Die Staubfälle im Passatgebiet des Nordatlantischen Oceans. 123
hinwegging. Der Staub wurde von den mit erheblicher Stärke wehenden
nordöstlichen bis östlichen Winden, welche diese Depression begleiteten, aus
der Sahara gebracht. Er zeigte sich demgemäfs auch nur auf der Nordseite
der Zugstraße des Minimums. Die kleine Insel Palmas, bei Gran Canarta,
welche eben südlich von der Zugstrafse lag, hatte keinen Staubniederschlag.
Diese Darstellung der meteorologischen Verhältnisse wird im Wesentlichen
durch die Schiffsberichte der Soewarte bestätigt. Diesen zufolge lag während
der zweiten Hälfte des Februar 1883, ähnlich wie es in der entsprechenden
Zeit des vorhergehenden Jahres der Fall war, vor der Westküste von Europa
ein Gebiet sehr hohen Luftdrucks, dessen Maximum von beinahe 780 mm Höhe
sich während der Zeit vom 20, bis zum 25. des Monats in etwa 48° N-Br
befand. Südlich von 45° N-Br wehten frische bis steife Winde aus NE bis E.
Dieselben standen anfänglich durch bis in die Passatregion, am 21. Februar
und an den folgenden Tagen aber nur bis in die Breite der Canarien, während
weiter südlich, bis nach etwa 20° N-Br, südwestliche Winde herrschten. Der
von Norden kommende Dampfer „Köln“ hatte bis zum Nachmittage des 20. Fe-
bruar, als er auf der Rhede von Santa Cruz, Teneriffa, ankerte, steifen NE-Wind
und hohen Luftdruck, vom nächsten Nachmittage au, auf der Fortsetzung der
Reise nach Süden, aber steife südwestliche Winde mit Regenschauern und Ge-
wittern, bei niedrigem Barometerstande. Dasselbe Wetter herrschte nach dem
Berichte des Dampfers „Strafsburg“ bei den Canarien auch am 22, Februar,
Staubfall wurde an Bord des einen wie des anderen Dampfers nicht beobachtet.
Zu gleicher Zeit mit dem Erscheinen der Depression bei den Inseln wurde der
Wind im Norden stürmisch. „Laura und Gertrude“ notirte am 21. in 36° N-Br
und 10° W-Lg E10. In dem zwischen 30° und 50° N-Br weiter landabwärts
gelegenen Meeresstriche kam der Wind, ebenfalls steif wehend, aus SE bis S,
Die vorhandene Wetterlage, die Beobachtungen auf den Canarischen
Inseln, auf der „Ville de Buenos Ayres“, sowie auf mehreren in der Nähe be-
findlichen Deutschen Schiffen,*) weisen nun mit grofser Bestimmtheit darauf hin,
dafs der an Bord der „Holsatic“ in so ungewöhnlicher Gegend beobachtete
Staub seinen Ursprung ebenfalls in der Sahara hatte. Wahrscheinlich wurde
die Staubwolke, nachdem sie in der Wüste zu ungewöhnlich grofser Höhe
emporgehoben worden war, zunächst durch den stürmischen Ostwind an der
Südseite des Maximums nahezu recht nach Westen aufs Meer hinaus getrieben,
Hier gelangte sie in den Bereich der südöstlichen und südlichen Winde an der
Westseite des Mazimums, von denen sie dann so weit nach Norden geführt
wurde, dafs sie schliefslich, 50 bis 60 Stunden nachdem sie über die Canarien
hinweggegangen war, noch den 1100 Sn nordnordwestlich davon stehenden
Dampfer erreichte, Jedenfalls aber ist nach den bis jetzt bei der Seowarte
gesammelten Erfahrungen eine Vertreibung des Staubes bis an den Ort, wo er
dieses Mal beobachtet wurde, als ein aufserordentlich seltenes Ereignifs an-
zusehen.
1) Dieselben hatten zwar keinen Staubfall, doch alle sehr diesiges Wetter, und zwar schon
vom 21. Februar an. Am 23. war nach dem Bericht des Dampfers „Valparaiso“, der sich in
86° N-Br und 15° W-Lg befand, der Staubnebel so dicht, dafs die Sonne nur schwach hindurch-
schien und das Aussehen einer gelben Scheibe hatte. An Bord der „Amelia“, in 35° N-Br und
17° W-Lg, zeigten sich an diesem Tage bei einem plötzlichen Windstofse aus SE, der einer Wind-
hose ähnlich war, viele Landschwalben und sonstige kleine Vögel. Mit dem 23. Februar hörte hier
das diesige Wetter auf, zum Zeichen, dafs die Staubwolke weiter nach Norden verzogen war,
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