Kleine hydrographische Notizen.
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schnittliche Barometerstand betrug 768mm, die tägliche Schwankung 2mm, das
Minimum trat um 4 Uhr Nachmittags ein. — Der Hafen ist reich an Seehunden
und elsbaren Fischen; mehrere Haie wurden gesehen. Trinkwasser ist bis
jetzt noch gar nicht vorhanden, weshalb auch lebendes Vieh an der Küste
nicht gehalten werden kann; auch andere Ausrüstungsgegenstände kann man
vorläufig dort nicht beschaffen. .
3. Ansegelung des Gaboon- Flusses, Guinea. Aus dem Reise-
bericht S. M.S. „Leipzig“, Kapt. z. See Herbig. Die im „Afrika Pilot“, II,
S. 26, zur Orientirung und Erleichterung der Ansegelung des Gaboon-Flusses
gemachte Angabe, dafs das Land auf der Nordseite der Mündung im Vergleich
zu dem auf der Südseite hoch ist, giebt leicht zu der Erwartung Veranlassung,
auf der Südseite so niedriges Land zu treffen, wie man dies an der afrikanischen
Küste, wenn daselbst von niedrigem Lande die Rede ist, im Allgemeinen ge-
wohnt ist. Dies ist jedoch nicht der Fall und daher auch dies Merkmal zur
Orientirung weniger geeignet. Einen weit besseren Anhalt bietet die Form der
Halbinsel am Kap Esterias uud Corisco-I., wie dies in den Annalen von 1883,
S. 647, angegeben ist. Von S.M.S. „Leipzig“, welche das Land südlich der
Mündung zuerst sichtete, wurde als erste gute Landmarke Kap Combe aus-
gemacht. Bei dem weiteren nördlichen Kurse trat bald darauf Pongara-Spitze
ınit dem Fetish-Gehölz und der Bake deutlich heraus, und darauf die gröfste
der vorhandenen Fahrwassertonnen (Tonne No. 2), welche die Nordspitze von
der Mouche-Bank bezeichnet. Dieselbe hat jedoch, der Angabe der Karte ent-
gegen, kein Toppzeichen. Mit der Annäherung an diese Tonne kommt bald die
weiße Bake auf Kap Joinville in Sicht. Die eigentliche Ansegelungstonne,
welche südlich von der Themis-Bank liegen soll, ist nicht vorhanden, die auf
letzterer Bank selbst liegende kleine Tonne schlecht sichtbar. Für die Einfahrt
in den Gaboon-Fluls von der Tonne No, 2 aus ist der Penelope-Pafs zu wählen
und dabei festzuhalten, dafs die spitzen Tonnen an St-B., die stumpfen an B-B.
zu lassen sind, wobei zu erwähnen ist, dafs die das Nordende der West-Bank
bezeichnende spitze Tonne (No. 4) fehlt. Die Farbe der Tonnen giebt keinen
Anhalt für die Navigirung.
Von Tonne No. 2 aus tritt die Einsegelungspeilung, Südspitze von
Coniguet-Insel in SO0'2S offen von Owendo-Spitze, deren Vertonung in der Br.
Adm.-Karte von Gaboon richtig gezeichnet ist, sehr deutlich hervor, und ist
dieser Linie zu folgen, bis man nach dem Passiren der das Südende der SO-
Bank bezeichnenden stumpfen Tonne mit östlichem Kurse auf den Ankerplatz
zu dreht. . .
Für die Wahl des Ankerplatzes ist eine vom 10, März 1884 datirende
Notiz des Kontre-Admirals Nowell Salmon zu beachten. Dieselbe lautet:
Ein Hulk oder Wachtschiff ist, die Mole in 0!/4S peilend, a Kblg von dieser
in ungefähr 5,9m (3'/4 Fad.) nahezu in der Peilung Pongara-Spitze in N 88° W
vermoort. Der Grund nördlich von der Peilung Pongara-Spitze in N 88° W
ist sehr unsicher, unklar und voll von Löchern; dieser Grund erstreckt sich
1 Sm von der Küste in nördlicher Richtung nach dem Wachtschiff und !/4 bis
1/2 Sm südlich von demselben. Schiffe sollten südlich vom Wachtschiff in nicht
eniger als 7,3m (4 Fad.) ankern. Einen guten Ankerplatz findet man in der
eilung: .
Mole . . 0.0.0... . . ONO
Französische Mission . . NNO!40.:
4. Notizen über den Hafen von Jacmel.. Haiti. Aus dem Bericht
S.M.S. „Freya“, Korv.-Kapt, Schulze. Im Hafen von Jacmel ist der Bau
eines Wellenbrechers begonnen. Derselbe ist jedoch bis jetzt unvollendet und
seine Fertigstellung vor der Hand aufgegeben. Soweit der Bau vorgeschritten
ist, besteht er aus einem Steindamm von 18m Länge und 10m Breite, der
durch eingerammte Pfähle und Lattenwerk geschützt wird. Der Damm erhebt
sich ca 1m über den. Wasserspiegel und liegt in der Richtung rw. N 83° W.
Für Fahrzeuge von geringem Tiefgang liegt ein guter, gegen südöstliche Winde
geschützter Ankerplatz zwischen dem Wellenbrecher und der Landungsbrücke.
Für tiefer gehende Schiffe befindet sich der beste Ankerplatz in der Ver-
längerung des Wellenbrechers in der Peilungslinie „Flaggenstange eben links
frei von der Landungsbrücke“, Die Wassertiefen betragen hier 30—40 m,