Eingänge von meteorologischen Journalen etc., Juni 1884.
575
Luftdruckes bewirkten natürlich höchst unbeständige und stürmische Winde.
Unter derartigen Verhältnissen mußte „Magdalene“ fast ihre ganze Reise voll-
enden, bis es schliefslich am 25. März gelang, den Hafen von New-York zu
erreichen. Es waren dann 42 Tage seit der Zeit, dafs man sich in der Nähe
von Fair Island befunden hatte, vergangen; 30° W-Lg war in 56,5° N-Br am
21. Februar, 50° W-Lg in 40,8° N-Br am 8. März, 60° W-Lg in 42° N-Br am
16, März und 70° W-Lg in 39,6° N-Br am 23. März geschnitten worden.
Kapt. Meyer berichtet, dafs zwei andere Bremer Schiffe, der „Sebastian Bach“
and die „Amphitrite“, die gleichzeitig mit der „Magdalene“ von der Weser aus
in See gegangen und welche gleich anfänglich nach Norden gesteuert waren,
je 8 und 7 Tage vor „Magdalene“ New- York erreichten, dafs ferner das Bremer
Schiff „Susanne“, welches die Weser 13 Tage früher als „Magdalene“ verlassen
hatte, und die Bremer Bark „Orpheus“, welche am 20. Januar von Cuxhaven in
See gegangen war, beide durch den Kanal gehend, New- York am 25. wie am
27. März erreichten. Das Bremer Vollschiff „Johann Friedrich“ endlich, welches
seine Reise von der Weser ebenfalls am 2. Februar angetreten hatte und durch
Kanal und Passatgebiet gesegelt war, gelangte an seinen Bestimmungsort
Philadelphia nach 72tägiger Reise. Diese Schiffe führten nicht das meteoro-
logische Journal der Seewarte. Unter den diesem Institute zur Verfügung
stehenden Journalen von Mitseglern befindet sich jedoch das des Bremer Voll-
schiffes „Anna“, Dieses Schiff war am 9. Februar von der Weser aus in See
gegangen, hatte bei dem in der Nordsee angetroffenen SW-Winde gleich seinen
Kurs auf Fair Island gesetzt und war nach drei Tagen in die Nähe dieser Insel
gelangt, Am Mittage des 15. Februar war der Standpunkt der „Magdalene“
in 62° N-Br und 9,6° W-Lg und gleichzeitig der. der „Anna“ in 59,2° N-Br
and 9,1° W-Lg. Es hielten sich diese beiden Schiffe dann für längere Zeit in
geringer Entfernung von einander und überstanden gemeinschaftlich die vielen
Stürme dieser Reise. Am 2. März befand sich „Magdalene“ in 43,5° N-Br und
41° W-Lg und gleichzeitig „Anna“ in 50° N-Br und 41° W-Lg. Nach dieser
Zeit gewann das erstere Schiff einen Vorsprung gegen den Mitsegler, und als
„Magdalene“ am 25. März bei Sandy Hook ankerte, befand sich „Anna“ noch
in 42° N-Br und 64,2° W-Lg. Dieses Schiff erreichte die Mündung des Delaware
erst am 7. April. Ein anderer mit der Seewarte in Verbindung stehender
Mitsegler, das Bremer Vollschiff „ Wilhelm“, das am 3. Februar von der Weser
aus eine Reise nach New-York angetreten hatte, wählte infolge der in der
Nordsee herrschenden SW-Winde auch die nördliche Route. Dasselbe gelangte
nach Fair Island am 13. Februar und scheint auf seiner Fahrt über den Ocean
später nicht so aufserordentlich häufig Stürme angetroffen zu haben, wie be-
sonders „Magdalene“ sie berichtet. Den heftigen Sturm vom 18. Februar beob-
achtete „ Wilhelm“ jedoch auch. Am Mittage dieses Tages stand „Magdalene“
in 59,6° N-Br und 24,5° W-Lg, „Anna“ in 58,7° N-Br und 23° W-Lg, „ Wilhelm“
in 58,2° N-Br und 26,4° W-Lg und noch ein anderer Mitsegler, das Hamburger
von der Elbe nach Philadelphia bestimmte Vollschiff „Bertha“ in 49,1° N-Br
und 12,9° W-Lg. „Wilhelm“, der später in der Nähe von den Neufundland-
Bänken aufserordentlich viel Eis antraf, erreichte New- York am 21. März. Der
eben erwähnte Mitsegler „Bertha“ endlich, der die Elbe am 2. Februar und
den Kanal am 15. Februar verlassen hatte, wählte im Gegensatze zu den andern
Schiffen die Passatroute zur Ausführung seiner Reise. Derselbe gelangte, ohne
vorher durch Stürme belästigt worden zu sein, zum Passatgebiet in 31,3° N-Br
und 20,5° W-Lg am 2. März, legte später die erforderliche Länge in der Nähe
von 22° N-Br zurück und erreichte die Mündung des Delaware am 26. März,
Die Dauer der verschiedenen Reisen über den Ocean waren also für: „Magdalene*
42, „Anna“ 55, „Wilhelm“ 37 und für „Bertha“ 40 Tage. Auf der südlichen
Route war also in diesem Falle ein recht zufriedenstellendes Resultat erzielt
worden, und dazu war die Reise dort durch kaum einen nennenswerthen Sturm
beunruhigt worden.
Von Philadelphia aus, wohin „Magdalene“ später versegelt war, trat
dieses Schiff am 26, April die Rückreise nach Hamburg an. Dieselbe wurde
bei umlaufenden Winden, die häufig stürmisch wehten, vollendet, ohne dafs sich
Nennenswerthes während derselben ereignete. Unter den verschiedenen Stürmen
war der heftigste der, welchen man am 12. Mai in der Nähe von 47° N-Br und