtet, so stellt die 
Kugel die beleuchtete Hälfte der Erde dar. Durch N—5$ ist die Erdaxe, durch 
w und s sind die magnetischen Pole, und durch den Pfeil, welcher von W nach 0 
zeigt, die Rotationsrichtung der 
Erde gekennzeichnet. Die Pfeile 
am östlichen und westlichen 
Rande geben die Richtung der 
polaren Induktionsströme an, 
während die horizontalen, von 
Osten nach Westen gerichteten 
Pfeile die Zweigströme in äqua- 
torialer Richtung angeben. Die 
elektromotorische Kraft ist um 
so größer, je größer die Rota- 
tionsradien sind, die polaren 
Induktionsströme haben also in 
den Aequatorgegenden gröfsere 
Intensität, als in den höheren 
Breiten. Der Unterschied der 
Stromstärke in je zwei benach- 
barten Breiten setzt Zweigströme 
voraus, wegen der Einwirkung 
des Erdmagnetismus können die- 
selben aber nur die Richtung 
von Osten nach Westen ein- 
schlagen, also, dafs sie mit den 
Ampere’schen Strömen parallel 
und gleich gerichtet sind. 
Wenn die elektromotorische Kraft am Aequator am stärksten ist, so 
bedingt dieses nicht, daß daselbst auch die äquatorialen Ströme am stärksten 
sind, im Gegentheil, die Stärke dieser Ströme ist von der Aenderung der 
elektromotorischen Kraft abhängig, und letztere ist in den Aequatorgegenden 
am kleinsten. Am Aocquator geht von der inducirten Eloktricität der verhältnils- 
mäfsig kleinste Theil in äquatoriale Ströme über, und dieses Verhältnifs wird 
um so größer, je höher die geSETaphNO Breite ist, welche in Betracht kommt. 
In der Nähe der Pole ist die Intensität der äquatorialen Ströme am gröfsten, 
während die elektromotorische Kraft sehr rasch abnimmt; die aus den Aequator- 
gegenden nach den Polen strömende Elektricität wird durch den Erdmagnetismus 
noch ganz besonders angezogen und in jenen Gegenden verdichtet, wo die 
magnetische Kraft am gröfsten ist. Durch die elektrischen Aequatorialströme 
wird die Intensität des Erdmagnetismus vergröfsert, während die Deklination 
and Inklination dadurch wenig alterirt werden, nur die polare Komponente 
der Induktionsströme kommt hierbei zur Geltung, und die Osecillationen der 
Magnetnadeln zeigen nur diese an. Die äquatoriale Richtung ist schon an und 
für sich ziemlich senkrecht zur Richtung der Magnetnadeln und kann deshalb 
keine wesentliche Ablenkung verursachen. Berücksichtigt man dagegen jedesmal 
die Lage und Richtung der polaren Induktionsströme in der oberen Schicht der 
Atmosphäre und die Stellung der Sonne zur Erde, so findet man, dal die täg- 
lichen Schwankungen kombinirte Wirkungen der Induktionsströme und des 
Sonnenstromes sind. 
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