Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

a 
Auflösungen für das Zweihöhenproblem. 
Auf der Mercator’schen Karte mit ihren parallelen Meridianen ver- 
wandeln sich diese Kreislinien in andere „Kurven gleicher Höhe“, die nur 
punktweise zu konstruiren sind, aber in Karten mit konvergirenden Meridianen, 
wie auf der Erde, bleibt bei mäfsiger Ausdehnung die Kreisform nahe genug 
erhalten. Es sei daher folgender Fall durch Konstruktion zweier Ortskreise in 
der Ebene einer solchen Karte, also viel bequemer und genauer als auf dem 
Globus zu lösen, ohne erst umständlichere Hülfsmittel einer anderen Projektion 
zu gebrauchen: 
Beobachtet wurden am 22, März 1860 um 11 14” 0° M. G. Z. auf der 
Nordsee bei ungefähr 54° N-Br und 4° O-Lg die gleichzeitigen (wahren) Höhen 
der beiden Sterne: 
ß Urs, maj. h = 83° 30' in W, d= 57° 8 N, @ = 10 53" 22° 
y Urs, maj. h‘= 87 55 „ O0, d= 54 28 N, a‘= 11 46 27 
a'—a= 053 5 = 13° 164. 
Diese Sterne stehen also 
immer im Zenith zweier Oerter 
auf 57° 8‘ N-Br und 54° 28‘ N-Br, 
deren Längenunterschied — a‘—«a 
= 13° 16‘ ist. Soll nur die Breite 
bestimmt werden, wo die beob- 
achteten Höhen gleichzeitig statt- 
fanden, so genügt schon die An- 
nahme zweier beliebigen Punkte 
auf diesen Breitenparallelen, 
welche einen solchen Längen- 
unterschied haben, als Mittel- 
punkte der beiden Kreise, mit 
den Radien 90—h = 6° 30‘ und 
90—h‘ = 2° 5‘; dann werden 
die Durchschnittspunkte S und S‘ 
der Kreise die Breiten der beiden 
möglichen Beobachtungsörter an- 
zeigen, und es findet sich durch 
diese Konstruktion S— 53,8° N 
und S‘ — 56,4° N, wovon die 
erste also die richtige Breite sein 
mul nach Vergleichung mit der 
geschätzten Breite, Um aber mit 
Hülfe des Chronometers auch 
die Länge durch Konstruktion 
zu finden, hat man die Stunden- 
winkel der Sterne in Greenwich 
zu suchen. Die mittl. R. A. der 
Sonne war zur Zeit der Beob- 
achtung 0° 2" 45°. Diese, addirt 
zu 11* 14” 0° M.G. Z. der Beob- 
achtung, giebt 11% 16" 45° für 
die R. A. des Meridians oder die 
Sternzeit in Greenwich, Hiervon 
die R, A. der Sterne subtrahirt, 
so zeigt sich, dafs die Stundenwinkel der Sterne £ = -+0b 25" 23° = +5° 51‘ 
und t‘ = —01 29“ 42° — —7° 25’ in Greenwich sind, also der Ort auf 57° 8‘ N-Br 
und 5° 51‘ W-Lg den Stern 8 zur Zeit der Beobachtung im Zenith hatte, 
während am anderen Orte auf 54° 28‘ N-Br und 7° 25‘ O-Lg gleichzeitig der 
Stern y im Zenith stand.#) Beschreibt man demnach um diese Oerter als 
42) Für die deutliche Anschauung der hier kombinirten Erdörter und Sternörter auf einer 
Karte wird man sich einen Beobachter im Mittelpunkte der Erde denken, dessen Gesichtslinie nach 
dem nördlicheren Stern f die Erdoberfläche im nördlichen Schottland trifft, während die Gesichts- 
iinie nach dem Stern y auf eine Gegend bei Helgoland hinweist, wodurch diese Sterne mit den 
übrigen des gr. Bären wieder in die gewöhnliche Lage kommen, wie man sie am Himmel sieht. 
Oder man kann auch die Lage der Sterne auf dem Himmelsglobus betrachten und im Centrum des. 
gelben sich einen Erdglobus hinzudenken,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.