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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Sonne als Ursache der Schwankungen des Erdmagnetismus und der Polarlichter, 145 
keine Theorie beantworten können, mit der Theorie der gsolaren Elektrieität 
harmonirt sie aber vollständig. Die fragliche Erscheinung erklärt sich einfach 
als die dynamische Wirkung des elektrischen Sonnenstromes auf den Magnetismus 
der Sonne. Aus der Drehungsrichtung der beschleunigten Massen läfst sich 
ein Schluß auf die Richtung der Ampere’schen Ströme auf der Sonne ziehen, 
welche dort, ebenso wie auf der Erde, der Rotationsrichtung entgegengesetzt 
sein muß. Die magnetischen Pole liegen also auf der Sonne ebenso, wie auf 
der Erde. Eine Uebersicht der solaren Erscheinungen von diesem Gesichts- 
punkte aus befindet sich in des Verfassers Brochure „Die Sonne und die 
kosınische Elektriecität“. 
Wenn die von den Metalloiden Absorbirten und gelösten Metalldämpfe 
die Träger der influirten Elektrieität in der Sphäre der Metalloide sind, so ist 
begreiflich, dafs die Elektrieitätsabgabe, also auch die Intensität des elektrischen 
Stromes auf der Oberfläche der Sonne, geändert werden mufs, wenn mehr oder 
weniger Metalldämpfe an den Polen vorüberziehen. Daraus ist erklärlich, dafs 
auf der Sonne ebenso schnell Schwankungen der Stromstärke eintreten können, 
wie auf der Erde Gewitter vorüberziehen und Polarlichter entstehen. Es hat 
sogar den Anschein, als ob größere Theile der metalloidischen Sphäre ganz 
besonders befähigt wären, die Elektricität zu übertragen, andere dagegen 
weniger, denn aus den oben angeführten Carrington’schen Zahlen läfst sich mit 
grofser Wahrscheinlichkeit der Schlufs ziehen, dafs die Sphäre der Metalloide 
während der Dauer einer Periode eine ganze Cirkulation vollendet. Die Tabellen 
des Genannten beziehen sich zwar auf Erscheinungen an der Sonnenoberfläche, 
und es ist schwer zu entscheiden, wieviel von den angegebenen Werthen der 
unteren Strömung und wieviel den Strömungen der Permanentgase als Ursache 
zuzuschreiben ist. Nehmen wir einen mittleren Werth, nämlich den des 35.° 
südl. Br., 5,3%, als mittlere Geschwindigkeit für die Strömung der Metalloide 
an, so stimmt die Cirkulationszeit mit der Dauer einer Sonnenperiode überein. 
Ist die tägliche Bewegung 5,3‘, 80 sind en Tage erforderlich, um einen Grad 
zurückzulegen, und da 360° zurückgelegt werden müssen, so sind ta Tage 
oder War An = 11,4 Jahre nöthig, um eine ganze Cirkulation zu vollenden. 
In ähnlicher Weise kann man sich eine innere Umwälzung des Kerns 
vorstellen, etwa so, wie die Pfeile in Fig. 1 andeuten. Die Massen der 
Metalloide würden demnach die metallischen Massen des Kerns von Norden 
nach Süden mitschleppen, und letztere wären dann genöthigt, in der Richtung 
der Axe wieder zurückzuströmen. Setzt man dabei voraus, dafs der Kern kein 
homogenes Gemisch sei, sondern an einer Stelle mehr, an einer anderen weniger 
Wärmekapacität besitze und in ca 55 Jahren eine Umwälzung erleide, so hat 
man darin eine Erklärung für die Entstehung der 55jährigen Sonnenperiode. 
Nachdem wir gesehen, dafs das Vorhandensein eines elektrischen Stromes 
auf der Sonne nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich ist, können wir 
nun wieder zu den erdmagnetischen Schwankungen und den Polarlichtern zurück- 
kehren. Die Untersuchung der magnetischen Fernwirkung des elektrischen 
Sonnenstromes auf die Erde ist eine zweifache; erstens ist zu erwägen, was 
für Erscheinungen durch die Rotation der Erde unter der Einwirkung des 
elektrischen Sonnenstromes, und zweitens, was geschieht, wenn die Intensität 
des letzteren eine Vergrößerung oder Verkleinerung erleidet. 
Bei der ersten Untersuchung finden wir, daß sowohl auf der Erde, als 
auch in der oberen leitenden Schicht ihrer Atmosphäre Induktionsströme ent- 
stehen, und dafs diese unter dem Einflufs des Erdmagnetismus den Gesetzen 
der Elektrodynamik unterworfen sind. Auf demjenigen Meridian, auf welchem 
Morgen ist, nähert die Erdoberfläche sich der Sonne, und es entstehen Induktions- 
ströme, welche dem Sonnenstrome entgegengesetzt gerichtet sind, also von 
Norden nach Süden verlaufen. Das Umgekehrte tritt auf demjenigen Meridian 
ein, auf welchem Abend ist; die Erdoberfläche entfernt sich von der Sonne, 
und die Induktionsströme, welche dann entstehen, haben die gleiche Richtung 
wie der Sonnenstrom, sind also von Süden nach Norden gerichtet. 
Aus. d&, Hydr. etc, 1886, Heft 1V,
	        
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