698 Eingänge von meteorologischen Journalen etc., August 1884.
29,7° S-Br in 87,5° W-Lg das Gebiet des SE-Passats betreten, in dem ein
nordöstlicher Kurs innegehalten wurde. Als die Bark auf demselben am
25. November in 15° S-Br in Sicht der peruanischen Küste kam, wurde der
Passat ganz schwach und am 27. und 28. November trieb „Karl“ in Sicht der
Insel San Lorenzo in Stille. Am Nachmittage des letzteren Tages gelang es
schliefslich, den Hafen von Callao zu erreichen. Um zu demselben von Hong-
kong aus zu gelangen, waren 138 Tage erforderlich gewesen. In südlicher
Breite hatte man 41 Tage zugebracht und dort: 10° S-Br in 114° W-Lg am
22, Oktober, 20° S-Br in 114,9° W-Lg am 26. Oktober, 30° S-Br in 113,5°
W-Lg am 30. Oktober und zum zweiten Male 30° S-Br in 88° W-Lg am
16. November, wie 20° S-Br in 78,5° W-Lg am 22. November, ferner 110° W-Lg
in 32° S-Br am 2. November, 100° W-Lg in 33,8° S-Br am 7. November,
90° W-Lg in 31,6° S-Br am 12. November und 80° W-Lg in 22,4° S-Br am
21. November überschritten. Die Reise des „Karl“ war eine verhältnifsmälsig
lange. Ob dies eine Folge ungenügender Segelfähigkeit des Schiffes, ange-
troffener ungünstiger Verhältnisse, nicht ganz passender Route oder dem Zu-
sammen wirken mehrerer der vorerwähnten Ursachen zuzuschreiben war, ist
schwer zu entscheiden. Vielleicht wäre es günstiger gewesen, wenn Kapt.
Kraeft auf der nördlichen wie auf der südlichen Halbkugel höhere Breiten
aufgesucht, besonders aber die einmal erreichte Breite nicht so früh wieder
verlassen haben würde. Der Versuch, im Passat bedeutend Länge nach Osten
hin anzuholen, oder in der dem Passatgebiet anliegenden Zone zur Zeit des
Sommers oder Herbstes Länge überhaupt zurückzulegen, ist immer ein sehr
gewagter, Ein etwa zwei Striche von der Richtung des Meridians abweichender
Kurs wird dort unter den vorerwähnten Verhältnissen immer am gerathensten
erscheinen. Zur Beurtheilung der Route im Allgemeinen besitzt die Scowarte
leider, obgleich Reisen zwischen chinesischen Häfen und denjenigen der West-
küste Südamerikas gerade von deutschen Schiffen nicht selten ausgeführt werden,
so gut wie gar kein Material. Für Schiffe, die zur Zeit des NE-Monsuns China
verlassen, kann ein Zweifel darüber, welche Route zu wählen sei, natürlich
nicht bestehen. Dann ist der Weg durch die Sunda-Strafse und ein möglichst
rasches Aufsuchen hoher südlicher Breiten, um dort die Länge abzulaufen, durch
die Verhältnisse unbedingt geboten. Ungewifsheit kann nur herrschen, wenn
die Schiffe die Küste China’s zur Zeit des SW-Monsuns verlassen. Dafs dann
zunächst ein nordöstlicher Kurs zu steuern sei, kann natürlich auch nicht
zweifelhaft erscheinen. Die Ungewifsheit beginnt erst bei der Frage, ob ein
Schiff zu dieser Zeit die günstigsten Verhältnisse zum raschen Ablaufen der
Länge in höherer nördlicher oder südlicher Breite finden wird, ob es infolge
dessen in möglichst westlich gelegener Länge den Durchstecher durch NE- und
SE-Passat machen, oder ob dieser erst unternommen werden soll, nachdem in
nördlicher Breite so viel Länge gut gemacht worden, dafs man beim Durch-
stecher später sicher ist, östlich von der Paumotu-Gruppe zu bleiben. Da
nun, wie allgemein bekannt, im Winter und Frühling das Passatgebiet der be-
treffenden Halbkugel die geringste Ausdehnung nach den Polen zu besitzt und
also zu dieser Zeit in verhältnifsmäfsig niedriger Breite auf das Antreffen west-
licher Winde gerechnet werden darf, so erscheint es gerathen, für die in Frage
stehenden Reisen den Durchstecher durch beide Passatgebiete zu machen so
bald wie möglich. Da die Ausführung dieses Vorhabens aber wieder durch
die zahlreichen Inseln, in deren Nähe und besonders in deren Lee man sich
doch nicht gern begiebt, erschwert wird, so möchte vielleicht der Meridian von
170° Ost als der erste geeignete, um längs desselben nach Süden zu steuern,
erscheinen. Die grofsen, meist in Nordamerika erbauten, aber unter der Flagge
eines der unbedeutenden süd- oder centralamerikanischen Staaten segelnden,
von Macao nach Callao bestimmten Kulischiffe pflegten im Herbst der nördlichen
Halbkugel früher oft Honolulu anzulaufen. Bei diesen Schiffen mag indessen
die Nothwendigkeit des Aufsuchens des für die Lieferung von frischem Proviant
am geeignetsten erscheinenden Hafens ausschlaggebend für die Wahl der Route
gewesen sein, Die in früheren Jahren häufig von San Francisco nach Callao
gehenden amerikanischen Klipperschiffe gebrauchten, wenn sie ihre Reise im
Oktober antraten, und in Ausführung derselben den Durchstecher durch den
SE-Passat machten, im Mittel 55 Tage. Davon verbrachten sie 28 Tage in