Reiseberichte der deutschen Brigg „Juno“.
SE
Der anfängliche Plan, nach den Sangir-Inseln zu versegeln, ist nicht zur
Ausführung gelangt, aber Alles, was ich über diese Reise höre, zeugt dafür,
dafs sie, sowohl hin als zurück, wegen der vielen Riffe und der Strömung ge-
fährlich ist. Die Häfen auf den Sangir-Inseln sollen namentlich wegen ihrer
großen Wassertiefe keine guten sein,
Kopra, der Hauptausfuhrartikel der Sangir-Inseln, ist keine vortheilhafte
Ladung für ein Schiff, denn erstens kann es davon an Gewichtstonnen nicht
mehr laden als die Anzahl seiner Registertonnen, und zweitens sind die vielen
Würmer, welche sich im Kopra aufhalten, sowie die grofse Hitze und die starke
Ausdünstung dem Holz des Schiffes schädlich. Es sollte daher nurfgegen eine
gute Fracht, mindestens 80 sh. die Tonne, abgeschlossen werden.
Infolge der so sehr ungenauen Karten haben die Versicherungsgesell-
schaften ihre Prämien sehr hoch gestellt oder für einige dieser Meerestheile
eine Versicherung ganz abgelehnt, so dafs, wenn nicht bald gute, richtige
Karten herausgegeben werden, die Schiffahrt immer mehr zurückgehen wird.
Am 31. Juli 5 Uhr Morgens trat „Emma Römer“ die Rückreise von
Makassar nach Amsterdam an. Da der Wind gegen Abend sehr steif aus SzW
wehte, so wurde unter Glisson Point auf 12,6m (7 Fad.) Tiefe geankert. Bis
zum 4, August trat keine Aenderung des Windes ein. Erst am letztgenannten
Tage lief derselbe auf SE, und die Reise konnte fortgesetzt werden.
Aus den Reiseberichten des Kapitän J. Becker, Führer der
deutschen Brigg „Juno“.
‘Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) ;
La Union.')
La Union (San Salvador) an der Westküste von Central-Amerika, ein
kleiner aber sicherer Hafenplatz, liegt im nordwestlichen Theile des Golfs von
Fonseca. Lotsen sind nicht vorhanden und für ein mit guter Specialkarte ver-
sehenes Schiff auch kaum nöthig. Beim Passiren des engen, aber 25 bis 49m
(14 bis 28 Fad.) tiefen Kanals zwischen der Insel Conchaguita und dem Fest-
lande ist jedoch Vorsicht erforderlich, da sich durch denselben sowohl die
ganze Fluth- als auch die Ebbeströmung hindurch drängt. (Nicht, wie es in einer
Segelanweisung?*) heifst, blofs eine nördlich setzende Strömung.) Hat man den
schmalen Kanal glücklich hinter sich, so liegt die Bucht von La Union offen
vor einem, und ein Kurs mw. NWzW!/4W führt nach dem Ankerplatz. Es ist
aber gerathen, beim Weitersegeln fleifsig das Handloth zu gebrauchen und sich
in 7 bis Im (4 bis 5 Fad.) Wassertiefe zu halten. Man segele nicht bis ganz
nahe an die Stadt, sondern ankere etwas östlich von derselben, wo bei Niedrig-
wasser mindestens 6 bis 7m (3'% bis 4 Fad.) Wasser stehen bleiben.
Während unseres Aufenthaltes in La Union vom 31. Januar bis 6. Fe-
bruar 1883 wehte es am Tage beständig und zuweilen steif aus NE; Abends
und Nachts war die Windrichtung eine nördlichere.
Frisches Fleisch, Hühner, Eier u. s. w. sind jeden Morgen gegen mäfsigo
Preise auf dem Markt zu haben, dagegen sind Grünwaaren spärlich und theuer
und manchmal garnicht vorräthig. Das Trinkwasser kann man sich, wenn ınan
Zeit genug hat, kostenfrei aus Cisternen vom nahen Lande holen; im Falle
man sich dasselbe bringen läfst, erhält man es in Leichtern aus einer gröfseren
Entfernung, und es kostet dann das Faß 2 Dollar.
Das Zollwesen wird nicht strenge gehandhabt.
I) Siehe den Bericht des Kapt. C. Oltmann, pag. 445 der „Ann, d, Hydr, etc.“, 1881.
?) „Die Seehäfen der Erde“ von Jülfs und Balleer, II. Band, pag. 39.