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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 14 (1886)

Sonne uls Ursache der Schwankungen des Erdmagnetismus und der Polarlichter. 141 
Metalloide und in der Mitte der Sonne die Metalle; letztere würden den Kern 
bilden, so natürlich nur mit Rücksicht auf die Lage, nicht aber des Aggregat; 
zustandes genannt. Der Umstand, dafs auch viele Metalle in der Atmosphäre 
vorkommen, ist durch die elektrolytische Wirkung des elektrischen Stromes 
erklärbar; der Wasserstoff und die Metalle werden am negativen Pole ab- 
geschieden, und ersterer kann von letzteren soviel absorbiren und mit hinauf 
zur Photosphäre ziehen, als zur Hervorbringung der Fraunhofer’schen Linien 
erforderlich ist. Durch die Elektrolyse, aber auch durch die mechanische 
Ueberführung von Stoffen durch den elektrischen Strom kann die permanente 
Neubildung der brennbaren Gase und der gelösten Metalldämpfe erklärt werden. 
Am positiven Pole werden schwere Gase abgeschieden, welche über die Metalloide 
in einem starken Strome vom Südpol zum Aequator hinfliefsen und dadurch 
der Unterlage die Tendenz geben, dieselbe Bewegung mitzumachen. Die positiv 
elektrischen Gase geben somit den ersten Impuls zu einer regelmäfsigen Strömung, 
welche vom Südpol ausgeht, und wir kommen somit zur Untersuchung der 
zweiten Bedingung, nämlich der Cirkulation der Massen zwischen den beiden 
Polen. 
Die Frage nach der polaren Strömung kann mit Hülfe der Carrington’schen 
Tabellen über die tägliche Bewegung der Sonnenflecke dahin beantwortet 
werden, dafs eine solche wirklich vorhanden ist. Die Strömung ist oben von 
Süden nach Norden gerichtet und erstreckt sich über die ganze Sonne, soweit 
die Beobachtung reicht. Zwar erleidet die Strömung beiderseits des Aequators 
der Sonne scheinbar einige Störungen, die.Sonnenflecke haben auf dem 10.° bis 
30,° südl, Br. und auf dem 5.° bis 15,° nördl. Br. die vorherrschende Richtung 
von Norden nach Süden. Diese Jetzteren Strömungen aber sind nur lokale 
Störungen der oberen Gasmassen; durch massenhafte Gasverbrennungen in der 
Nähe der Flecke emporgehoben, breiten sich die Massen nach Norden und 
Süden aus und bringen dadurch die Strömungen hervor. Nördlich von den 
angeführten Breitengraden kommen nämlich die meisten Protuberanzen und 
Fackeln vor, und die emporsteigenden Verbrennungsgase derselben durchdringen 
eine tiefe Gasschicht, veranlassen die Massen, sich mit ihnen zu bewegen, wühlen 
die Gase gleichsam in die Höhe, und oben entstehen nach beiden Seiten, also 
nach Norden und Süden, lokale Strömungen, Diese können aber auf den grofsen 
Polarstrom in den tiefer liegenden Metalloiden keinen Einflufe ausüben, sondern 
lassen ihn ungestört unter sich durchfliefsen. Umgekehrt kann aber der Polar- 
strom der Metalloide die oberen Gase, also auch alle Erscheinungen, welche in 
den letzteren stattfinden, mit fortreifsen. 
Der Polarstrom hat natürlich am Aequator die geringste Geschwindig- 
keit, weil sich daselbst seine Massen am weitesten ausbreiten, und deshalb 
können auch über ihm lokale Ströme der oberen Gase leichter entstehen, als 
in den höheren Breiten. Jenseits der 30. Breitengrade beider Hemisphären ist 
daher die polare Richtung der Flecke fast ausnahmslos von Süden nach Norden, 
wie durch nachfolgende Zahlen erwiesen wird. Nach den Tabellen, welche 
Carrington in seinem Werke „Observations of the Spots on the Sun“, pag. 222, 
mitgetheilt hat, ist die tägliche Bewegung der Sonnenflecke auf dem 45.° südl, Br. 
8‘ nordwärts, auf dem 35,° 5,3‘ nordwärts, zwischen dem 30.° südl. und 30.° 
nördl. Br. theils südwärts, theils nordwärts, auf dem 30.° nördl. Br. 3,5‘, auf 
dem 50.° nördl. Br. 11’ nordwärts. Elf Minuten entsprechen einer absoluten 
Geschwindigkeit von 471 900 km; aus dieser täglichen Bewegung auf dem 50.° 
nördl. Br. läfst sich eine Vorstellung über die Grofsartigkeit der Strömung 
gewinnen. Man erkennt aus vorstehenden Zahlen das Vorhandensein des polaren 
Stromes, die Verzögerung der Geschwindigkeit vom Südpol nach dem Aequator 
und die Beschleunigung vom Aequator nach dem Nordpol. Dieser Polarstrom 
ist auch die Ursache der unsymmetrischen Vertheilung der Erscheinungen aur 
der Sonne, Die Häufigkeit und Lage der Protuberanzen, Fackeln und Flecke 
ist bekanntlich nicht gleich und symmetrisch zu beiden Seiten des Aequators, 
sondern durchweg um mehrere Grade nach Norden verschoben, denn der tiefer 
liegende Polarstrom schleppt Alles mit sich fort, was sich über ihm befindet. 
Es ist offenbar, dal durch die von Süden nach Norden gerichtete 
Strömung keine Verminderung der Massen am Südpol und ebensowenig Ver- 
mehrung am Nordpol stattfinden kann, sondern es mul noch eine entgegen-
	        
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