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Reiseberichte des Schiffes „Emma Römer“,
kommen und die östlich belegenen Ausfuhrhäfen an der Küste von Java mit
dem allmählich durchgreifenden NW-Monsun verhältnifsmäfsig leicht zu erreichen
sind. Ganz besonders sind in dieser Zeit kleinere Schiffe von 500—700 Tonnen
Tragfähigkeit gesucht.
Von meinem Lotsen erfuhr ich, dafs man zur Zeit des NW-Monsuns mit
einem kleinen, nicht über 4,5 oder 4,6m (15 oder 15'/2 Fufs) tiefgehenden Schiffe
die westliche Einfahrt nach Soerabaya benutzen kann; tiefer gehende Schiffe
müssen durch die Sapoedie Strafse und dann von Osten einsegeln. Aber auch
hier ist die Wassertiefe nicht bedeutend und beträgt zur Springfluth nur 5,7 bis
6,0m (19—20 Fufs). Will ein von Westen kommendes Schiff die nordwestliche
Einfahrt benutzen, so muß es während der Nacht gut westlich von der Mündung
der Strafse beidrehen oder ankern. Letzteres ist während des Westmonsuns
nicht zu empfehlen, vielmehr wird man dann lieber unter Segel bleiben, Der
Strom setzt in dieser Zeit stark nach Osten, ein Umstand, der nicht aufser
Acht gelassen werden darf. Im SE-Monsun kann man, weınn man keine Lotsen
vor der Strafse antrifft, bei der weilsen Tonne ankern, da man um diese Zeit
stets auf gutes Wetter rechnen darf.
In der Nähe des Kap Bedoelang (Nordküste von Java an der Madura-
Strafse) ist das Vorland niedrig und mit Palmen bewachsen. Man sieht am
der Küste viele Fischerdörfer und einige Zuckersiedereien und auf See viele
Fischerboote. Bei Bezoekie befinden sich zwei rothe Festungswerke, auf welchen
ein kleines Feuer brennt,
Von Soerabaya nach Europa bestimmt, geht zur Zeit des SE-Monsuns der
Weg durch den südlichen Theil der Soerabaya Strafse und ferner durch die
Sapoedie- und die Sunda Strafse, zur Zeit des NW-Monsuns aber durch die
Baly- oder die Lombok Strafe.
Am 11. Juni 1883 trat „Emma Römer“ zunächst eine Reise von Soerabaya
nach Makassar an, welcher Platz am 24. Juni erreicht wurde.
Um 4 Uhr Morgens den 23. Juni lotheten wir mit 27 und 28,8m (15 und
16 Fad.) die Goera-Bank an und segelten bei mäfßigem SE-Winde weiter nach
ONO. Um 8 Uhr Morgens warfen wir, in der Annahme, unter der östlichen
Bank an der Küste von Celebes zu stehen, das Loth abermals, fanden aber
keinen Grund. Statt dessen erblickten wir um 11'% Uhr Vormittags Taka
Ramata-Riff, in SzO als ein feiner, schmaler grüner Streifen sich von der Meeres-
oberfläche abhebend. Es schien als ob am SW-Ende des Riffes sich ein Sand-
hügel befände, während auf dem Nordende desselben das Wrack eines Schiffes
lag. Der Strom hatte uns, anstatt sonst nach NW, in dem letzten Etmal 10 Sm
nach SSO versetzt. Als wir uns später dem Riffe mehr näherten, sahen
wir, dafs der Korallengrund so hellgrün durchschimmerte und dasjenige, was
wir anfänglich für einen Sandhügel gehalten hatten, eine Fischerprau mit ihrem
tütenförmigen Mattensegel war. Meine Ansicht, dafs Taka Ramata-Riff nicht
unter, wie es nach der Karte erscheint, sondern über Wasser sei, erwies sich
demnach als eine irrige. Viele Fahrzeuge sind schon auf diesem Riff geblieben.
Da es aber in den engen Fahrwassern dieser Gegend keine Leuchtfeuer oder
Bojen giebt, so ist eine Versegelung, namentlich während der Nacht, wegen
der unregelmäfsigen Strömung, wie wir sie gefunden, sehr leicht möglich. Das
Lothen nutzt auch wenig, weil die Korallenriffe meist ganz steil vom Meeres-
boden aufsteigen, so dafs ein Schiff, nachdem es 90m (50 Fad.) Tiefe geworfen
hat, unmittelbar danach auflaufen kann.
In Anbetracht der grofsen Unkosten, die ein Schiff in Makassar hat, er-
scheint der Wunsch, dafs bald etwas mehr für die Sicherheit der Schiffahrt in
diesen Gewässern geschehen möge, gewifs ganz berechtigt. Von ganz besonderer
Wichtigkeit wäre die Errichtung eines Feuers auf Taka Ramata-!) und Paternoster-
Riff und die Auslegung verschiedener Bojen, sowie die rasche Veröffentlichung
eingetretener Veränderungen.
Das Hafen- oder Ankergeld belief sich in Makassar für „Emma Römer“,
eine Bark von 424 Reg.-Tonnen, auf 200 fl., und das Lotsgeld (an Königliche
Lotsen) betrug 190 £l.
U Der Bau eines Leuchtthurms ist beabsichtigt, S. „Verz. d. Leuchtf. aller Meere“, 1881,
Tit, X, pag. 49.