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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Auflösungen für das Zweihöhenproblem. 
Fehler der übrigen Rechnungen nur etwa eine halbe Minute für die Breite 
betragen haben würde, Die Rechnung nach II. wäre also ganz unbrauchbar 
geworden, obgleich sie auf einer ebenso strengen Formel wie die übrigen 
Rechnungen beruht, aber sie erfordert eine sehr scharfe Bestimmung des M, 
um nur einigermafsen in solchen ungünstigen Fällen genaue Resultate zu geben. 
Borda’s Verfahren war nun darauf gerichtet, die Breite für den Schiffs- 
ort der gröfseren Höhe zu erhalten. Er begann also die Zeitberechnung mit 
der kleinen Höhe, ohne sie erst auf den Ort der größeren zu reduciren, be- 
nutzte dafür aber die geschätzte Breite 33° 4/N des zweiten Ortes und die 
dazu gehörige Dekliuation. Mit dem berechneten Stundenwinkel = 48° 21‘ 20“ 
und der verflossenen Zeit, vermindert um 3‘ = 12° westliche Ortsveränderung, 
wurde dann t = 6° 30‘ 20” für die erste Beobachtung gefunden, woraus mit 
der Höhe = 61° 1‘ 0“ und der Deklination 5° 0' 40“ die Breite 33° 21‘ 17“ 
sich ergab. Zugleich aber ist die ganze Rechnung mit einer um 10‘ gröfseren 
geschätzten Breite durchgeführt worden; das gab @ = 33° 22‘ 12“, und 
schliefslich durch Interpolation die wahre Breite 33° 22‘ 7“. 
Es findet sich hier also wohl zuerst eine Berücksichtigung der Deklinations- 
Veränderung in der Zwischenzeit, sowie auch eine Ergänzung der von Douwes 
nur wegen der Längenveränderung des Schiffes bestimmten Korrektion für die 
Fahrt. Später (1787) hat Borda in seiner „Description et usage du cercle de 
reflexion“ dieselbe Form der Berechnung vorgetragen und auf das obige Beispiel 
mit geringer Veränderung angewendet. Aus der Vorrede dieses Buches ist 
ersichtlich, dals Borda der Urheber der in der Voyage de la Flore angegebenen 
Rechnungsmethoden ist, deren Tradition sich auch in manchen späteren fran- 
zösischen Arbeiten erkennen läfst. 
Eine Hauptfrage noch, ob denn durch dieses Borda’sche Verfahren ein 
grofser Vortheil gegen die Methode von Douwes erreicht worden ist, würde 
in Beziehung auf das gegebene Beispiel nicht zum Nachtheil der letzteren sich 
antscheiden. Im Gegentheil wäre die Douwes’sche Rechnung kürzer gewesen 
and auch nicht ungenauer, wenn ınan die Deklinationsveränderung dabei berück- 
sichtigt und die Fahrtkorrektion nicht einseitig nach Douwes, sondern voll- 
ständiger (nach Graham) angewandt hätte. 
Aber es ist noch ein anderer Fall übrig, wo die Borda’sche Methode 
entschieden im gröfsern Vortheil sein würde, wenn nämlich zwei Gestirne von 
ganz verschiedener Deklination beobachtet sind, wodurch der Gang der Rechnung 
nach dieser Methode keine Aenderung erleidet, während die andern Methoden, 
welche auf eine konstante Deklination gegründet sind, nicht mehr angewendet 
werden können. Als Beispiel ®°) dazu mögen folgende Sternhöhen dienen, aus 
Beobachtungen am 16. Januar 1874 in Kiel (von B. Weyer): 
Uhrzeiten Wahre Höhen Rektascension Deklin 
Sirius 91 37” 30° h= 17°59 a = 639° 36° dd = — 16° 33 
Reogulus 9 38 30 h= 24 24 a = 10 1 40 d’=— 412 35 
Zeit-Unt. = 0 1 O0 Mz d—a= 322 4 
=0 1 02S.Z........c= 01 02 
d-—m a—me— 321 4 
Beide Sterne waren östlich vom Meridian, aber die gröfsere Höhe 
(Regulus) in der Nähe des ersten Vertikals, und die kleinere (Sirius) nicht 
weit vom Meridian beobachtet. Wird nun für den Zweck der Rechnung als 
geschätzte Breite 54° 30‘N angenommen, so ergiebt sich: 
3%) Borda gab zwar kein Beispiel von Beobachtungen zweier Sternhöhen für diese Methode 
an, aber er‘ wies doch auf den beabsichtigten Gebrauch davon hin, wenn die Dämmerung oder der 
Mondschein die Beobachtung von Sternhöhen zur See gestatte. In der Beschreibung seiner Expedition 
(Voyage de la Flore I., pag. 351) wird empfohlen, die beiden Sterne so auszuwählen, dafs der eine 
Stern dem Meridian nahe genug sei, der andere aber 50 bis 120° östlicher oder westlicher. Zugleich 
wird dabei der einfachen (aber nachher oft wieder vermifsten) Regel gedacht, bei nicht gleichzeitigen 
Beobachtungen der beiden Sternhöhen nur deren Rektascensionsunterschied um den Betrag der 
verflossenen Zeit zu ändern und zwar zu addiren oder zu subtrahiren, je nachdem man die Beob- 
achtung mit dem östlichen oder westlicheren Stern angefangen habe.
	        
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