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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Eingänge von meteorologischen Journalen ete,, Juni 1884 
wieder eine ungünstige geworden war und Kapt. Meyer beabsichtigte, durch 
den Kanal zu segeln, für längere Zeit erfolglos kreuzen. Da diese Winde 
weniger ungünstig waren, wenn Kurs für die Nordspitze Schottlands gesteuert 
wurde, entschlofs sich der Kapitän, als man sich am 10. Februar in 53,7° N-Br 
und 2,7° O-Lg befand, die Route Nord um Schottland einzuschlagen. „Magdalene“ 
gelangte dann am 2. Februar in die Nähe von Fair Island, durfte es aber dort 
herrschenden unsichtigen Wetters wegen nicht wagen, die zwischen Orkney- und 
Shetland-Gruppe liegende Strafse zu betreten. Man segelte deshalb weiter nach 
Norden, bis man auch nördlich von dieser letzteren Gruppe gekommen war. 
Am Mittage des 15. Februar, als „Magdalene“ nach 62° N-Br in 9,5° W-Lg 
vorgerückt war, wurde mit der regelmäfsigen Führung des meteorologischen 
Journales begonnen, Es wehte damals ein stürmischer SE-Wind, und hielt sich 
der von abnehmendem Barometerstande begleitete Wind auch für die nächsten 
Tage vorherrschend in hoch südlicher oder südöstlicher Richtung. Das Schiff 
konnte infolge dessen in rascher Fahrt nach Westen hin vorrücken. Am 
17. Februar erreichte die schon vorher unerwünscht grofse Heftigkeit des 
Windes eine solche orkanartige Stärke, dafs mit dem Schiffe beigedreht werden 
mufste. Am 18, Februar hielt der Orkan fast den ganzen Tag unvermindert an. 
Kapt. Meyer beschreibt denselben in seinem Journale mit folgenden Worten: 
In den ersten Stunden des Tages steigerte sich der aus SE wehende Wind 
zum vollen, von hohen gewaltigen Wellenbergen und Schnee- und Hagelböen 
begleiteten Orkan. Die Luft war vollkommen unsichtig und lag dick auf dem 
Wasser. Um 10* a. m. nahm Wind und Seegang bei heftigem Regen plötzlich 
ab, und der erstere holte westlich, doch krimpte derselbe gegen Mittag wieder. 
Das Schiff war allen Anzeichen nach in die Nähe des Centrums eines Orkans 
gerathen, und vermuthete ich schon am Vormittage, dafs der Wind bald nörd- 
lich laufen würde. Derselbe kam aber wieder südlich durch. Nachmittags war 
die Luft theilweise etwas durchbrochen, und konnte man dann stets im Westen 
und Norden eine dicke wild aussehende Bank beobachten. Es lag daher die 
Vermuthung nahe, dafs der Orkan doch bald aus nordwestlicher Richtung 
hereinbrechen würde. Der noch beständig sinkende Luftdruck erreichte mit 
dem um 8* p. m. in 59,6° N-Br und 25° W-Lg beobachteten Stand von 721,6mm 
seinen niedrigsten Punkt. Von 4* bis 7° p.m. war die Windstärke zeitweise 
eine so geringe, dafs kein Steuer im Schiffe war. Dasselbe rollte dann, da 
alle Segel, aufser Grofsuntermars- und Vorstengestagsegel, festgemacht waren, 
in entsetzlicher Weise, Eine Viertelstunde vor 8 Uhr Nachmittags bemerkte 
man, wie es in südöstlicher Richtung wiederholt blitzte, und kurz vor 8 Uhr 
veränderte sich der schwache Wind, während bei Hagel- und Schneefall die 
dick und wild aussehende Luft von NW überzuziehen begann nach NW. Man 
bemühte sich dann, das Schiff so rasch wie möglich mit St-B.-Halsen an den 
Wind zu bringen, und kaum war dieses gelungen, als auch der Orkan aus NW 
mit voller Gewalt losbrach. Die Stärke des nun wehenden Windes spottet 
aller Beschreibung. Das Schiff lag trotz der hohen wild durcheinander laufenden 
See platt auf Seite. Das fast neue Marssegel zerrißs im Nu, so dafs nur die 
Liken nachblieben, und ebenso erging es dem Vorstengestagsegel, welches man 
versuchte niederzuholen. Bis 12* p.m., um welche Zeit der Luftdruck auf 
{33,7 mm gestiegen war, hielt der wieder langsam zu krimpen beginnende Orkan 
in voller Stärke an, das platt auf Seite liegende Schiff in Gischt und Schaum 
einhüllend und Schnee- und Hagelböen herbeiführend, deren Niederschläge bei 
der inzwischen bedeutend erniedrigten Temperatur die Takelung mit einer Eis- 
kruste umgaben. Es war ein furchtbares, die grofsen Schwierigkeiten der 
Nord um Schottland ausgeführten Winterreisen nach Nordamerika in drastischer 
Weise kennzeichnendes Unwetter, Auch der weitere Verlauf der Reise war ein 
angewöhnlich stürmischer, und konnte man daher die der Richtung nach nicht 
zelten günstigen Winde meistens nicht gehörig ausnutzen. Um von 40° nach 
41° W-Lg vorzurücken, waren vier Tage erforderlich. Westlich von 45° W-Leg 
bewegte sich der Luftdruck in solch starken Schwankungen, dafs am 4. März 
ein Stand von 743mm, 32 Stunden später ein solcher von 770mm und wieder 
8 Stunden später ein 777mm betragender Barometerstand abgelesen wurde, 
dafs ferner am 8. März ein während 18 Stunden erfolgendes Sinken des Baro- 
meterstandes von 770,5mm auf 732,1mm stattfand. Derartige Bewegungen des
	        
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