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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Eingänge von meteorölogischen Journalen etc., Juli 1884, 
begleitet, erreichte jedoch keine solche Stärke, um ein Beidrehen des Schiffes 
erforderlich zu machen. Vergleicht man den 24 Stunden. betragenden Unter- 
schied der Zeiten, zu welchen bei beiden Schiffen der niedrigste Luftdruck 
eintrat, mit der damaligen etwa 295Sm in Breite und 760 Sm in Länge 
betragenden Entfernung der Schiffe von einander, so ergiebt sich eine ange- 
näherte Schnelligkeit der Fortbewegung des Minimums nach Osten von 32 Sm 
in der Stunde. ; 
Oestlich von 80° O-Lg wurde „Urania“ zunächst von den dort an- 
getroffenen Winden besonders begünstigt. Der kräftige Wind veränderte sich 
langsam von NNW durch W nach SW und nahm dann allmählich bis zur 
schwachen Briese ab. Nachdem diese am 9. Dezember in der Nähe von 25° S-Br 
und 88,8° O-Lg, bei auf 764,5 mm gestiegenem Barometerstand durch S gedreht 
war, frischte dieselbe bald wieder auf und wurde zum Passat. Bei demselben 
konnte man für einige Tage einen recht günstigen Fortgang erzielen, doch 
wurde derselbe später durch das Auftreten eines orkanartigen Sturmes. in 
ungewöhnlicher Weise gestört. Als 20° S-Br überschritten worden war, begann 
das Barometer zu sinken und der gleichzeitig heftiger werdende Wind ver- 
änderte sich weiter nach rechts, Zur selben Zeit stellte sich eine hohe NO-See 
ein und das Aussehen der Luft wurde ein unheilverkündendes. Als „Urania“ 
sich um 4*p.m. des 12. November in 17,3° S-Br und 88° O-Lg befand, beob- 
achtete man dort mit 754,8 mm den niedrigsten Luftdruck und mit SSW-Wind 
von Stärke 9 die gröfste Windstärke. Als der Wind sich bald nachher weiter 
nach W veränderte, wurde derselbe schwächer, das Barometer begann zu steigen 
und das regnerische trübe Wetter nahm ein Ende. Dieser selbe Orkan wurde 
auch von den Mitseglern „Alice Rickmers“ und „George“ beobachtet. Bei 
diesem letzteren Schiffe, welches schon am 9. und 10. in wilder unregelmäfßiger 
östlicher See schwer arbeitete, herrschte derselbe, als es sich am 11, Dezember 
in 15,3° S-Br und 89,8° O-Lg befand. Der sich seit dem vorhergehenden Tage 
langsam von SE nach rechts verändernde Wind wehte in jenem Punkte um 
12° a. m. aus WSW in Stärke 9. Gleichzeitig hatte damals auch der Luftdruck 
mit 756,5 mm seinen niedrigsten Stand erreicht. Dagegen beobachtete man an 
Bord der „Alice Rickmers“ keinen Westwind, sondern nur Ostwind, der eine 
gröfste Stärke von 9—10 erreichte. Als dieses Schiff um 4* p. m. des 12. De- 
zember in 19,2° S-Br und 90,4° O-Lg stand, las man an Bord desselben einen 
niedrigsten Barometerstand von 753,7 mm ab, während gleichzeitig der Wind 
aus E mit der Stärke 9 wehte, Kapitän Reents, der Führer der „Alice 
Rickmers“, in dessen Journal sich die zutreffende Bemerkung befindet, er 
glaube, in nordnordöstlicher Richtung von ihm wehe ein Orkan, mufste infolge 
der schralen. Windrichtung mit dem Schiffe beidrehen, während die beiden 
von raumer laufendem Winde begünstigten Mitsegler vor dem Sturm weglenzen 
konnten. Berücksichtigt man die verschiedenen Beobachtungen dieser drei 
Schiffe, so scheint dieser Orkan sich nach südwestlicher Richtung mit der 
geringen Schnelligkeit von etwa 5Sm in der Stunde fortbewegt zu haben, 
Nach dem Orkan folgten bei „Urania“ und „Alice Rickmers“ leichte unbeständige 
nordöstliche Winde, während „George“ solche aus nordwestlicher Richtung 
antraf, Zwischen 14,5° und 13,8° S-Br wurde „Urania“ 3'/a Tage lang durch 
Stille und leichte Mallung aufgehalten. Unweit des letzteren Punktes stellte 
sich am 18. Dezember wieder ein mäfsiger Ostwind ein, welcher „Urania“ 
begleitete, bis der Schiffsort am 23. Dezember 3,7° S-Br in 90,1° O-Lg geworden 
war, Nördlich von .diesem Punkte wurde das Schiff abermals für einen Tag 
durch Windstille und schwache Mallung festgehalten und endlich unweit 3° S-Br 
der mäfsige NW-Monsun angetroffen, bei welchem man bis zum 26. Dezember 
zu dem in 90,3° O-Lg überschrittenen Aequator segeln konnte. Auf dem Wege 
zu demselben war vorher: 30° S-Br in 88,3° O-Lg am 7. Dezember, 20° S-Br 
in 89° O-Lg am 11. Dezember und 10° S-Br in 88,6° O-Lg am 20. Dezember 
gekreuzt worden. „Alice Rickmers“ verliefs südliche Breite in 91,9° O-Lg am 
25. Dezember und „George“ that dasselbe in 91,3° O-Lg. am 25. Dezember. 
„Alice Rickmers“ war ausnahmsweise auf der zwischen 14,5° und 6,5° S-Br 
liegenden Strecke durch. frischen Ostwind derart begünstigt worden, dafs 
während 60 Stunden eine mittlere Schnelligkeit von nahezu 8 Kn eingehalten 
werden konnte, während gleichzeitig bei „Urania“ schwache östliche Briese und 
Ann. 4. Hydr. etc., 1884, Hoft XL 
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