Küste von Damara und Grofs-Namanqua, West-Afrika;
nach dem richtigen Küstenpunkt hingewiesen haben, aber das wahre Azimuth
wäre doch SSO geworden, als rechtwinkliger Stand zur Ortslinie, Nun scheint
es zwar bei Sumner’s Konstruktion auf einer Karte mit parallelen Meridianen,
als wenn das Azimuth ebenso gut wie die Höhe auf der ganzen Linie unverändert
bliebe, aber auf der Erdkugel oder auf einer Karte mit konvergirenden Me-
ridianen würde der Unterschied hervortreten, dafs das wahre Azimuth so gut
wie die wahre Ortszeit von Punkt zu Punkt auf der Ortslinie sich ändert,
während nur die Höhe unverändert bleibt. So zeigt auch die Rechnung in dem
ersten Sumner’schen Fall, dafs bei der angenommenen Breite von 51° N mit
23° 23‘ S Deklination und 12° 10’ Höhe das wahre Azimuth S24° 18,2‘O war;
mit der zweiten Annahme der Breite 52° N hingegen nebst derselben Deklination
und Höhe wird das wahre Azimutb S 20° 42,2‘ OÖ, und erst das Mittel aus beiden
ist S 22° 30,2‘0. Aber dies mittlere Azimuth würde von Zufälligkeiten ab-
hängen, wie man die Breiten gewählt hat. Umgekehrt gehört zu dem genauen
Azimuth SSO zwar ein Punkt der Sumner’schen Ortslinie, der aber viel süd-
licher und westlicher liegt, als der von Sumner mit „True Position as after-
wards found“ bezeichnete Punkt, wo das wahre Azimuth 20° 44’ statt 22° 30°
gewesen ist. Bei zwei Höhen hingegen würde im Schnittpunkte der beiden
Sumner’schen Linien nicht nur die wahre Azimuthdifferenz, sondern auch jedes
einzelne wahre Azimuth sich um so genauer darstellen, je schärfer die Richtung
der Sumner’schen Ortslinien in diesem Schnittpunkte bestimmt ist.
Noch weiter konnte Sumner, bei zwei Höhen, die Ortsveränderung des
Schiffes in der Zwischenzeit nach seinem Verfahren ganz bequem dadurch
erledigen, dafs die eine Ortslinie parallel mit sich selbst so weit verschoben
wird in der Richtung des Kurses, wie die gesegelte Distanz anzeigt, womit denn
schon beide Ortslinien sich auf einen und denselben Beobachtungsort beziehen.
Das ist nun wieder so schön geometrisch anschaulich, dafs man auch diese
Konstruktion in der Karte gern benutzt hat, da sie ebenso gut ist, wie die
anderen nicht ganz strengen Fahrtkorrektionen. Fällt also der gesteuerte Kurs
zusammen mit der Richtung der Sumner’schen Linie, so entsteht keine Ver-
schiebung, ebenso wie bei der Graham’schen Berücksichtigung der Fahrt keine
Korrektion entsteht, weil der Winkel zwischen Peilung und Kurs 8 Striche
beträgt. Dafs dies nicht ganz genau ist, sondern unter besonderen ungünstigen
Verhältnissen einen merklichen Fehler geben kann, der nach Delambre’s
Formel zu verbessern ist, wurde schon früher erörtert.*)
(Fortsetzung folgt.)
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Beiträge zur Beschreibung der Küste von Damara und Grofs-
Namanqua, West-Afrika,
Aus dem Reisebericht S. M. Kr. „Möwe“, Korv.-Kapt. Hoffmann.
Am 26. September 1884 ankerte S. M. Kbt. „Möwe“ in 18° 2‘ S-Br vor
einer sichelförmigen Bucht zwischen zwei flachen sandigen Landzungen.') Mittelst
des Brandungsbootes wurde eine Landung in dem Innern der Bucht leicht be-
werkstelligt, am Lande die Flagge geheifst und ein schwarz-weils-rother Pfahl
mit der Aufschrift: „Kaiserl. Deutsches Schutzgebiet“ auf der Düne gegenüber dem
Landungsplatze errichtet. Das Land ringsum macht hier einen großartig wüsten
Eindruck, Ueberschreitet man die flache Stranddüne, so gelangt man sogleich
in eine salzgetränkte Sandebene, welche nur durch Reihen weifser Sandhügel
unterbrochen wird. Auf dieser Fläche flimmert die erhitzte Luft, ziemlich nahe
Sanddünen erscheinen durch Luftspiegelung gehoben, und man glaubt hinter
jeder Hügelreihe von Neuem eine Wasserlagune zu erblicken,
Die hier ziemlich weit zurücktretende Bergkette ist durch den gelben
Sandstaub fortwährend von einem hellen Duft verschleiert. Mit Ausnahme einer
einzigen dürren Dünenpflanze giebt es hier keine Spur organischen Lebens.
Bei der Weiterfahrt wurde wenige Meilen südlich von dieser Bucht am
Strande eine Niederlassung gesehen, bestehend in einem weifsen Giebeldach
44) S. a. „Ann. d., Hydr. etc.“ f. 1883, pag. 77.
1) .„ Afrika Pilot“, Part II, 1884, S. 203.