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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

57° 
Die Sydney-Insel. 
dafs auch bei gröfserer Brandung die Lanschen beladen werden können, weshalb 
in Zukunft nur selten Surfdays vorkommen werden. 
Der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser beträgt 0,6 bis 1,2 m 
(2 bis 4 Fufs). Zur Zeit des Neu- und Vollmondes ist es um 11 Uhr Hoch- 
wasser. Die Milsweisung des Kompasses ist 8° O. 
Auf dem Ankerplatz der Schiffe bei Sydney-Insel ist ein grofser Reichthum 
an schönen wohlschmeckenden Fischen vorhanden, von denen man mit Angel 
und Leine leicht eine beliebige Anzahl fangen kann. Auch Schildkröten kommen 
vor. Auf der Insel wird stets ein guter Vorrath von Schiffsproviant gehalten, 
und können Schiffe ihren etwaigen Bedarf, in den hauptsächlichsten Theilen 
wenigstens, ergänzen. Trinkwasser ist aber leider nicht zu erlangen, und die 
meisten Schiffe laufen deswegen Apia an. In letzterem Hafen kann man sein 
Schiff mit allem Nöthigen für die Reise vollständig ausrüsten. Aufserdem liegt 
Apia für ein von Sydney-Insel nach Europa bestimmtes Schiff recht günstig, 
und man hat dort weiter keine Hafenunkosten als 1 Doll. Lotsgeld pro Fufs 
Tiefgang des Schiffes und eine kleine Quarantänegebühr. 
Die Sydney-Insel besteht aus einem Korallenriff, welches sich über den 
Meeresspiegel erhebt und zwei Lagunen umschließt, die durch einen Korallen- 
rücken von einander getrennt sind. Das Riff fällt an allen Seiten bis zu eiver 
grofsen Tiefe steil ab; nur an der West- und hauptsächlich an der Nordwest- 
seite verflächt sich dasselbe eine Strecke weit allmählich und bildet so den 
einzigen Aukergrund der Insel. 
Die nordwestliche, gröfsere Lagune hat einen Umfang von 4 Sm, während 
die südöstliche bedeutend kleiner ist. Die Lagunen haben an der Oberfläche 
keine Verbindung mit dem Meere; der Umstand aber, dafs das Wasser in den 
Lagunen in gleicher Höhe mit dem Meeresspiegel steht und dasselbe nicht 
salziger als das Meerwasser ist, lälst vermuthen, dafs letzteres unten durch 
Kanäle in die Lagunen eindringen kann. Das Wasser der Lagunen hat eine 
bräunliche trübe Farbe ‘und einen üblen Geruch. Bei ESE-Wind kann man 
denselben selbst an Bord verspüren. Die Lagunen haben anscheinend keine 
Pe tenten den Tiefen; an einzelnen Stellen ragen sogar Sandbänke aus dem Wasser 
error. 
Der bewohnbare Theil von Sydney-Insel ist nach dem Vorhergehenden 
eigentlich nur ein Ring von durchschnittlich !/4 Sm Breite, der aus Korallensand 
und zerbröckelten, verwitterten Korallen, die vom Meere immer höher auf das 
feste Riff hinaufgespült sind, besteht, und auf welchem sich im Laufe der Zeit 
dann eine Vegetation entwickelt hat. Die Ansiedelung, deren geographische 
Lage 4° 25‘ S-Br. und 171° 13’ W-Lg ist, liegt nahe der Nordwestspitze der 
Insel. Es leben dort seit Dezember 1882 sechs Engländer und eine Engländerin, 
sowie 108 Südsee -Insulaner, die von andern Inseln hierher gebracht sind. 
Unter den letzteren waren zwei Frauen. Die Wohnungen sind leichte Bretter- 
häuser, die mit Eisenblech gedacht sind. Es ist ein chemisches Laboratorium 
zur Untersuchung des Guanos sowie eine kleine Apotheke am Platz. 
Das Guanofeld, welches gegenwärtig bearbeitet wird, liegt an der Ostseite 
der grofsen Lagune. Der Guano lagert dort in einer Dicke von 0,5 bis 1,5 Fuls, 
Das Guanofeld steht vermittelst einer schmalspurigen Eisenbahn mit der An- 
siedelung und der Landuvgsbrücke in Verbindung. Durch eine kleine Loko- 
motive werden die mit Guano beladenen Wagen nach der Landungsbrücke 
befördert. Bei der Ansiedelung ist ein grofser Schuppen errichtet, welcher 
über 1000 Tonnen Guano fassen kann. und der bei meinem Dortsein ganz 
angefüllt war, 
Der auf der Sydney-Insel vorhandene gute Guano — von etwa 75% Phos- 
phatgehalt — wird zu 20000 Tonnen geschätzt. Derselbe dürfte vielleicht nach 
Verlauf von 1’% bis 2 Jahren verschifft sein. Alsdann werden die Bewohner 
wahrscheinlich nach einer andern Insel der Phönix-Gruppe, entweder nach 
Mc. Kean- oder Gardener-Insel, übersiedeln, um dort die Gewinnung von Guano, 
der daselbst auch in guter Qualität vorhanden ist, fortzusetzen. Geringwerthiger 
Guano, für den sich die Verschiffung nach Europa aber nicht lohnt und der des- 
wegen hauptsächlich nach New-Seeland verladen wird, ist allenthalben auf der 
Sydney-Insel vorhanden. Schon vor längeren Jahren hat man Guano von Sydney- 
Insel nach Europa gebracht. Da man aber aus Unkenntnifs von der schlechten
	        
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