Reiseberichte des Schiffes „Emma Römer“.
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(elf für beide Einfahrten), welche Mischlinge sind und gut holländisch und eng-
lisch sprechen, eine zu geringe. Wenn gleichzeitig viele Schiffe ankommen,
kann der Fall eintreten, dafs einige derselben tagelang beim Feuerschiff warten
müssen, weil die Lotsen die Strecke von Soerabaya zurück, welche einige
20 Sm beträgt, nicht so rasch, als es wohl wünschenswerth wäre, zurück-
legen können.
Die auf Boera-Riff und der Zndragts-Klippe befndlichen Bojen sind roth
angestrichen und haben eine Stange mit einem runden Kopfe.
Das früher vor der nordwestlichen Einsegelung nach Soerabaya, dem so-
genannten Nordergatt, stationirt gewesene Feuerschiff, welches einkommend auf
St. B.-Seite lag, ist seit einem Jahre eingezogen.!) Statt dessen sind zwei Feuer
auf Madura angezündet, eins auf Piring Point, ein kleines festes Leitfeuer, und
eins auf Slimpit Point, ein gröfseres festes Feuer.*) Diese beiden Feuer in eins
gehalten führt durch das Fahrwasser über die Barre. Während man sich früher
einen Lotsen vom Feuerschiff holen mufste, kreuzt dort jetzt ein weifser Lotsen-
schoner, welcher in grofsen Buchstaben an der Seite den Namen „Soerabaya I“
führt. Des Nachts zeigt der Lotsenschoner zwei Lichter, ein rothes über einem
weilsen. Am Tage, so lange er Lotsen an Bord hat, läfst er, wie auch das
Feuerschiff vor der östlichen Einfahrt, eine blaue Flagge mit einem weißen
Stern wehen. Auch über die zuletzt erwähnten Einrichtungen beziehungsweise
Veränderungen gaben mir weder meine Karten noch meine Segelhandbücher
Auskunft.
Anknüpfend hieran will ich noch bemerken, dafs die chinesischen und
arabischen Schiffe aufßser den vorschriftsmäfsigen Seitenlaternen eine helle
Laterne unter dem Bugspriet führen und oftmals gar erstere ganz weglassen
und nur letztere zeigen, Es scheint mir wünschenswerth, dafs dieses zur all-
gemeinen Kenntnifs der hier fahrenden Seeleute gelange, weil dadurch vielleicht
Schaden vorgebeugt werden kann,
Mit dem Löschen geht es in Soerabaya gut; Leichter sind in genügender
Anzahl vorhanden und der Arbeitslohn ist nicht hoch. Für einen gewöhnlichen
Arbeiter zahlt man 1 fl., für einen Vormann 1'/2 fl. den Tag. Schwarzer Sand-
ballast kostet pro Kojang, der eigentlich 3 Tonnen halten soll, in Wirklichkeit
aber höchstens 2% Tonnen ausmacht, 2 fl. 15 cts., für Maduraballast, weißen
Seesand, hat man 2 fl. 50 cts. zu zahlen. Trotzdem aber sollte nur letzterer
genommen werden, weil durch die Ausdünstung des erstgenannten leicht Fieber
an Bord entstehen kann.
Im allgemeinen ist der östliche Theil von Java gesund, doch kommen
zuweilen Cholera, Pocken und Klimafieber vor. Leider ziehen sich die Leute
der Schiffsbesatzung die Krankheiten oft durch Unvorsichtigkeit zu, durch
Schlafen an Deck, Trinken von rohem Wasser und zu reichlichen Genufs von
Früchten, welche üblen Angewohnheiten streng vermieden werden sollten. Viel
ungesunder als die östliche ist die westliche Hälfte von Java, wo Fieber und
Cholera oft heftig auftreten.
An der Küste von Java hat man immer Land- und Seebriese, oft nur
flau, oft aber lebhaft, Zur Zeit des SE-Monsuns ist das Wetter immer schön,
Die genauen Stunden, wann der Wechsel von Land- und Seewind eintritt, weils
ich nicht anzugeben; ich kann aber soviel sagen, dafs es sich beim Kreuzen
unter der Nordküste von Java empfiehlt, am Abend dicht unter Land zu stehen,
weil um diese Zeit der Wind eine südliche Richtung annimmt. Am Tage, mit
steigender Sonne, holt der Wind mehr und mehr östlich, und am Nachmittage
weht er oft aus NE und gelegentlich selbst aus N. In der Bucht bei Pasoeroeang
weht der Landwind zu Zeiten aus einer südwestlichen Richtung,
Von Anfang November his Ende März herrscht an der Küste von Java
der NW-Monsun, im April und Mai ist der Wind veränderlich; Juni, Juli und
August sind die Monate des beständigen SE-Monsuns, worauf im September
und Oktober der allmähliche Uebergang zum NW-Monsun sich vollzieht.
September und Oktober sind die passendsten Monate, um Batavia fracht-
guchend anzulaufen, weil um diese Zeit die meisten Ausfuhrartikel an den Markt
1) Vgl. „Nachr, f. Seef.“, 1882, No. 813.
?) S. „Nachr. ff, Seef.“, 1882, No. 646.