Eingänge von meteorologischen Journalen etc., August 1884, 701
Im Südatlantischen Ocean wurde „Melusine“ zunächst mehrere Tage durch
leichte östliche Winde und Stille zurückgehalten, während die erwähnten Mit-
segler von frischen Westwinden begünstigt wurden. Am 6. Mai stellte sich
auch bei „Melusine“ ein durchstehender Westwind ein, bei dem die Reise für
längere Zeit einen rascheren Fortgang nahm. Nachdem dieser Wind die Bark
bis zum 19. Mai nach 29,8° S-Br in 25,7° W-Lg geführt hatte, nahm derselbe
bis zur Stille ab, und auf diese folgte bald ein frischer Nordwind, der bis zum
23. Mai anhielt. Aus kurzer, an diesem. Tage unweit 26° S-Br in 22° W-Lg
herrschender Windstille entwickelte sich endlich der Passat, der kräftig und
beständig wehend die Bark bis zum 2. Juni zu der in 27° W-Lg überschrittenen
Linie führte. Es waren, um zu derselben von Kap Horn aus zu gelangen,
31 Tage erforderlich gewesen. Während dieser Zeit hatte man: 50° S-Brt in
49,5° W-Lg am 8. Mai, 40° S-Br in 30,9° W:Lg am 14. Mai, 30° S-Br in
25,8° W-Lg am 19. Mai, 20° S-Br in 23° W-Lg am 26. Mai und 10° S-Br in
26,1° W-Lg am 29. Mai gekreuzt. Von den erwähnten Mitseglern überschritten
den Aequator: „Border Chief“ in 26° W-Lg am 1. Juni, „Industrie“ in 27° W-Lg
und „Apoll“ in 27,7° W-Lg am 30. Mai.
Den Stillengürtel kreuzte „Melusine“ auf der zwischen 4,9° N-Br in
27,7° W-Lg und 7,8° N-Br in 28,6° W-Lg liegenden Route. Nachdem die Bark
vier Tage in demselben zugebracht hatte, verliefs sie ihn im letzteren Punkte
am 9. Juni und verfolgte dann im Gebiete des NE-Passats einen nach Norden
und Westen gerichteten Kurs. „Border Chief“ hatte die äquatoriale Grenze
des NE-Passats in 8,0° N-Br und 27,2° W-Lg am 8. Juni, „Industrie“ auffallender-
weise anscheinend schon in 3,8° N-Br und 28° W-Lg am 2. Juni, und „Amoll“
in 5,8° N-Br und 29,2° W-Lgy am 4. Juni angetroffen. Am 8. Juni hatte
„Melusine“ in 7,4° N-Br und 28° W-Lg Signale mit der Elsflether Bark „Agustina“
ausgewechselt. Dieses auf der Rückreise von der Sydney-Insel begriffene Schiff
hatte sich am 29, April beim Kap Horn befunden und den Aequator in 26,4°
W-Lg am 2. Juni überschritten. Am Mittage des 21. Juni, an welchem Tage
„Melusine“ zur polaren Passatgrenze gelangte, befand sich diese Bark in 28,8°
N-Br und 41° W-Lg, „Border Chief“ in 29° N-Br und 40,2° W-Lg, „Industrie“
in 35,2° N-Br und 837° W-Lg, „Apoll“ in 34,5° N-Br und 36,9° W-Lg, und
„Agustina“ endlich in 28,6° N-Br und 39° W-Lg. Den letzten Theil der
Reise legte „Melusine“ bis zum 7. Juli zurück. An diesem Tage, 126 Tage
nach der Abreise von Adelaide, ankerte die Bark im Hafen von Falmouth, 1m
Nordatlantischen Ocean war während der 35 dort zugebrachten Tage: 10° N-Br
in 31° W-Lg am 11. Juni, 20° N-Br in 36,8° W-Lg am 16. Juni, 30° N-Br in
41° W-Lg am 22, Juni und 40° N-Br in 33,5° W-Lg am 29. Juni überschritten
worden. Der „Border Chief“ ankerte im Hafen von Falmouth am 9. Juli,
„Industrie“ am 5. Juli, „Apoll“ am 7. Juli und „Agustina“ erreichte die Kanal-
Mündung am 8. Juli, Kapt. Mehlburger fügt dem Schlusse seiner Reise noch
einige Worte darüber hinzu, ob es sich für von Häfen der Südküste Australiens
nach Europa bestimmte Schiffe empfehle, den um das Kap Horn oder um das
Kap der guten Hoffnung führenden Weg einzuschlagen. Er führt die Reisen
von vier Schiffen an, die damals von Port Adelaide .oder Port Pirie kommend,
ihre Reise um das Kap der guten Hoffnung ausführten. Dieselben wurden bis
Falmouth in je 114, 126, 126 und 140, im Mittel also in 127 Tagen vollendet,
und kommt Kapt. Mehlburger, besonders auch mit Rücksicht auf die von ihm
und den anderen deutschen Mitseglern im südlichen Stillen Ocean angetroffenen
80 ungewöhnlich ungünstigen Verhältnisse zu dem Schlusse, dafs die Route um
das Kap Horn doch wohl die empfehlenswerthere sein werde. „Border Chief“
vollendete auf derselben die Reise in 134 und „Melusine“, wie schon erwähnt,
in 126 Tagen.
18. Reise des Geestemünder Vollschiffes „Hugo“, Kapt. W. Deneken.
Das von Cardiff nach San Francisco bestimmte Vollschiff „Hugo“ über-
schritt am 21. August 1883 den Parallel von 50° N.. Es wehte dort damals
ein ganz leiser südöstlicher Zug, der sich bald darauf nach links veränderte,
auffrischte und dem Schiffe dann eine günstige Gelegenheit gewährte, nach
Süden hin vorzurücken, Nur auf der zwischen 43° und 41° N-Br liegenden
Strecke wurde nordwestlicher, sich aber auch bald wieder nach rechts ver-
Ann. d. Hydar. ete.. 1834. Heft XI.