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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Reiseberichte des Schiffes „Emma Römer“. 
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(elf für beide Einfahrten), welche Mischlinge sind und gut holländisch und eng- 
lisch sprechen, eine zu geringe. Wenn gleichzeitig viele Schiffe ankommen, 
kann der Fall eintreten, dafs einige derselben tagelang beim Feuerschiff warten 
müssen, weil die Lotsen die Strecke von Soerabaya zurück, welche einige 
20 Sm beträgt, nicht so rasch, als es wohl wünschenswerth wäre, zurück- 
legen können. 
Die auf Boera-Riff und der Zndragts-Klippe befndlichen Bojen sind roth 
angestrichen und haben eine Stange mit einem runden Kopfe. 
Das früher vor der nordwestlichen Einsegelung nach Soerabaya, dem so- 
genannten Nordergatt, stationirt gewesene Feuerschiff, welches einkommend auf 
St. B.-Seite lag, ist seit einem Jahre eingezogen.!) Statt dessen sind zwei Feuer 
auf Madura angezündet, eins auf Piring Point, ein kleines festes Leitfeuer, und 
eins auf Slimpit Point, ein gröfseres festes Feuer.*) Diese beiden Feuer in eins 
gehalten führt durch das Fahrwasser über die Barre. Während man sich früher 
einen Lotsen vom Feuerschiff holen mufste, kreuzt dort jetzt ein weifser Lotsen- 
schoner, welcher in grofsen Buchstaben an der Seite den Namen „Soerabaya I“ 
führt. Des Nachts zeigt der Lotsenschoner zwei Lichter, ein rothes über einem 
weilsen. Am Tage, so lange er Lotsen an Bord hat, läfst er, wie auch das 
Feuerschiff vor der östlichen Einfahrt, eine blaue Flagge mit einem weißen 
Stern wehen. Auch über die zuletzt erwähnten Einrichtungen beziehungsweise 
Veränderungen gaben mir weder meine Karten noch meine Segelhandbücher 
Auskunft. 
Anknüpfend hieran will ich noch bemerken, dafs die chinesischen und 
arabischen Schiffe aufßser den vorschriftsmäfsigen Seitenlaternen eine helle 
Laterne unter dem Bugspriet führen und oftmals gar erstere ganz weglassen 
und nur letztere zeigen, Es scheint mir wünschenswerth, dafs dieses zur all- 
gemeinen Kenntnifs der hier fahrenden Seeleute gelange, weil dadurch vielleicht 
Schaden vorgebeugt werden kann, 
Mit dem Löschen geht es in Soerabaya gut; Leichter sind in genügender 
Anzahl vorhanden und der Arbeitslohn ist nicht hoch. Für einen gewöhnlichen 
Arbeiter zahlt man 1 fl., für einen Vormann 1'/2 fl. den Tag. Schwarzer Sand- 
ballast kostet pro Kojang, der eigentlich 3 Tonnen halten soll, in Wirklichkeit 
aber höchstens 2% Tonnen ausmacht, 2 fl. 15 cts., für Maduraballast, weißen 
Seesand, hat man 2 fl. 50 cts. zu zahlen. Trotzdem aber sollte nur letzterer 
genommen werden, weil durch die Ausdünstung des erstgenannten leicht Fieber 
an Bord entstehen kann. 
Im allgemeinen ist der östliche Theil von Java gesund, doch kommen 
zuweilen Cholera, Pocken und Klimafieber vor. Leider ziehen sich die Leute 
der Schiffsbesatzung die Krankheiten oft durch Unvorsichtigkeit zu, durch 
Schlafen an Deck, Trinken von rohem Wasser und zu reichlichen Genufs von 
Früchten, welche üblen Angewohnheiten streng vermieden werden sollten. Viel 
ungesunder als die östliche ist die westliche Hälfte von Java, wo Fieber und 
Cholera oft heftig auftreten. 
An der Küste von Java hat man immer Land- und Seebriese, oft nur 
flau, oft aber lebhaft, Zur Zeit des SE-Monsuns ist das Wetter immer schön, 
Die genauen Stunden, wann der Wechsel von Land- und Seewind eintritt, weils 
ich nicht anzugeben; ich kann aber soviel sagen, dafs es sich beim Kreuzen 
unter der Nordküste von Java empfiehlt, am Abend dicht unter Land zu stehen, 
weil um diese Zeit der Wind eine südliche Richtung annimmt. Am Tage, mit 
steigender Sonne, holt der Wind mehr und mehr östlich, und am Nachmittage 
weht er oft aus NE und gelegentlich selbst aus N. In der Bucht bei Pasoeroeang 
weht der Landwind zu Zeiten aus einer südwestlichen Richtung, 
Von Anfang November his Ende März herrscht an der Küste von Java 
der NW-Monsun, im April und Mai ist der Wind veränderlich; Juni, Juli und 
August sind die Monate des beständigen SE-Monsuns, worauf im September 
und Oktober der allmähliche Uebergang zum NW-Monsun sich vollzieht. 
September und Oktober sind die passendsten Monate, um Batavia fracht- 
guchend anzulaufen, weil um diese Zeit die meisten Ausfuhrartikel an den Markt 
1) Vgl. „Nachr, f. Seef.“, 1882, No. 813. 
?) S. „Nachr. ff, Seef.“, 1882, No. 646.
	        
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