Notiz über die magnetische Horizontal-Intensität,
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Notiz, betreffend die in den meteorologischen Tabellen für Wilhelms
haven enthaltenen Angaben über die magnetische Horizontal-Intensität.
Die Horizontal-Intensität wurde bisher mit Hülfe eines älteren noch von
Lamont selbst herrührenden magnetischen Theodoliten bestimmt, welcher zu
diesem Zwecke mit einer kurzen Ablenkungsschiene und vier Ablenkungsmagneten
versehen ist, Die Konstanten für diese vier Magnete waren im Jahre 1858,
als der Afrikareisende Dr. Roscher den Theodoliten auf seiner verhängnifsvollen
Reise, von der er nicht mehr zurückkehren sollte, mitnahm, und dann wieder
1873, als derselbe in den Besitz des Hydrographischen Amts überging, in
München bestimmt worden. Beide Bestimmungen waren, trotz aller Wechsel-
fälle, denen der Theodolit in der Zwischenzeit ausgesetzt gewesen war, in 80
naher Uebereinstimmung (der gröfste Unterschied zwischen der älteren und
neueren Konstante des Magnet No. 4 betrug nur neun Einheiten der fünften
Deecimale des Logarithmus), dafs der Unterzeichnete sich für vollkommen be-
rechtigt ansehen konnte, die so bestimmten Konstanten ohne weitere Kontrole
auch ferner zu gebrauchen,
Als im Oktober 1883 ein Kohlrausch’sches absolutes Bifilar-Magneto-
meter beschafft worden war, stellte sich sofort ein erheblicher Unterschied
zwischen den auf diese beiden ganz verschiedenen Weisen bestimmten Horizontal-
Intensitäten heraus, derart, dals das Kohlrausch’sche Instrument einen
wesentlich kleineren Werth ergab.
Um zwischen den beiden Instrumenten eine Entscheidung herbeizuführen,
wurden einestheils absolute Bestimmungen mit Hülfe einer zum Theodoliten
gehörigen grofsen Ablenkungsschiene (mit sehr kleiner abgelenkter Nadel) in
zwei Entfernungen und in den beiden Hauptlagen, sowie ferner ebensolche
Beobachtungen mit dem magnetischen Theodoliten No. 1849 von Bamberg,
welcher auf der Expedition nach Cumberland Sund gebraucht und im Sommer
dieses Jahres hierher geschickt worden war, angestellt und anderntheils aus-
gedehnte Untersuchungen mit dem Kohlrausch’schen Bifilar-Instrumente aus-
geführt. Nachdem sämmtliche Korrektionen (Temperatur- und Induktions-
Kogffcient u. s. w.) bestimmt worden waren, war das Resultat eine Bestätigung
des mit dem absoluten Bifilar-Magnetometer erhaltenen Werthes der Horizontal-
Intensität, und es bedürfen daher die bisher in den meteorologischen Tabellen
mitgetheilten Horizontal-Intensitäten einer Korrektion von ,
— 0,0104 (mm, mgr, sec).
Diese Zahl kann vielleicht noch eine, jedenfalls nur unbedeutende Aende-
rung erfahren, wenn erst alle Beobachtungen zu ihrer Feststellung hinzugezogen
re sind. Hierüber wird in einem besonderen Artikel Weiteres mitgetheilt
werden.
Was die Ursache dieser erheblichen Differenz anlangt, so ist es bisher
noch nicht gelungen, dieselbe unzweifelhaft festzustellen, da die seit 1879 (seit
welcher Zeit Variationsbeobachtungen angestellt worden sind und daher eine
strenge Reduktion möglich ist) gemachten Beobachtungen keinen Anlafs geben,
zu vermuthen, dafs die Aenderung der Konstanten seit dieser Zeit vorgekommen
sein könnte.
Die diesem Heft beiliegende meteorologische Tabelle pro November
enthält die neuen Werthe der Intensität,
Wilhelmshaven, 8, Dezember 1884.
Dr. C. Börgen.